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Unter dem Motto „Halt und Zierde“ zeigt das Liechtenstein Museum in Wien Spitzenstücke europäischer Rahmenkunst vom 16ten bis 19ten Jahrhundert

Ornamentale Meisterwerke



Francesco Salviati, Porträt eines jungen Mannes, nach 1548

Francesco Salviati, Porträt eines jungen Mannes, nach 1548

Historische Rahmen sind Echos ihrer Zeit. Und wohl bei keinem anderen Exponat spürt man die Rolle, die ein alter Rahmen für die Wirkung eines Alten Meisters spielt, so deutlich wie bei Francesco Salviatis „Porträt eines jungen Mannes“ von 1550/60. Der gut betuchte Jüngling ist eingefasst von einem prunkvollen Kassettenrahmen der Renaissance mit gesprengtem Giebel und ausladender Kartusche als Bekrönung. Auf den Eckwinkeln des Rahmens ragen vier vollplastische Männerbüsten hervor, wie man es von Fassaden der Zeit kennt, und an den vertikalen Außenkanten sind aufwendig geschnitzte Karyatiden montiert. Der Rahmen ist Repräsentationsmedium und zugleich ein Verbindungsglied in die Entstehungszeit des Gemäldes, ruft er doch mit seinem Habitus Assoziationen an die elegante Pracht italienischer Renaissance-Palazzi hervor. Der Rahmen atmet den Geist der Zeit.


Um letzteres geht es in der Wiener Ausstellung „Halt und Zierde“ in erster Linie. Das Liechtenstein Museum will das Verständnis der Rahmenkunst als Teil der Dekorationskunst ergründen, Parallelen zu Möbeln und Architektur aufzeigen, und auch den Bezug zu den jeweiligen Bildstilen der Zeit verdeutlichen. Das beginnt bei den sogenannten Tabernakel- und Ädikularahmen des 16ten Jahrhunderts, die für biblische Szenen und Madonnenbilder gefertigt wurden und mit ihren Giebeln und Säulen Formen der antiken Tempelarchitektur aufnehmen. Das setzt sich fort bei den sogenannten Kabinettrahmen, die mit ihren gebeizten Wellenleisten, mit Schildpatteinlagen und Edelholzfurnieren wie Kleinprodukte der barocken Möbelhersteller nördlich der Alpen erscheinen und vor allem für Stillleben und Porträts dienten. Und das wird noch augenscheinlich bei der Gegenüberstellung eines mit seinen Blattvoluten weit auslandenden und von einem in einer Muschel hockenden Putto bekrönten Spiegelrahmen aus dem späten 17ten Jahrhundert mit einem aus fleischigen Blattranken gefertigten Konsoltisch.

Was die Ausstellung, für die man zudem Exponate von renommierten europäischen Rahmenhändlern wie Jean Tournadre aus Paris oder Paul Mitchell aus London geliehen hat, weit über den Rang eines Lehrstückes in Sachen Rahmengeschichte heraushebt, ist die hohe künstlerische Messlatte der Objektauswahl. Das Beste vom Besten galt von Anfang an für das Jahrhunderte alte Geschlecht der Liechtensteiner und gilt auch für diese Ausstellung: Hier werden 400 Jahre europäischer Rahmenkunst als eine Schau künstlerischer und kunsthandwerklicher Meisterwerke zelebriert. Man muss nur einen Blick auf den skulpturalen Trophäenrahmen von Sefferin Alken werfen, einem der berühmtesten Dekor- und Bildschnitzer Englands, der für Francesco Zuccarellis kleines Gemälde „Diana mit ihren Begleiterinnen und Hund“ von 1765 einen mit jagdlichen Motiven verzierten Rahmen schuf. Dann begreift man den künstlerischen Wert, den ein Rahmen haben kann. Alkens Arbeit hat bildhauerisches Format.

Nicht zuletzt spricht eine Bildfassung aus der Werkstatt des in Rom tätigen Antonio Chicari für die Wertschätzung, die man im 17ten Jahrhundert einzelnen Rahmen entgegenbrachte. Der Rahmen trägt das Wappen der Familie Chigi, einer der reichsten Dynastien im Rom jener Zeit. Der Entwurf des mit Blumenranken überzogenen Leistenrahmens mit versilberten, vollplastischen Cherubini in den Winkeln stammt von keinem Geringeren als von Gian Lorenzo Bernini. Dieser Rahmen wurde erst vor kurzem für die Liechtensteinsche Sammlung im englischen Kunsthandel erworben. Und das zeigt, dass bedeutende Exemplare längst über das Ausstellungsmotto „Halt und Zierde“ hinausragen und als Kunstwerke an sich gesehen werden. Bedauerlich nur, dass bei diesem hohen Anspruch, die Katalogbeschreibungen und Texte so allgemein bleiben und längst eingeführte Kategorisierungen und Termini ignoriert werden.

Die Wiener Ausstellung hat in ihrem Subtext noch eine weitere Botschaft, nämlich dass nach einigen Irrungen und Wirrungen in den 1960er Jahren Sammler Alter Meister und Museen durchaus wieder Interesse an historischen Rahmen zeigen. In Deutschland haben sich in den letzten 25 Jahren etwa fünf, sechs Händler auf diesem Spezialgebiet etabliert, darunter Martin Dickel in Hamburg, die Galerie Christel Reuther sowie Von Stein & Penca in München oder Michael Mittentzwey in Mannheim. Dennoch ist der Markt schwierig. Olaf Lemke aus Berlin, Deutschlands erste Adresse in Sachen historischer Rahmen, erinnert sich an einen Kunden, der beim Preis eines Rahmen aus dem 17ten Jahrhundert entrüstet entgegnete, dass man sich dafür ja ein Gemälde des 19ten Jahrhundert kaufen könne. Lemke packte seine Rahmen wieder ein. „Das ist das Denken einer Industriegesellschaft, wo alles billig sein soll. Wenn die bedeutenden Sammler und Museen gleicher Auffassung wären, dann hätten wir längst keine Rahmenkultur mehr.“

Alte Meister haben ihren Preis, alte Rahmen ebenso. Die Preise für reich geschnitzte, französische Rahmen aus der Mitte des 18ten Jahrhunderts von mittlerem Format starten bei 4.000 bis 5.000 Euro, Rahmen der Renaissance liegen im fünfstelligen Bereich und für außergewöhnliche Objekte wie die Chicari-Arbeit nach Bernini ist die Skala nach oben offen.

Die Ausstellung „Halt und Zierde. Das Bild und sein Rahmen“ zeigt bis zum 9. November mehr als 150 Rahmen aus dem 15ten bis 19ten Jahrhundert, die meisten aus dem Bestand der Sammlung Liechtenstein Vaduz-Wien. Das Liechtenstein Museum hat freitags bis dienstags zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 4 Euro. Der Katalog aus dem Christian Brandstätter Verlag kostet 28 Euro.

Kontakt:

Gartenpalais Liechtenstein

Fürstengasse 1

AT-1090 Wien

Telefax:+43 (01) 319 57 67 20

Telefon:+43 (01) 319 57 670

E-Mail: office@liechtensteinmuseum.at

Startseite: www.liechtensteinmuseum.at



01.11.2009

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Sabine Spindler

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 Jahrhundert
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Gerard ter Borch d.J., Bildnis des Malers Jan van Goyen, 1652
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in der Ausstellung „Halt und Zierde. Das Bild und sein Rahmen“
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Antonio Chicari, gen. Il Pisano, Trophäorahmen, 3. Viertel 17. Jahrhundert

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Tondorahmen, innen mit originalem rechteckigem Rahmen für die Tafel, florentinisch, 16. Jahrhundert

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Gerard ter Borch d.J., Bildnis des Malers Jan van Goyen, 1652

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in der Ausstellung „Halt und Zierde. Das Bild und sein Rahmen“

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