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Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Lempertz veranstaltet in Köln erstmals eine Abendauktion mit gehoberer Ware und hat dafür 29 Werke zeitgenössischer Kunst ausgewählt

Trockel an Riley



Jetzt hat auch Lempertz seine Abendauktion. 66 Losnummern hat das Kölner Auktionshaus für ein eigenes abendliches Schaulaufen am kommenden Freitag zusammengestellt. Etwas mehr als die Hälfte gehört den modernen, der Rest den zeitgenössischen Künstlern. Von Letzteren erhofft sich das Haus einen Umsatz von circa 2,1 bis 2,5 Millionen Euro ohne Aufgelder. Millionenpreise wie bei den Modernen werden nicht angestrebt und sind wohl auch nicht zu erwarten, doch einen Favoriten gibt es: ein unbetiteltes Gemälde Sigmar Polkes aus dem Jahr 1993, das alle wesentlichen Merkmale des kürzlich verstorbenen Künstlers enthält. Als Basis dient ein bieder gemusterter Dekorationsstoff, auf dem eine schlierige Interferenzfarbe sich ausbreitet, über der wiederum in Gestalt eines monochrom blauen Punkterasters eine Art Stillleben mit Flasche und drei Gläsern zu sehen ist. 380.000 bis 400.000 Euro soll dieses unverwechselbare Polke-Bild mit hintergründigem Humor kosten.


Ein Mitstreiter Polkes aus dem engeren Zirkel des „Kapitalistischen Realismus“ ist Gerhard Richter. Charakteristisch für Richters ironisierende Malerei der 1960er Jahre ist der „Vorhang“, den auf kleinem Format von 24 mal 18 Zentimetern festhielt. Man könnte das Gemälde aus dem Jahr 1965 aber auch als schelmischen Kommentar auf die abstrakte Malerei der Zeit lesen (Taxe 200.000 EUR). Richters und Polkes Lehrer war Karl Otto Götz, der wiederum einen weiteren Schwerpunkt bei Lempertz vertritt: ebnen jene Generation der Nachkriegsabstrakten. Neben Götz selbst und einer gewohnt rasanten Farbstraßenführung aus dem Jahr 1954 (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR) sind hier Rupprecht Geigers blaue und rote, durch einen weißen Querbalken miteinander verankerte Farbflächen in „219/54 (E 219)“ ebenfalls von 1954 (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR) und eine fast brutale Komposition Emilio Vedovas aus dem Jahr 1968 zu nennen (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Von Emil Schumacher kommen sogar drei entsprechende Werke zum Aufruf, darunter das immer noch ungebrochen vitale Spätwerk „Monta 1“, 1991 acht Jahre vor dem Tod des Künstlers entstanden (Taxe 150.000 EUR).

Stets einen Sonderweg ging der Neosurrealist Konrad Klapheck. Eine seiner merkwürdigen Apparaturen, diesmal eine Art Wasserhahn, der aber garantiert nicht funktioniert, unter einem nicht minder bezeichnenden Titel „Die vollkommene Dame“ aus dem Jahr 1968, steht für 60.000 bis 70.000 Euro zur Disposition. Ein italienisches Pendant lässt sich in Mimmo Paladino" target="Mimmo Paladino" name="Mimmo Paladino">Mimmo Paladino finden, dessen Malerei unter dem Stichwort „Arte Cifra“, also „verschlüsselte Kunst“, subsumiert wird. So kommen in seiner Enkaustik „Sono qui“ von 1981 nur vage Erinnerungen an ein Bildnis auf (Taxe 70.000 bis 80.000 EUR). Große Eigenständigkeit zeichnet auch Günther Uecker aus, dessen Nagelungen in den vergangenen Monaten einen großen Boom im Auktionswesen erlebten. Mit 60.000 bis 80.000 Euro ist sein schwarzes lockeres „Vogelrelief“ aus dem Jahr 1967 daher noch verhältnismäßig günstig angesetzt. 100.000 bis 140.000 Euro werden für Rosemarie Trockels Strickbild „Homage to Bridget Riley“ aus dem Jahr 1988 erwartet, das die Wellenstruktur der großen Britin aufnimmt, aber nicht zu deren optischen Täuschungen führt. Ein Vorbild hat der Preis in den 130.000 Pfund, die ein anderes der insgesamt drei Exemplare vor zwei Jahren auf einer Sotheby’s-Auktion in London erzielte.

Auch einige dreidimensionale Arbeiten haben sich zur Abendauktion eingefunden. Die Tradition der klassischen Bronzeskulptur schreiben Abraham David Christians eherne schwarze Stele „Das Gesetz“ von 1979/84 (Taxe 70.000 bis 80.000 EUR) und Jörg Immendorffs „Wächter“ aus dem Jahr 1989 fort, auch wenn er in seiner Oberflächenbehandlung eher an eine Holzstele erinnert (Taxe 100.000 EUR). Etwas avantgardistischer geben sich Andreu Alfaro mit seinen fächerartig aufgespannten Stahlstäben „Nadó (Recién Nacido)“ aus dem Jahr 1976, deren Schätzung vor zwei Jahren schon einmal bei 60.000 bis 80.000 Euro lag und nun auf 40.000 Euro gesunken ist, und Bernar Venet mit der unregelmäßig spiralförmigen Außenskulptur „Tot ligne inditerminée“ aus dem Jahr 1991 (Taxe 80.000 bis 100.000 EUR). Recht abstruse Formen nehmen dagegen meist Jean Tinguelys Gestelle ein, die sich oft sogar bewegen können. Mit einem Elektromotor ist auch das 1989 entstandene Konstrukt ausgestattet, das wie eine verdorrte Pflanze mitsamt Tierschädel und Holzrad aus einer antiken Kratervase hervorwächst (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR).

Die Gegenwartskunst am 4. Dezember, analog zu den Londoner und New Yorker Auktionen gleichsam die Tagesauktion, listet über dreihundert weitere Arbeiten meist im vier- oder niedrigen fünfstelligen Schätzpreisbereich. Passend zu Weihnachten gibt es von Horst Antes eine fünfteilige Skulpturengruppe aus feinem Goldblech unter dem Titel „Votiv“. Das aus dem Besitz des Kunsthistorikers Werner Haftmann stammende Werk entstand im Jahr 1983. Was es vorstellen soll, erschließt sich nicht, doch scheint ein religiöser Kontext zumindest angedeutet (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Sehr minimalistisch geht John Cage, Künstler auf der Schnittstelle zwischen Musik und bildender Kunst, in seiner Papierarbeit „Strings“ vor: Es handelt sich lediglich um den Eindruck einer in Farbe getränkten Kordel, der da stellvertretend für die Kordel selbst auftritt, bereichert lediglich um einen Faden (Taxe 9.000 EUR). Ebenso fragil wirken die zarten Papierreliefs Oskar Holwecks, etwa „27/VIII 69/3“ von 1969 mit breiter horizontaler Mittellinie und vertikalen Ausflüssen (Taxe 2.000 EUR).

In der Skulptur führt Günter Haese diese feine Kunstausübung fort. „Tarakan II“ ist so ein graziles, zerbrechliches Gebilde aus Messingdraht von 1986, das mit seinem Kernen und Hüllen an atomare Gegebenheiten erinnert (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR). Den gegensätzlichen Weg beschreitet César. Seine „Compressions dirigées“ sind mit hohem Kraftaufwand im Geist der Nouveau Réalisme aus Alltagsmaterial zusammengepresste grobe Skulpturen, so auch eine Compression um 1989 aus Getränkedosen von Coca Cola, Perrier oder Orangina (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Skulpturalen Charakter nehmen auch die Multiples von Joseph Beuys an, etwa sein Kohlebrikett „Unionpack – Für Feuerstätte“ (Taxe 15.000 EUR) oder der Kehrbesen „Für gebohnerte Ware“ von etwa 1974 (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR), ebenso Dieter Roths Blechflugzeug von 1970, das eben in einem Karton mit Zuckerguss wie „Im Meer“ versunken ist (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). Den Übergang von Plastik und Malerei markieren die Reliefs von Turi Simeti, der eine wunderbar dunkelblaue Leinwand mit zartem Bogen von 1973 für 25.000 Euro zur Verfügung stellt, Georg Herold, der auf die schwarze, verschobene Leinwand „Links und Rechts (5 O’Clock Piece)“ zwei Ziegelsteine und galvanisiertes Kupfer appliziert hat (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR).

Freunde der Gegenständlichkeit werden sich vielleicht an Johannes Grützkes ironisch überzeichneter Szene „Die Brüder“ aus dem Jahr 1989 freuen, alles alte Männer mit dem Gesicht des Künstlers, die sich um einige Stilllebenutensilien zu reißen scheinen. Das Gemälde entstand 1989 und ist ein Musterbeispiel der „Schule der neuen Prächtigkeit“ (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Daneben steht Bruno Gollers farbreduziertes unbetiteltes Frauenbildnis mit Hut, das im Medaillon auf dem Karton gemalt und mit einer Schleife versehen ist (Taxe 20.000 EUR). Mimmo Paladino wird noch einmal mit einer unbetitelten Arbeit aus dem Jahr 1983 präsentiert, die sich dem reduktionistisch-surrealen Stil seiner Landsleute aus dem zweiten Drittel des 20sten Jahrhunderts mit ihren Masken und Kreuzsymbolen anschließt (Taxe 35.000 EUR). Japanische Kalligrafie, verbunden mit einer groben Abstraktion in der „Randbemerkung“, spricht aus Pierre Alechinskys „Tourbe“ von 1984 (Taxe 22.000 bis 25.000 EUR), während Corneilles kleinteilige Abstraktion „Bretagne“ an einen aus Steinen gelegten Fußboden erinnert. Das Ölgemälde von 1960 gibt es diesmal günstiger für 30.000 bis 35.000 Euro.

Auch einige recht junge Künstler kommen zum Zuge, so der 1979 geborene Andreas Golder, der es bereits ins Programm des White Cube in London geschafft hat, mit der Gelegenheitsabstraktion „7:30“ aus dem Jahr 2007 (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR) und der 1974 geborene Markus Selg mit einer etwas aufdringlichen „Katzhatz“, ein Computerprint aus dem Jahr 2003 für 8.000 Euro. Der 35jährige Henning Bohl steuert ebenfalls für 8.000 Euro eine Collagemalerei bei, die Motive der Spielkarten aus dem französischen Blatt mit abstrakten Farbbahnen unbekümmert verknüpft. Schon in den 1960er Jahren geboren und daher etwas arrivierter sind Cosima von Bonin, die mit ihrem karierten Stofftuch „Blazon of a Hash Country“ samt Andeutung eines gestickten Hauses für 25.000 Euro zugegen ist, und Katharina Grosse. Ihre große Leinwand von 1991 ist ein treffliches Beispiel ihrer abstrakten, schillernden Farbwelten (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Auch der Schweizer Adrian Schiess liebt ungegenständliche Farbgestaltungen, die oft in den Raum vordringen, wie etwa seine Kunststoffplatte, die er 1990 mit dunkelgrünem Autolack glänzend überzogen hat (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR). Obwohl mit dem Geburtsjahr 1981 einer der Jüngsten, ist Dash Snow bereits im vergangenen Jahr an einer Überdosis Drogen verstorben. Von ihm listet der Katalog zwei kleine subversive Papiercollagen für bis zu 4.000 Euro.

Nicht unerwähnt bleiben soll eine kleiner Sonderauktion von Lempertz am Freitag gegen 21 Uhr nach der Abendauktion. Hier werden zwanzig Kunstwerke von Gerhard Merz bis Leiko Ikemura zugunsten der Kunsthochschule für Medien in Köln versteigert. Deren Prorektor war bis vor kurzem Marcel Odenbach, inzwischen an die Kunstakademie Düsseldorf gewechselt, der in seiner Ansicht des Gewölbes von St. Gereon in Köln, 1990 in Acryl, Gouache und Grafit festgehalten, zeigt, was er technisch draufhat (Taxe 8.000 EUR). Eine großformatige Fotografie Boris Beckers mit Blick auf eine fast surreal anmutende Brückenkreuzung an der „Via Prenestina, Rom“ von 1996 ist für 3.000 Euro zu haben, ebenso Sandra Vásquez de la Horras Zeichnung „El Jinete“ von 2007 samt Schwarzem mit übermächtigem Kopf. Julia Schers lustige Collagemalerei „Rhine Race“ von 1981 liegt mit 4.000 bis 6.000 Euro etwas höher. Insgesamt sollen gut 60.000 Euro für die Kunsthochschule herausspringen.

Die Abendauktion beginnt am 3. Dezember um 19 Uhr, gefolgt um 21 Uhr mit der Benefizauktion für die Kunsthochschule für Medien in Köln. Am 4. Dezember wird das Programm mit der zeitgenössischen Kunst um 14 Uhr fortgeführt. Die Vorbesichtung läuft noch bis zum 2. Dezember täglich von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17:30 Uhr, sowie am 3. Dezember von 10 bis 12 Uhr.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com



01.12.2010

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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03.12.2010, Zeitgenössische Kunst

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