| | 10 Jahr und 60 Ausstellungen – die Galerie Werner Klein in Köln | |
Als Kulturschock haben viele Beobachter der Kunstszene im Rheinland den Umzug der Galeristin Linn Lühn von Köln nach Düsseldorf bezeichnet. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die alte Feindschaft zwischen Köln und Düsseldorf eine Rolle spielt, aber auch damit, dass die Galeristin ihre Arbeit neu überdenkt. Das Ladenlokal kann nicht mehr alles sein, warum also nicht Kunst beim Abendessen oder während einer Feier verkaufen? Zehn Jahre schon pflegt Werner Klein dieses Modell neben den regulären Galerieaufgaben in seinen repräsentativen Räumen in der Kölner Südstadt. Das Lofthaus, in dem schon Rolf Ricke jahrzehntelang erfolgreich tätig war, bleibt Pilgerstätte für die Kunstszene. Werner Klein hat maßgeblich daran gearbeitet. Der Diplomtheologe Klein, einst Fachbuchhändler in Trier und Aachen, ist versiert in Buchhaltung, was in heutiger Zeit einem Galeristen nur von Vorteil sein kann.
Erste Erfahrungen sammelte Werner Klein in anderen Galerien, auf Messen, bewies sich erfolgreich im Verkauf. Drei Orte schwebten ihm vor, als er sich zum Galeristendasein entschloss: München, Berlin und Köln. In München merkte er bald, dass er dort immer der Preuße bleiben würde, in Berlin war es ihm zu groß, und in Köln verstanden ihn die Menschen. Fragt man ihn heute, ob er seinen Beruf verinnerlicht habe, dann fühlt er sich in einer Vision angekommen. Er wollte sprachfähig machen, was man nicht sieht, ohne das, was man sieht, zu entzaubern. Der Künstler kann vieles, aber er kann die Vermittlungslücken nicht füllen. Und so betrachtet Werner Klein sein Tun als einen Kommunikationsjob, von dem man leben muss. Mit zwei Künstlern begann alles. Einer davon ist Christian Frosch. Nicht Maler, nicht Zeichner, eher Feldforscher in Sachen Farbe. Eine heitere Kunst, gepaart mit wissenschaftlichem Hintergrund. Der Vermittler Werner Klein konnte seine Arbeit aufnehmen.
Dazu führte ihn sein Weg zunächst nach London. Hier hatte Klein innerhalb eines Wochenendes sechzig Galerien besucht. Nicht wegen der Kunst. Er wollte sehen, was man als Einrichtung braucht und welche Raumgröße angemessen erscheint. Was er mitbrachte, war ein Kartenformat für seine Einladungen, drei Millimeter schmaler als in Deutschland üblich. Diesem Format mussten sich die Künstler beugen. Ohne Wenn und Aber. Heute ist es auf Normalmaß herangewachsen. Sechzig Einladungskarten der Galerie Klein gibt es jetzt als Buch – sechzig Beweise für zehn Jahre erfolgreiche Galerietätigkeit. Ein Zeugnis der Beharrlichkeit. Werner Klein liebt das kleine Format als Karte und an der Wand.
Der Mann, der das Leise in der Kunst vertritt, wie eine Kritikerin schrieb, wurde auf der Art Cologne von einer Dame gefragt, ob er seine Galerie eröffnen konnte, weil er ein Vermögen im Hintergrund hatte. Klein antwortete der Dame: „Was Sie Vermögen nennen, Gnädige Frau, nenne ich Ersparnis.“ Doch 300 Euro für Einladungskarten, 300 Euro für Porto, der Wein, das Abendessen, der Transport, die Raummiete – das alles will kalkuliert sein. Zahlt mancher Galerist in Düsseldorfer Bestlage schon mal 4.000 Euro Miete im Monat, ist es in Köln nicht viel weniger. Klein hat sich professionelle Hilfe zu Beginn seiner Tätigkeit beim Künstlerbund und in den Statuten des Bundesverbandes Deutscher Galerien (BVDG) geholt. Den Rest hat er mit seinen Künstlern ausgehandelt. Die 50/50-Regelung, die die Einnahmen zwischen Galerist und Künstler halbiert verteilt, gilt für ihn heute noch, auch wenn der BVDG darüber nachdenkt, dies zu ändern und einen Leitfaden „Grundsätze der Zusammenarbeit von Künstlern und Galerien“ aufgestellt hat. Die Broschüre will Künstler stärker als früher an den Kosten der Galeristen beteiligen.
Davon lässt sich Klein nicht beirren. Er hat über Jahre hinweg ein Vertrauensverhältnis zu seinen Künstlern aufgebaut, und so mancher in der kleinen Gemeinschaft der Zeichner hat seinen ersten öffentlichen Auftritt in der Galerie Klein gehabt. So Karoline Bröckel, die schon lange eine Bewunderin von Katharina Hinsberg ist, deren Werke in etlichen Musen zu finden sind. Hinsbergs großformatiges Gitterwerk mit irritierenden Farblinien glänzt in der Jubiläumsausstellung „2000-2010. 10 Jahre Galerie Werner Klein“ für 5.400 Euro. Sein Leumund, sagt Klein, sind die Künstler und sein Ziel, dass im Erstkontakt mit Sammlern, Museumsleuten und Kunstinteressierten kein Fehler passieren darf. Es ist der professionelle Umgang, der zählt. Fehler, die hier passieren, kann man nicht mehr ausmerzen. Und das beherrscht er.
Werner Klein empfindet sich nicht als Galerist für Zeichnung, obwohl diese Gattung einen breiten Raum in seinem Programm einnimmt. Es ist eher ein Galerienprogramm für eine persönliche Haltung. Als Beweis hängt die Arbeit von Anne Koskinen bleischwer an der Wand. Ein Autoportrait aus Bronze für 3.000 Euro. Im Nebenraum gibt es eine Mäusefalle, in der die Bronzemaus nicht mehr zappelt. Das „Last Meal“ kostet 2.500 Euro. Künstler wie Ronald Noorman, Matthias Mansen, Malte Spohr, Linda Karshan, German Stegmaier, Sebastian Rug, Barbara Camilla Tucholski, Wonkun Jun, Jan Svenungsson sind in der Accrochage-Show zum Jubiläum vertreten. Zwei Tage wurde gefeiert. Mit der Kunst, den Künstlern, Sammlern und Freunden. Zwei Tage auch Essen und Trinken. Das Fest ist bezahlt, die Verkäufe laufen gut und die Erstkontakte halten.
Die Ausstellung „2000-2010. 10 Jahre Galerie Werner Klein“ ist bis zum 2. Oktober zu sehen. Die Galerie hat dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. |