Frauen-Power in der Pop Art Pop Art wird gemeinhin mit männlichen Künstlern verbunden: Richard Hamilton und David Hockney in England, Richard Lindner, Andy Warhol oder Roy Lichtenstein in den USA. Dass diese in den 1950er Jahren entstandene Kunstrichtung auch von bedeutenden Künstlerinnen geprägt wurde, will eine Ausstellung zeigen, die seit dem Wochenende in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen zu sehen ist. Unter dem Titel „Power Up! Female Pop Art“ stellt sie sieben Frauen vor, die sich – wie ihre männlichen Kollegen – der Alltags- und Konsumkultur und der Inszenierung der Medien und der Werbung kritisch entgegenstellen.
Die in Kooperation mit der Kunsthalle Wien entstandene Ausstellung zeigt Gemälde, Skulpturen, Collagen, Zeichnungen und Siebdrucke etwa der belgischen Malerin Evelyne Axell, die 1972 mit nur 37 Jahren gestorben ist und deren Werk derzeit mit einer großen Schau im Museum Abteiberg in Mönchengladbach wiederentdeckt wird. Oder Siebdrucke von Corita Kent, die als Sister Corita in den 1960er Jahren bekannt wurde. Sie gehörte als Ordensfrau zu den Schwestern des Unbefleckten Herzens Mariä und leitete deren Art Center, bis sie 1968 den Orden verließ und nach Boston zog. Ihre Arbeiten sind vor allem in USA zu sehen, etwa im „Corita Art Center“ auf dem Campus der Immaculate Heart High School in Los Angeles.
Christa Dichgans gehört zu den deutschen Künstlerinnen in der Pop Art Bewegung. Die 1940 in Berlin geborene frühere Assistentin von Georg Baselitz hatte zuletzt 2010 in der Galerie Daniel Blau in Berlin eine Einzelausstellung. Jann Haworth, Jahrgang 1942, ist einem breiten Publikum bekannt durch das Cover des Beatles-Albums „The Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Chlub Band“ von 1967, das sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Künstler Peter Blake, gestaltet hat. Dorothy Iannone gehört zu den frühen Vertreterinnen der Pop Art. Seit den 1960er Jahren sind die bunt-ornamentalen Bilder der US-Amerikanerin mit oft freizügigen sexuellen Anspielungen provokante „Hingucker“ bei vielen Ausstellungen gewesen. Mit von der Partie sind in Bietigheim-Bissingen die 1997 verstorbene Österreicherin Kiki Kogelnik, die ab 1961 in den USA lebte und dort in Kontakt zu den Künstlern um Lichtenstein, Warhol und Claes Oldenburg kam. Präsentiert werden zudem Werke der 1930 in Paris geborenen Venezolanerin Marisol Escobar, die in New York lebt und arbeitet. Ihre Skulpturen sind vom abstrakten Expressionismus ebenso beeinflusst wie von präkolumbianischer Kunst und einem Hang zur Ironie.
Die Ausstellung „Power Up! Female Pop Art“ läuft bis zum 9. Oktober. Die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen hat dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5, ermäßigt 3 Euro. Öffentliche Führungen finden sonntags um 11:30 Uhr statt. Außerdem bietet die Galerie Kuratorinnen-Führungen an, zum Beispiel beim „Kunst-Plausch“ am 26. August und 16. September jeweils um 18 Uhr. Ein Buch über die Künstlerinnen der Female Pop Art ist 2010 bei Dumont erschienen; es hat 288 Seiten und kostet 29,99 Euro.
Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
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