Max Pechstein in Ahlen Nach Kiel und Regensburg hat die Retrospektive „Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft“ nun ihre dritte Station im Kunstmuseum Ahlen erreicht. Dort sind über 80 Gemälde sowie 40 Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken versammelt. Mit Arbeiten der angewandten Kunst, Originaldokumenten, Büchern aus sechs Jahrzehnten künstlerischer Arbeit und einem Dokumentarfilm will die Werkschau ein umfassendes Bild von dem Maler, Kunsthandwerker und Menschen Hermann Max Pechstein zeichnen. So reicht die Auswahl der Exponate von dem ersten bekannten Gemälde „Geierwally“, das Pechstein 1894 im Alter von zwölf Jahren anfertigte, über die berühmten Werke seiner Brücke-Mitgliedschaft von 1906 bis 1912 bis zu seinen letzten Gemälden aus dem Jahr 1954.
Bereits während seines Studiums an der Dresdner Kunstgewerbe-Schule von 1900 bis 1903 war Max Pechstein künstlerisch so erfolgreich, dass er erste Aufträge im Bereich der angewandten Kunst erhielt. Auch als er vorwiegend mit freier Kunst auf sich aufmerksam machte, blieb er dem Kunstgewerbe treu und schuf bis in die 1930er Jahre regelmäßig Wandmalereien, Mosaike und Glasfenster; hinzu kamen Entwürfe für Schmuck und Gebrauchsgrafik. Anfänglich dem Jugendstil und Symbolismus verhaftet, orientierte sich Max Pechstein in diesen Auftragsarbeiten schon bald an den Reformideen des Deutschen Werkbundes.
Max Pechsteins tiefe Verbundenheit mit dem Expressionismus rührt vom Erlebnis des gemeinsamen Malens in der Dresdner Künstlergemeinschaft „Brücke“ her, der er von 1906 bis 1912 angehörte. Seinen akademischen Stil ordnete er einer neuen Direktheit im Umgang mit Farben und Formen unter, die auch auf die Auseinandersetzung mit Vincent van Gogh, Edvard Munch und Henri Matisse sowie mit völkerkundlichen Objekten zurückgeht. Nach dem Umzug der Gruppe nach Berlin 1908 genoss er breite Anerkennung bei Sammlern und Kritikern. Als Pechstein 1910 die Berliner „Neue Secession“ mitbegründete und künstlerisch vermehrt eigene Wege ging, kam es schließlich zum Bruch mit den Brücke-Kollegen. Von den freien malerischen Formulierungen des Expressionismus wandte er sich ab, Einflüsse des Realismus und der Neuen Sachlichkeit machen sich in seinem Werk bemerkbar. Pechstein gelangte in den 1920er und 1930er Jahren zu einer Synthese von Ausdruck und Anschauung, Unmittelbarkeit und Konstruktion.
Zentrale Themen seiner Kunst wie Porträt und Selbstbildnis, Akt und Landschaft, Zirkus und Varieté sowie Stillleben stellt die Retrospektive vor. „Stärker als viele Zeitgenossen der Avantgarde-Bewegung beachtet Pechstein die vom 19. Jahrhundert überkommenden Gattungsgrenzen, die er in Einzelfällen bewusst überschreitet“, erklärt der Kurator Peter Thurmann von der Kunsthalle zu Kiel. „Pechstein, der aus einem sozialdemokratisch und zugleich religiös geprägten Arbeitermilieu stammt, ist zeitlebens auf der Suche nach dem Ursprünglichen“, so Thurmann weiter. „Die Vorstellung von einem ‚verlorenen Paradies’ zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk, das sich durch ein ausgeprägtes Naturgefühl und einen klaren Gestaltungswillen auszeichnet.“
Die Ausstellung „Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft. Retrospektive“ ist bis zum 1. November zu sehen. Das Kunstmuseum Ahlen hat dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr und am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Der Katalog aus dem Hirmer Verlag kostet 29 Euro.
Kunstmuseum Ahlen
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