Neues Jahr, neuer Schwung: Der frisch gebackene Intendant der Deichtorhallen Dirk Luckow, bis Oktober war er noch Direktor der Kunsthalle zu Kiel, gab jetzt einen ausführlichen Ausblick auf das Programm 2010 des international renommierten Ausstellungshauses. Vor allem aber wies er auf chronische Finanzprobleme hin. Die schlechte Nachricht kam im Herbst: Einsparungen im Hamburger Kulturhaushalt von 10 Millionen Euro sollen umgesetzt werden – bittere Einschnitte auch bei den Museen, zum Glück jedoch noch nicht bei den Deichtorhallen. Dirk Luckow: „Wenn uns nur 1 Prozent davon getroffen hätte, wäre das desaströs geworden. Zum Glück ist das nicht passiert.“
Der Neu-Hamburger verweist auf die guten Besucherzahlen von über 234.000, die sein Vorgänger Robert Fleck im vergangenen Jahr erreicht hat. Eine Zahl, die er gerne noch toppen würde. Ein guter Start ist Dirk Luckow mit der viel beachteten Retrospektive des New Yorker Fotografenpaares Lillian Bassman & Paul Himmel, der ersten Schau unter seiner Ägide, bereits gelungen.
„Ich möchte die Wahrnehmung des Hauses nach außen noch einmal stärken“, betont Luckow. „Ziel ist es, das Programm zu verdichten und die Spannung zu erhöhen. Durch die Verdichtung bekommt das Haus mehr Herzblut und Lebensfülle. Um Ausstellungen realisieren zu können, die etwas bewirken, muss der Druck erhöht werden, um mehr Geld für die Deichtorhallen zu akquirieren.“ Hierzu hat sich Luckow, der sich in seiner Rolle als gut vernetzter, auch gesellschaftlich agierender Strippenzieher der Deichtorhallen sichtlich wohlfühlt, einige Gedanken gemacht: „Als Riesenchance sehe ich die Zusammenarbeit mit Kulturstiftungen der Wirtschaft. Daneben arbeite ich an der Schaffung eines neuen Förderkreises, der auf Unternehmertum basiert und eine neue Identität der Deichtorhallen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Stadt Hamburg schaffen soll.“ Luckow kann hier auf gute Erfahrungen aus der Arbeit mit dem Stifterkreis der Kunsthalle zu Kiel zurückblicken.
Sein Ausstellungsprogramm für die nächsten drei Jahre ist bereits festgezurrt. Wichtig ist es ihm, drei große Ausstellungen pro Jahr in der größeren Nordhalle zu realisieren. 2010 ist eine Präsentation der Video- und Mediensammlung der schillernden Jungsammlerin Julia Stoschek aus Düsseldorf geplant. Weiterhin eine Retrospektive des als Insidertipp bekannten dänischen Künstlers Poul Gernes (1925-1996) sowie die Installation einer Hüpfburg für Erwachsene des amerikanischen Choreographen William Forsythe in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Sommerfestival Hamburg. Im Haus der Photographie stehen als Höhepunkte eine Schau mit dem Frühwerk der japanischen Fotolegende Nobuyoshi Araki, die Ausstellung „Heldenzeiten“ des ukrainischen Fotografen Sergey Bratkov sowie eine große Retrospektive des in New York lebenden britischen Fotokünstlers Paul Graham auf dem Programm.
„Hamburg muss ein eigenes Profil fahren und mit möglichst guten Ausstellungen nach außen wirken“, sagt Luckow. „Wenn die Sparmaßnahmen im Kulturhaushalt der Stadt Hamburg durchgesetzt werden, besteht die Gefahr, dass Hamburg provinzialisiert wird, gerade im Vergleich zur Kunstmetropole Berlin. Und wer will schon in Deutschland Verhältnisse wie im zentralistischen Frankreich haben, wo alles nach Paris schaut.“
Ob Dirk Luckows größter Wunsch, eine langfristige Kooperation mit der hervorragend aufgestellten Privatsammlung Falckenberg einzugehen, vom Hamburger Senat unterstützt wird, ist zur Zeit noch völlig offen. Der aktuelle Plan sieht vor, die Harburger Sammlung Falckenberg als Dauerleihgabe für mindestens 14 Jahre an die Deichtorhallen zu binden. Ein zusätzlicher Kurator soll dann Ausstellungen sowohl für die Deichtorhallen als auch für die Sammlungsräume in Hamburg-Harburg entwickeln. Für Personal und Unterhalt der Harburger Dependance wäre aber ein zusätzliches Jahresbudget von 500.000 Euro nötig, das von der Stadt finanziert werden soll. Angesichts leerer Kassen ein frommer Wunsch. Dennoch bleibt Dirk Luckow vorsichtig optimistisch und entwickelt bereits Ideen: „Wenn es zur Kooperation zwischen den Deichtorhallen und der Sammlung Falckenberg kommt, ändert sich alles“, sagt er. |