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Marktberichte |
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Das Dorotheum erzielt im Silber das beste Ergebnis in seiner Geschichte  Katharina die Große sorgt für großen Gewinn

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 |  | Johan Henrik Blom, Robert-Joseph Auguste und 4 Kerzenleuchter, Paris und St. Petersburg um 1770/80 | |
Ob die vier Silberleuchter der Zarin Katharina der Großen ein romantisches Abendessen mit einem ihrer zahlreichen Liebhaber erleuchtet haben oder ob sie Licht in politische Verhandlungen über die Zukunft Russlands brachten, ist ungewiss. Fest steht aber, dass die zweiflammigen Kandelaber auf rundem Stand mit Blattdekor und einem Schaft mit Löwenmaskaron als Ringhalter dem Dorotheum bei der Silberauktion am vergangenen Montag einen Rekordgewinn bescherten. Ursprünglich auf 70.000 bis 90.000 Euro geschätzt, gingen die Arbeiten für ein Tafelservice des Pariser Goldschmieds Robert-Joseph Auguste, das von dem St. Petersburger Meister Johan Henrik Blom noch erweitert wurde, für 175.000 Euro über den Ladentisch.
Auch zahlreiche andere Objekte aus russischen Silberwerkstätten fanden am 17. Mai bei den Bietern in Wien Anklang, so zum Beispiel eine Moskauer Trompe l’oeil Deckeldose von 1881. Gerasim Loskutov hat sie als Hocker auf vier Füßen mit weiblichen Büsten an den vier Füßen geformt. Auf dem reich verzierten, vergoldeten Kissen kuschelt sich ein plastisches Kalb an den Bauch seiner Mutter. Von 5.000 bis 7.000 Euro wurde der Preis auf 19.000 Euro hoch getrieben. In diese Verkauferfolge reihen sich auch die illusionistische Schale von Pawel Owtschinnikow aus Moskau, die in Form eines geflochtenen Korbs mit Damastserviette für 11.000 Euro wegging (Taxe 1.800 bis 2.800 EUR), und einige russische Nielloarbeiten ein, wie das Moskauer Tablett mit einer bäuerlichen Szene im Spiegel von etwa 1896 für 8.000 Euro (Taxe 3.500 bis 4.500 EUR). Ein hervorragendes Ergebnis konnte auch der St. Petersburger Deckelhumpen von 1869 mit einem Verkaufspreis von 18.000 Euro erzielen. Originell schlingt sich ein altrussisches Dekor in Gestalt einer Stadtmauer um den Krug, den Knauf des Deckels bildet ein plastischer Musikant (Taxe 6.000 bis 9.000 EUR).
Auch Cloisonnéarbeiten lagen gut im Rennen. Die Moskauer Ikone mit einer Christusdarstellung und reich gestaltetem, vergoldetem Silberoklad von 1900 fand für 12.000 Euro einen neuen Besitzer (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR) und der Moskauer Salzthron der Firma Orest Kurljukow mit einer Kokoschnikkopfpunze der Jahre 1908 bis 1917 für 8.000 Euro (Taxe 2.800 bis 3.800 EUR). Der aufwändig von Maria Semenova in dieser Zeit gearbeitete Kowsch mit zarten Blüten in Grün, Rosa und Blau erreichte seine untere Schätzung von 10.000 Euro. Zum größten Teil verließen die Objekte aus der St. Petersburger Werkstatt Fabergé das Dorotheum ebenfalls nur zum Schätzpreis, doch wurden sie durch einen klassizistisch gehaltenen Standspiegels der berühmten Firma von 1894 überstrahlt. Nun kann sich der Käufer, der dafür 45.000 Euro hinblätterte, in dem geschliffenen Glas mit einem Rand aus Palmetten- und Perlband sowie einem Abschluss mit Lorbeerfestons von Julius Rappoport bewundern (Taxe 12.000 bis 18.000 EUR).
Arbeiten aus England fanden dagegen nicht so großen Anklang. Eine Ausnahme bilden die vier gleichartigen Londoner Schauplatten, bei denen sich der Preis von 2.000 bis 3.000 Euro auf 7.500 Euro schwang. William Pitts fertigte sie in der ersten Hälfte des 19ten Jahrhunderts und schmückte ihre Fahne üppig mit hochgetriebenen Früchten und Vögeln, den Spiegel mit einem Putto und Hund. Für 38.000 Euro konnte das Dorotheum ein Paar siebenflammiger Prunkkandelaber mit Rocaillen, Akanthusblättern und Putto mit Jagdutensilien von Robert Garrard d.J. aus dem Ende des 19ten Jahrhunderts zuschlagen (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Hier lässt sich der Trend feststellen, dass Alltagsgegenstände wie Bestecke oder Teller nicht so gut gehen wie außergewöhnlichere Dinge, etwa die Sammlung reich verzierter Teedosen mit Londoner Beschauzeichen aus der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts für 5.000 Euro (Taxe 2.00 bis 2.500 EUR).
Wahrscheinlich befanden sich im Saal auch mehrere Jagd- und Tierfreunde. Denn ein Hirsch (Taxe 700 bis 1.000 EUR) und eine Gemse (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR), beide mit abnehmbarem Kopf, schossen preislich in unerwartete Höhen. Der springende Hirsch war jemandem 18.000 Euro wert, die Gemse 15.000 Euro. Der bunte Vogel vor einer alpinen Seelandschaft eines Singvogelautomaten trällert jetzt sein Liedchen im Haus des Bieters, der 6.000 Euro für ihn auf den Tisch legte (Taxe 1.500 bis 2.500 EUR). Das vollplastische südamerikanische Räuchergefäß in Form eines Löwen wohl aus dem Ende der spanischen Kolonialzeit hat nun für 15.000 Euro ein neues Zuhause gefunden (Taxe 2.500 bis 4.000 EUR).
Groß war die Nachfrage nach alter deutscher Silberware, die die ältesten und qualitätvollsten Stücke vorzuweisen hatte, etwa einen gotischen Kelch aus Westdeutschland aus dem 15ten Jahrhundert für 9.500 Euro (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR). Fasziniert von den schönen in Niello gezeichneten feinen Blumen und Blättern, war ein Bieter bereit, 40.000 Euro für einen Deckelhumpen des Hamburger Meisters Heinrich Eichhoff aus den 1670er Jahren zu zahlen (Taxe 25.000 bis 28.000 EUR). Auch beim Augsburger Deckelhumpen mit Muschelwerk, Bandeldekor und dem Meisterzeichen von Philipp Stenglin von 1732/33 kletterte der Preis auf 28.000 Euro (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR). Zudem erregte eine Augsburger Schauplatte, die mit üppigen Blumen und Vögeln auf der Fahne und im Spiegel mit drei ruhenden Figuren in einer Ruinenlandschaft geschmückt ist, die Bietlust des Publikums. Die Arbeit des Silberschmieds Erhard Warnberger I. wurde mit dem stolzen Preis von 55.000 Euro gewürdigt (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR).
Ein weiteres großes Zentrum der deutschen Silber- und Goldschmiedekunst war Nürnberg. Von dort entsandte Meister Hans Rühl einen Traubenpokal vom Anfang des 17ten Jahrhunderts mit einem naturalistischen Baumstamm samt kleinem Holzfäller als Schaft und strich damit 13.000 Euro ein (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Der Freund eines wohl ungarischen Deckelhumpens der späten Renaissance musste bis 26.000 Euro mitsteigern, um den mit getriebenen Früchten, Bandelwerk und drei Medaillons mit mythologischen Szenen verzierten Krug sein Eigen nennen zu können. Neckisches Detail ist die erotische Darstellung auf dem Boden des Kruges (Taxe 12.000 bis 16.000 EUR).
Weniger Einsatz war dagegen bei den Augsburger Schlangenhautbechern nötig. Das Exemplar des Meisters Abraham Griff vom Ende des 17ten Jahrhunderts verließ das Dorotheum mit 600 Euro unter dem Schätzpreis von 900 bis 1.200 Euro, ebenso wie der Wiener Deckelbecher aus der Zeit Maria Theresias (Taxe 700 bis 1.200 EUR). Auch für die Pariser Confituriére des Pariser Meisters C. P. Vahland vom Anfang des 19ten Jahrhunderts hatten nur Wenige Interesse. Sie wurde für 2.600 Euro gerade um den unteren Schätzpreis verkauft. Die vier Wiener Gewürzaufsätze aus dem Empire des Meisters FS kamen schon für 900 Euro unter den Hammer (Taxe 1.000 bis 1.6000 EUR). Mit einem Preis von 6.000 Euro war in der Sparte Wiener Empire das überlange, etwas exaltierte Kerzenleuchterpaar von Franz Lorenz Turinsky um 1813 ein guter Zuschlag (Taxe 2.500 bis 3.500 EUR).
Knapp zwanzig Jahre später ist die Berliner Terrine der Gebrüder Gerike entstanden. Auch bei der Schale, die von zwei Markuslöwen getragen wird und deren Griffe aus geflügelten Fabelwesen bestehen, gab es kein heißes Bietgefecht. Sie wurde für den unteren Schätzpreis von 18.000 Euro veräußert. Fans kurioser Dinge gibt es dagegen immer. Das merkt man an dem Verkaufswert für eine deutsche Spardose in Form einer Trommel, die für 2.600 Euro das Dorotheum verließ (Taxe 700 bis 1.000 EUR). Der deutsche Historismus hatte zudem zahlreiche Anhänger im Publikum. Obwohl an dem Pokal von etwa 1870 in einem Stilgemisch aus Renaissance und Barock einige Teile fehlten und der Fuß restauriert ist, bot jemand mit 5.000 Euro das Doppelte des Schätzpreises.
Mit dem besten Umsatz von brutto 1,86 Millionen Euro für eine Silberauktion in der Geschichte des Hauses und einer losbezogen Verkaufsquote von 71,5 Prozent, zu der auch der Moskauer Deckelhumpen aus den 1740er Jahren beigetragen hat, zeigte sich das Dorotheum mehr als zufrieden. Der Humpen mit seinen feinen Herrscherdarstellungen auf den drei Medaillons der Wandungen und der gravierten Genreszene auf dem Deckel, ging für 22.000 Euro weg und ist ein guter Repräsentant für die hervorragende Ware bei dieser Auktion (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR).
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Dorotheum Dorotheergasse 17 AT-1010 Wien |
 | Telefon:+43 (01) 515 60 0 | Telefax:+43 (01) 515 60 443 |  |  | E-Mail: client.services@dorotheum.at |  | Startseite: www.dorotheum.com |
20.05.2010 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Lisa Witte |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 23 | Seiten: 1 • 2 • 3
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (20) |  | •  | Veranstaltung vom: 17.05.2010, Silber
|  | •  | Bei: Dorotheum
|  | •  | Bericht: Kleine Männer bei der Arbeit
|  |  | •  | Kunstwerk:  Robert-Joseph Auguste und Johan Henrik Blom, 4 Kerzenleuchter, Paris und St. Petersburg
um 1770/80 |  | •  | Kunstwerk:  Springender Hirsch, 19. Jahrhundert |  | •  | Kunstwerk:  Räuchergefäß, Südamerika, wohl 19. Jahrhundert |  |  | •  | Kunstwerk:  Meister A. Ja. S., Deckelhumpen, St. Petersburg 1869 |  | •  | Kunstwerk:  Pawel Owtschinnikow, Schale, Moskau 1893 |  | •  | Kunstwerk:  Gerasim Loskutov, Deckeldose, Moskau 1881 |  |  |
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 Pawel
Owtschinnikow,
Schale, Moskau 1893 |  | Taxe: 1.800 - 2.800 EURO Zuschlag: 11.000,- EURO Losnummer: 280 |  |  |  |  |  | 
 Gerasim Loskutov,
Deckeldose, Moskau
1881 |  | Taxe: 5.000 - 7.000 EURO Zuschlag: 19.000,- EURO Losnummer: 268 |  |  |  |  |  | 
 Springender Hirsch,
19. Jahrhundert |  | Taxe: 700 - 1.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 176 |  |  |  |  |  | 
 Franz Lorenz
Turinsky, Paar
Kerzenleuchter,
Wien, 1813 |  | Taxe: 2.500 - 3.500 EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 139 |  |  |  |  |  | 
 Philipp Stenglin,
Deckelhumpen,
Augsburg 1732/33 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 36 |  |  |  |  |  | 
 Julius Rappoport,
Standspiegel, 1894 |  | Taxe: 12.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 45.000,- EURO Losnummer: 313 |  |  |  |  |  | 
 Deutschland, Pokal,
um 1870 |  | Taxe: 2.000 - 2.500 EURO Zuschlag: 5.000,- EURO Losnummer: 166 |  |  |  |  |  | 
 Gebrüder Gerike,
Gebrüder Gerike,
Terrine, Berlin um
1830 |  | Taxe: 18.000 - 24.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 144 |  |  |  |  |  | 
 William Pitts, 4
Schauplatten,
London 1817/1818 |  | Taxe: 2.000 - 3.000 EURO Zuschlag: 7.500,- EURO Losnummer: 118 |  |  |  |  |  | 
 Erhard Warnberger I,
Schauplatte,
Augsburg 1680 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 55.000,- EURO Losnummer: 10 |  |  |  |  |  | 
 Westdeutschland,
Kelch, 15.
Jahrhundert |  | Taxe: 5.000 - 7.000 EURO Zuschlag: 9.500,- EURO Losnummer: 1 |  |  |  |  |  | 
 Südamerika,
Räuchergefäß, wohl
19. Jahrhundert |  | Taxe: 2.500 - 4.000 EURO Zuschlag: 15.000,- EURO Losnummer: 230 |  |  |  |  |  | 
 St. Petersburg,
Meister A. Ja. S.,
Deckelhumpen, St.
Petersburg 1869 |  | Taxe: 6.000 - 9.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 256 |  |  |
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