Kunst und Krieg in Hannover Mit dem Beschuss der Westerplatte vor Danzig begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Den 70sten Jahrestag nimmt nun das Sprengel Museum in Hannover zum Anlass, sich dem Thema Krieg in der Kunst zu widmen. Dafür hat es Grafiken des eigenen Bestandes aus dem 20sten Jahrhundert ausgewählt. Den Auftakt macht Käthe Kollwitz, die sich einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg mit Bildern zu den Bauernkriegen und zum Weberaufstand mit diesem Gegenstand auseinandergesetzt und dabei das kommende Unheil vorweggenommen hat. Ernst Barlachs Blätter für die Zeitschrift „Kriegszeit – Künstlerflugblätter“ sind 1914 noch von einer patriotischen Sicht erfüllt, die die nahe Katastrophe noch nicht erahnen lässt. Auch Max Beckmann beginnt den Ersten Weltkrieg noch voller Hoffnung auf gewaltige Bilder, die ihn in seiner Kunst weiterbringen sollen. Bald muss er aber ernüchtert feststellen, dass die Tragödie das menschliche Vorstellungs- und Fassungsvermögen bei weitem übersteigt. Voller Sarkasmus lässt er 1918, nach Millionen Toten, Verwundeten und Krüppeln, die der Krieg unter allen beteiligten Völkern gekostet hat, die Kinder immer noch Krieg spielen.
Otto Dix hat den gesamten Krieg an vorderster Front miterlebt. Einige Jahre nach dessen Ende verarbeitet er die Zeichnungen und Skizzen aus dem Feld zu der 50 Blatt umfassenden Grafikmappe „Der Krieg“, die schonungslos die Kriegsgräuel offenlegt. Pablo Picasso schuf 1937 mit seinem Monumentalgemälde „Guernica“ eines der eindrucksvollsten bildnerischen Anklagen gegen den totalen Krieg und das Leiden der Zivilbevölkerung. Seine Radierung „Femme qui pleure“ ist ein Detail dieses Gemäldes. Für Bernhard Heisig ist dann der Zweite Weltkrieg der Bezugspunkt. Seine Illustrationen zu Ludwig Renns Roman „Der Krieg“ sind Visionen des totalen menschlichen Tragödie im nationalsozialistischen Deutschland und in Kriegszeiten, die er 1965/66 in Folge „Der faschistische Alptraum“ niederlegt. Alfred Hrdlicka setzt sich in seiner 53 Blatt umfassenden Suite „Fast wie ein Totentanz – Radierungen zum 20. Juli“ mit dem Totalitarismus im Dritten Reich, dem Attentat auf Adolf Hitler, den Schauprozessen und den Hinrichtungen der Widerständler auseinander. Und Ruth Francken befasst sich schließlich in „Dans les flammes“ mit dem diktatorischen und korrupten Regime von Ngo Dinh Diem in Süd-Vietnam, der Selbstverbrennung buddhistischer Mönche als Protest gegen das Terrorregime, der amerikanischen Militärbesatzung und dem beginnenden Krieg.
Die Ausstellung „Künstler und Kriege – Krieg und Kunst. Darstellungen aus einem Jahrhundert“ läuft vom 9. September bis zum 29. November. Das Sprengel Museum hat dienstags von 10 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, freitags ist er frei.
Sprengel Museum Hannover
Kurt Schwitters Platz
D-30169 Hannover
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