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Marktberichte |
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Seine 50ste Auktion mit modernen und zeitgenössischen Kunst sowie Design feiert das Münchner Auktionshaus Neumeister als Fest der Skulptur Wau-Wau im Wolfsfell
| Für seine 50ste Versteigerung moderner und zeitgenössischer Kunst am 10. November hat das Münchner Auktionshaus Neumeister etwas ganz besonders zu bieten: einen eigenen Katalog ausschließlich mit moderner und zeitgenössischer Plastik. Unter dem poppig neonorangefarbenen Titel „shape“ haben sich über hundert skulpturale Werke des gesamten 20sten Jahrhunderts versammelt, eingeliefert überwiegend von verschiedenen Privatsammlungen in ganz Deutschland. Die Selektion beginnt beim Jugendstil eines Franz von Stuck mit seinen beiden bekannten Bronzen der wild reitenden „Amazone“ von 1897 für 18.000 bis 20.000 Euro und des kugelstemmenden „Athleten“ aus der Zeit nach 1906 für 13.000 bis 15.000 Euro oder eines Fritz Behn mit einer klassischen, leichtfüßigen „Diana mit Gazelle“ um 1912 für 16.000 bis 18.000 Euro. Und reicht hin bis zu ganz jungen Arbeiten wie Jonathan Meeses ironische Dada-Skulptur „General Sweetie (Wau-Wau im Wolfsfell)“ aus grün-golden patinierter Bronze von 2007, die mit 35.000 bis 40.000 Euro gelistet ist, und den beiden müde niedergesunken Männerleiber „Hans und Franz“ der heute in Berlin lebenden Bildhauerin Anna-Kavata Mbiti von 2008. Auch in den 20.000 bis 25.000 Euro teueren, gold patinierten Bronzen umkreist die 1976 in der Schweiz geborene Künstlerin das Thema kämpfender Sumo-Ringer.
Skulpturen
Ein weiterer Hingucker der älteren Kunst ist Aristide Maillols nur zwanzig Zentimeter hohe, daher auch nur mit 35.000 bis 40.000 Euro bewertete, beschwingt schreitende „Petite Vénus“, die 1921 nach einem Modell von 1916 sechsmal in Serie ging. Eine andere Version der antiken Liebesgöttin schuf Yves Klein 1961/62 in Form seiner torsohaften „Vénus bleue“. Eines der fünfzig Exemplare vor der 1982 erfolgten Drucklegung ist vielleicht für 40.000 bis 50.000 Euro zu haben. Gerhard Marcks kommt in „shape“ mit drei Arbeiten zum Aufruf, darunter seinem friedlich dastehenden „Weidehengst“, entstanden in gar nicht so friedlicher Zeit 1944 (Taxe 22.000 bis 24.000 EUR). Hans Wimmers „Gestürztem Pferd – Sich wälzendem Pferd“ von 1990 scheint es weniger gut zu gehen – oder es kringelt sich aus Freude und Lust am Boden. Der Künstler hatte in salomonischer Weisheit beide Interpretationen zugelassen (Taxe 36.000 bis 40.000 EUR).
Für die abstrakte Seite der internationalen Nachkriegskunst stehen unter anderem Michael Croissants kantiger „Kopf“ von 1994 (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR) und Bernhard Heiligers einen Meter breite, frei ausschwingende „Tramontana“ aus teils messingfarben polierter Bronze von 1968 (Taxe 55.000 bis 75.000 EUR). Auch Paul Suters „Spinne“ von 1975 und Oskar Höfingers „Musik“ von 1970/78 sind ganz eigene Interpretationen des jeweils gewählten Themas oder Motivs von eher assoziativem als real fassbarem Charakter (Taxen zwischen 14.000 und 19.000 EUR). Herbert Mehler hat seine stählerne „Belladonna“ 2007 als faltenreiche Plisseestele in weiblichen Rundungen erdacht (Taxe 15.000 bis 17.000 EUR). Karl Prantl lädt 1985/91 bereits im Titel seines schwarzen Granitblocks „Stein zur Meditation“ ein (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Freunde perspektivischer Täuschungen werden sich vielleicht an Thomas Lenks Wandobjekt „Occhio“ von 1998 freuen: Das „Auge“ sieht aus wie eine Serie hintereinander gestaffelter Rundkörper, ist jedoch in Wahrheit nur dreißig Zentimeter tief (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR).
Auch das Hauptlos der „shape“-Tranche stellt die abstrakte Skulptur in Form von Sol LeWitts dreiteiliger, weiß gefasster Holzinstallation „Complex Forms No. 19“ von 1988 für 90.000 bis 120.000 Euro. Dicht dahinter folgen mit Giulio Paolinis „Tableau vivant“ aus Kleidungsstücken, einem Plexiglaskasten und einem grauen Leinwandbild von 1985 für 60.000 bis 80.000 Euro und Jannis Kounellis’ „monumento al borghese corraggioso“ von 1971, das einer Versuchsanordnung gleicht, für 90.000 bis 100.000 Euro zwei Italiener, die beide der Arte Povera zuzuordnen sind. Bei Andreu Alfaros rhythmisierter roter Messingstele „Sich formend“ von 1979 staffeln sich die Stahlstäbe charakteristisch fächerartig auf (Taxe 2.000 bis 3.000 EUR). Klassiker der deutschen Kunst sind Günther Ueckers kleines, wiegendes Nagel-„Feld“ von 2005 (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR) und Jörg Immendorffs auf überdimensioniertem Sockel thronende Büste des „Antonius“ von 1989 für 55.000 bis 60.000 Euro. In Richtung Design geht Robert Wilsons „Einstein Chair“ von 1970, doch mit mehr als zwei Metern Höhe und nur 25 mal 25 Zentimetern Grundfläche ist das Eisenrohrgestell eher unpraktisch zu handhaben (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR).
Moderne Kunst
Auf den sonst obligatorischen Katalog „ausgewählter Werke“ der Moderne hat Neumeister diesmal dagegen verzichtet. Die letzten Auktionen dieser Art hatten nicht immer die gewünschten Ergebnisse gezeitigt, und die Qualität der Einlieferungen könnte ein gesondertes Schaulaufen diesmal zu etwas dürftiger Wirkung gebracht haben. Zwar findet sich Ansprechendes, mitunter Hochkarätiges wie Leo Putz’ Frauenakt „Zum Bade II“ von 1911 für 80.000 bis 120.000 Euro oder Hans Purrmanns spätes Ölbild „Pappeln am Wasser in Fano“ von 1963 für 55.000 bis 60.000 Euro. Den wesentlichen Anteil am Hochpreisgeschäft aber machen Papierarbeiten aus, bei denen Neumeister die Schätzpreise nicht gerade gering berechnet hat. Für eine rasch skizzierte „Nu debout“ des jungen Pablo Picasso von 1905 beispielsweise werden 75.000 bis 80.000 Euro erwartet, für Hermann Max Pechsteins 1925 datiertes Tuschfederaquarell „Häuser und Schloss (Chillon) am See mit Regenbogen“ 45.000 bis 50.000 Euro.
Auch finden sich manche alte Bekannte wieder, die in anderen Auktionen bereits gescheitert sind. Besonders auffällig ist Wassily Kandinskys „Park im Herbst“ von etwa 1903, ein kleines pastoses Gemälde, das beim besten Willen nicht zu den herausragendsten Leistungen des russischstämmigen Künstlers gehört, jedoch wieder mit hohen 160.000 bis 180.0000 Euro ausgezeichnet ist. Oskar Molls „Hahn auf rotem Grund“ aus den mittleren 1920er Jahren wollte im vergangenen Juni bei Karl & Faber für 40.000 bis 50.000 Euro niemand haben. Neumeister gibt ihm jetzt bei 30.000 bis 40.000 Euro eine zweite Chance. Augenscheinlich etwas länger in einer norddeutschen Privatsammlung hat es Edward Cucuels impressionistischer „Mittag“ ausgehalten, der jetzt für 50.000 bis 55.000 Euro zur Disposition steht. Aus Wiesbaden wurde Konstantin Ivanovich Gorbatovs kleine Holztafel „Bucht von Neapel“ eingeliefert, auch dies ein eindrucksvoller Beleg für die späten Nachwirkungen des französischen Impressionismus (Taxe 35.000 bis 40.000 EUR). Dem letzten Lebensjahr Karl Hofers 1955 entstammt das einen Meter hohe Ölbild „Drei Frauen vor der Kirche“. Die gelb-rot-braune Farbigkeit ist eher untypisch für den expressionistischen Meister (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR).
Neben der Pechstein-Landschaft hat Neumeister noch eine Reihe weiterer später Handzeichnungen expressionistischer Exponenten anzubieten. Erich Heckels Aquarell „St. André (St. Andrae in Kärnten)“ von 1940 beispielsweise (Taxe 16.000 bis 20.000 EUR) oder Christian Rohlfs’ rotgelb leuchtende „Feuerlilien“ von 1932 (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR). Gemäldehaft wirkt Max Peiffer Watenphuls lyrische Mittelmeerimpression „Korfu, Anàlipsis“ von 1968, ist auch in der Tat in auf Leinwand gemalt, aber lediglich in Bleistift und Aquarell (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Von dem Norweger Edvard Munch gibt es die zarte, fast nur umrisshaft ausgeführte Farbkreidezeichnung eines knienden weiblichen Aktes aus dem Jahr 1929. Es trägt eine Widmung an den deutschen Kunsthistoriker Karl Scheffler, der selbst zu den wichtigsten Protegés der Moderne gehörte (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR).
Weiter in Richtung Abstraktion dringt Adolf Hölzel mit seinem etwa gleichaltrigen Pastell- und Kreideblatt „Anbetung (Figuren in Landschaft)“. Die noch erkennbaren Figuren verkapseln sich schon und werden bald zu ungegenständlichen Farbkreisen (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR). Als Druckgrafiken von relativ häufiger Auktionspräsenz sind Marc Chagalls Farblithografie „La joie“ mit einem über Paris schwebenden Paar von 1980 (Taxe 22.000 bis 27.000 EUR), Otto Dix’ späte Farblithografien „Saul und David“ von 1958 und „Mondäne Dame“ von 1965 (Taxen zwischen 10.000 und 13.000 EUR) sowie Otto Muellers aquarellierte Lithografie „Polnische Familie“ von 1920/21 zu nennen (Taxe 19.000 bis 22.000 EUR).
Wer sich für die Münchner Künstlergruppe „Scholle“ interessiert, kann neben dem Putz-Gemälde noch bei anderen Mitgliedern zu günstigen Preisen zugreifen. Reinhold Max Eichler geht mit einer sehnsuchtsvoll in die Ferne blickenden „Jungen Dame in Frühlingslandschaft“ als Farbkreidezeichnung von 1913 bei 1.500 bis 2.000 Euro an den Start, Erich Erler-Samaden mit zwei seiner das friedliche Zusammenleben von Mensch und Natur preisenden Bergweltbilder für bis zu 7.000 Euro, Max Feldbauer mit einem fast pointillistischen „Reifen Garten“ von 1922, der auch „Hotel Wittelsbach“ heißt (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR), und Adolf Münzer mit seiner seltsamen mittelalterlichen Szene zwischen „Ritter Olaf“ und einer leicht bekleideten Erscheinung von 1945 (Taxe 1.500 bis 2.000 EUR). Da hat Hans am Ende mit seinem verschneiten „Winterwald“ bei Sonnenschein ein einfacheres Motiv gewählt (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR).
Zeitgenössische Kunst
Noch in die Moderne hat Neumeister eine abstrakte farbintensive „Landschaft“ Heimrad Prems für 6.000 bis 8.000 Euro eingeordnet. Gegenstandslos geht es auch in der Zeitgenossenabteilung zu wie auf Rolf Cavaels im Titel datierter, aber sonst nicht weiter benannter blauer Komposition „No. 67/D1“ (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR), einer schrundigen gespachtelten Mischtechnik des Deutsch-Dänen K.R.H. Sonderborg von 1964 (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR) oder Wilhelm Imkamps auch nicht viel aussagekräftigerer, aber schöner „Komposition“ von 1950 für 2.500 bis 3.000 Euro. Klar als ein „Blumengarten“ ist ein mittelgroßes Ölbild Klaus Fußmanns von 1992 zu erkennen (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR). „Indiskret“ hinter dem Vorhang schaut der Betrachter bei Xenia Hausner 2010 einem Liebespaar bei inniger Umarmung zu (Taxe 3.800 bis 4.500 EUR). Teurer wird es bei der Gegenwartskunst wieder mit der Pop Art bei Salustianos rundem rotem Tondo mit dem Akt „Hunter (Rebeca)“ von 2004 (Taxe 7.000 bis 10.000 EUR) und vor allem einer von 250 gelb-orangen „Mao“-Serigrafien Andy Warhols von 1972 für 50.000 bis 60.000 Euro. Auch der 1962 geborene Chinese Qi Zhilong hat sich markante Persönlichkeiten aus seinem Volk herausgepickt und in plakativer Art als Farblithografie verarbeitet. Sein „Military Girl“ kostet aber nur ein Zehntel des Warhol-Druckes. In diesem Preisbereich bewegt sich auch Marcel Dzamas Gouache eines unheimlichen „Friedhofs der Uniformen 3“ von 2008 (Taxe 4.500 bis 5.000 EUR).
Angewandte Kunst und Design
Die über zweihundert Losnummern umfassende Versteigerung von Jugendstil und Design bietet Gängiges wie zwei pilzförmige Emile Gallé-Lampen für bis zu 8.000 Euro oder ein Exemplar der New Yorker Tiffany Studios mit grünem „Drapery“-Schirm um 1910 für 11.000 bis 12.000 Euro, gelegentlich aber auch das ein oder andere ungewöhnliche Stück. Freunde des Bildhauers Gerhard Marcks werden hie abermals auf ihre Kosten kommen und sich vielleicht über seinen Entwurf einer Katze mit grün leuchtenden Augen für die Steingutfabriken Velten-Vordamm von 1917 freuen (Taxe 4.500 bis 5.000 EUR). Wohl in die 1950er Jahre datiert eine ziegenhautbespannte und messingbeschlagene, elegante Anrichte des italienischen Möbeldesigners Aldo Tura (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR). Das jüngere Kunsthandwerk repräsentiert ein 1986 aus verschiedensten Materialien zusammengestelltes „Geröllradio“ der findigen Gruppe „Kunstflug Formgestaltung“, bestehend aus Heiko Bartels und Hardy Fischer. Es hätte auch gut in den Skulpturenkatalog gepasst (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR).
Die Auktion beginnt am 10. November um 10 Uhr, um 18:30 Uhr steht dann die Auktion „shape“ auf dem Programm. Die Besichtigung der Objekte findet von 4. bis zum 8. November täglich von 9 bis 17:30 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr statt. | | Kontakt: Neumeister Münchener Kunstauktionshaus Barer Straße 37 DE-80799 München |
| Telefax:+49 (089) 23 17 10 55 | Telefon:+49 (089) 231 71 00 | | | E-Mail: auctions@neumeister.com |
04.11.2011 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander | |
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| | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 11 | Seiten: 1 • 2
Events (1)•Adressen (1)•Berichte (1)•Kunstwerke (8) | | • | Veranstaltung vom: 10.11.2011, Moderne - Jugendstil, Art Déco und
Design - Afrika und Außereuropäische Kunst | | • | Bei: Neumeister Münchener
Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG | | • | Bericht: Eine Heimat für Park und Hahn
| | | • | Kunstwerk: Tischlampe, Tiffany Studios, New York um 1910 | | • | Kunstwerk: Otto Mueller, Polnische Familie, 1920/21 | | • | Kunstwerk: Christian Rohlfs, Feuerlilien, 1932 | | | • | Kunstwerk: Leo Putz, Zum Bade II, 1911 | | • | Kunstwerk: Franz von Stuck, Amazone, 1897 | | • | Kunstwerk: Emile Gallé, Tischlampe, Nancy um 1900/10 | | |
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Leo Putz, Zum Bade II,
1911 | | Taxe: 100.000 - 120.000 EURO Losnummer: 356 | | | | | |
Heiko Bartels, Heiko
Bartels und Hardy
Fischer,
Geröllradio, 1986 | | Taxe: 18.000 - 20.000 EURO Losnummer: 204 | | | | | |
Emile Gallé,
Tischlampe, Nancy um
1900/10 | | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 5.200,- EURO Losnummer: 23 | | | | | |
Otto Mueller,
Polnische Familie,
1920/21 | | Taxe: 19.000 - 22.000 EURO Losnummer: 335 | | | | | |
Louis Comfort
Tiffany,
Tischlampe, Tiffany
Studios, New York um
1910 | | Taxe: 11.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 9.500,- EURO Losnummer: 35 | | | | | |
Christian Rohlfs,
Feuerlilien, 1932 | | Taxe: 20.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 28.000,- EURO Losnummer: 362 | | | | | |
Aldo Tura, Anrichte,
um 1950/60 | | Taxe: 6.000 - 7.000 EURO Losnummer: 195 | | | | | |
Franz von Stuck,
Amazone, 1897 | | Taxe: 18.000 - 20.000 EURO Losnummer: 1000 | | |
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