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Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Zeitgenössische Kunst bei Lempertz in Köln

Gängig, ungewöhnlich, absurd



Zur Versteigerung zeitgenössischer Kunst lädt das Kölner Auktionshaus Lempertz mit rund dreihundert Kunstwerken aus der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts ein. Zwar gibt es mit Piero Manzonis „Achrome“ von 1961/62 aus synthetischen Fasern, die frei über einer samt bezogenen Holztafel wabern, für 450.000 bis 500.000 Euro ein beachtliches Hauptlos, doch ist es auch ziemlich allein dort oben an der Spitze. Erst mit einigem Abstand folgen dann bei jeweils etwa 130.000 bis 150.000 Euro Sigmar Polkes unbetiteltes Stoffmuster, 1993 übermalt mit einem Rasterpunkteklecks in Acryl und Dispersion, und Günther Ueckers „Zero Garden“ von 1966, letzteres ein strenges kreisförmiges Nagelbild, das Lempertz bereits zwei Mal, im Mai 2008 und im Dezember 2009, im Programm hatte. Beide Künstler sind noch mit weiteren Arbeiten vertreten, Uecker unter anderem mit einem 1964 unregelmäßig genagelten „Strukturfeld“ für 80.000 bis 120.000 Euro und Polke mit mehreren Zeichnungen wie der lustigen Darstellung einer Hausfrau vor einer dampfenden Beilagenschüssel auf dem Esstisch von 1968. Für diese mit sicherer Hand aufs Papier geworfenen Karikaturen werden bis zu 30.000 Euro erwartet.


Wie nicht anders zu erwarten bei einem großen Auktionshaus wie Lempertz, bildet das Angebot der Gegenwartskunst eine reichlich bunte Mischung verschiedenster Formen und Inhalte, Zeiten und Länder. Da finden sich ganz redliche und gewissenhafte Auseinandersetzungen mit der Tradition der Skulptur wie Joannis Avramidis’ fast mannshohe Bronze „Figur I“ von 1963 (Taxe 80.000 bis 100.000 EUR), denen so eklatante Verstöße gegen dieses „Klassische“ wie Jean Tinguelys bewegt ratternde Materialschlachten entgegenstehen. Seine Serie „Die Hexen oder Schneewittchen und die sieben Zwerge“ von 1985, aus der zwei mehrfach unter anderem in New York, Venedig und München ausgestellte Exemplare zwischen 60.000 und 90.000 Euro zum Aufruf kommen, dürfte Puristen ein Graus sein.

Von beeindruckender Prägnanz ist Stephan Balkenhols Holzskulptur eines ruhenden Löwen aus dem Jahr 1992: Nicht voll ausgearbeitet, zeigt das einschließlich Sockel knapp einen halben Meter breite Stück doch alle wesentlichen Merkmale des Tieres und reiht sich dadurch mit voller Berechtigung in die ehrenwerte Tradition der Tierplastik ein (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Die Gegensatzpaare im skulpturalen Bereich lassen sich fortsetzten, etwa mit Hans-Peter Feldmanns ironischer Miniatur des Kölner Dom in Seifenguss (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR) und Bernhard Luginbühls ebenfalls köstlicher „Schoggiflügelmutterfigur“ der Düsseldorfer Eat-Art-Edition aus Schokolade von 1970 (Taxe 2.500 EUR) zu Günter Haeses filigranen Messingobjekten, die wie seine „Plejaden“ von 1982 an Kosmisches erinnern (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR), oder Georg Herolds Schriftrelief „Void“ von 1993, in dem er mit Kontrast von hartem Ziegelstein der Buchstaben zum schwarzen Grund aus weichem Samt operiert (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR).

Natürlich kommen auch die Freunde ganz normaler Öl- oder Acrylmalerei auf ihre Kosten, zum Beispiel bei der abstrakten und informellen Kunst: Rupprecht Geigers großes ovales Blau über leicht gelb schimmernden Horizont in „531/68“ (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR), Gerhard Hoehmes helle „Spuren im Kosmos. Paroxistische Spur“ über dunkelblauem Grund von circa 1953 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR) oder Fritz Winters „Die Schatten“, die sich 1961 teils farbleuchtend über diffuses Grau erheben (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR), sind ehrliche Offerten, bei denen man nicht viel falsch machen kann. Schon mit 5.000 bis 7.000 Euro ist man bei Heinz Kreutz’ dunklem „Mysterium“ von 1959 und bei Fathwinters locker rhythmisiertem „Spitzem Gelb“ aus der Zeit um 1952 dabei. Ins Dreidimensionale überführt Bernard Schultze 1985 die informelle Malerei mit seinem wuchernden Reliefbild „Hexen-Visage“ (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR).

Selbst Martin Kippenbergers „Ohne Titel (Das Atelier Matisse ist an Spiderman untervermietet)“ von 1996 gibt sich ganz brav als Ölgemälde auf Leinwand, wenn auch der Titel herzlich wenig zur Erklärung der abstrakten Farbkomposition beiträgt. Auch den klassizistischen Rahmen hat der Künstler selbst ausgesucht (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Turi Simeti war wie der jung verstorbenen Manzoni Teil der italienischen Postmoderne, doch der über 80jährige hat es bislang nicht in die internationalen Sphären seines Landsmanns geschafft. Mit seinem unbetitelten Relief eiförmiger Elemente aus Wellkarton, collagiert auf mit Dispersion und Gips gefasster Leinwand von 1962 ganz in Weiß, strebte er gleichfalls eine strukturelle Erweiterung der Malerei an (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR).

Minimalistische Grafik in ansprechender Güte bietet sich in Gestalt von Donald Judds zehnteiliger Holzschnittfolge aus dem Jahr 1988, in welcher der Amerikaner gleichsam eine Summe seiner formalistischen Flächen- und Körpergliederungen zieht (Taxe 50.000 EUR). In dieser Tradition steht auch Imi Knoebels weiß-gelb-rot-blaues Raster „Alle vier“ von 1998, wenn auch eher spielerisch und nicht so streng (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Die diesmal nicht sehr stark vertretene Pop Art kommt jedenfalls ohne Andy Warhol nicht aus, wenngleich hier nur die weniger bedeutenden Spätwerke wie das dreiteilige Portfolio „Ingrid Bergman“ von 1983 für 40.000 bis 50.000 Euro oder der rauchende Vesuv in knalligem Rot von 1985 für 20.000 bis 25.000 Euro auf Abnehmer warten. Etwas ungewöhnlicher ist die Offerte eines Ölbildes von Gaston Chaissac. Auf den französischen Künstler wurde die Kunstgeschichte erst in späteren Jahren seines Lebens aufmerksam. Doch bereits 1964 starb er, und wieder dauerte es einige Jahrzehnte, bis er erneut auf dem Kunst- und Museumsmarkt ankam. Seinem Willen zum Gesamtkunstwerk unterwarf er in der kindlichen-bunten Komposition „Planche à Lavier“ von 1957 auch die eigenhändige Gestaltung des Rahmens (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR).

Wer die Brillanz der Technik liebt, dem wird vielleicht Stefan Hoenerlohs „Corriolis Plaza“ von 1987 gefallen: Mit großer Gewissenhaftigkeit hat der 1960 geborene Maler eine menschenleere historistische Hinterhofarchitektur auf die Holztafel gebannt (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR). Überhaupt können sich die jüngeren Künstler mit ihren Werken sehen lassen. Die meisten gelten bereits als arriviert wie Norbert Bisky mit seinem jungen blonden „Held 413“ von 2002 (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR) oder die 1973 geborenen Zwillinge Gert und Uwe Tobias, die auf zwei großformatigen Farbholzschnitten 2005 und 2006 reliefartig plastische Wirkung erzielen (Taxen zwischen 15.000 und 22.000 EUR).

Auch die Gegenständlerin SEO ist mit ihren nachdenklichen Figurenbildern wie der Serie „Meine deutschen Träume“, aus der ein „Roter Tanz“ und ein „Selbstgespräch“ von 2003 für jeweils 20.000 bis 25.000 Euro zum Aufruf kommen, ein wichtiger Exponent der jüngeren deutschen Kunstszene. Jonathan Meese mischt das Auktionsgeschehen mit seiner materialreichen Collagemalerei „Der geometrische Samengeist ‚Verszahn’ ist am Eagle Tail entsprungen“ aus dem Jahr 2005 auf (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR), während Andrea Lehmanns romantische Leinwand „Rehe sammeln“ die Einheit von Mensch und Natur beschwört (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR).

Recht zahm geben sich diesmal die fotografischen Arbeiten – kein Wunder: Mit Bernd und Hilla Bechers jeweils vierteiligen Aufnahmefolgen britischer und amerikanischer Kohleförderanlagen aus den 1960er und 1970er Jahren sowie Andreas Gurskys Landschaft „Furkapass“ von 1989 sind ja Anhänger von Prinzipien der gleichen strengen Bildästhetik zugange (Taxen je 30.000 bis 40.000 EUR). Auch Axel Hütte war ein Schüler der Bechers, was sich in seinem sachlichen komponierten, zweiteiligen Landschaftsausschnitt „San Martino alla Palma“ aus der Toskana darlegt (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Andere fotokünstlerische Ansätze verfolgen etwa Stephen Shore mit seiner Banalität amerikanischer Stadtbrachen, wie sie das Metropolitan Museum 1976 in einem zwölfteiligen Portfolio zusammengestellt hat (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR), oder Wolfgang Tillmans mit großformatigen, abstrakten Laborexperimenten auf Fotopapier, wie den violetten „Blushes # 59“ von 2000 (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Bei Laurenz Berges wird die 1970er Jahre Schrankwand eines Abbruchhauses in Etzweiler 2001 zu einem Linien- und Flächenspiel Konkreter Kunst (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR).

Groß ist das Angebot an repräsentativen Werken des ZERO-Künstlers Heinz Mack. Es reicht von einem frühen kinetischen Spiegelobjekt mit Rotor aus den Jahren 1958/59 (Taxe 30.000 EUR) über einen bewusst fragmentarisch angelegten Flickenteppich aus feinen Aluminiumnetzen von 1976 (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR) bis hin zu dem späten blauen Acrylbild „Licht im Quadrat, chromatische Konstellation“, mit dem der Künstler 1996 an die Konkrete Kunst anzuknüpfen scheint (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Sein Kollege Otto Piene vervollständigt die reiche Offerte der aktuell allenthalben erfolgreichen ZERO-Kunst mit einer Reihe von Rauchbildern aus den 1950er bis 1970er Jahren für bis zu 30.000 Euro, ebenso die beiden Licht-Spiegelkünstler Adolf Luther mit einem querformatigen Setzkasten aus 98 leicht konkav gewölbten quadratischen Spiegeln von 1975 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR) und Christian Megert, der 1992 über seine ebenfalls quadratischen Reflektoren ein diagonales Netz aus schwarzen und grauen Metallstücken gelegt hat (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR).

Die Auktion beginnt am 1. Juni um 11 Uhr. Die Besichtigung ist bis zum 30. Mai täglich von 10 bis 17:30 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 15 Uhr und am 31. Mai von 10 bis 14 Uhr möglich.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com



28.05.2011

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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01.06.2011, Zeitgenössische Kunst

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