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Das Frankfurter Städel leitet mit einem Blick auf das Schaffen von Max Beckmann in den USA den Veranstaltungsreigen zur Neueröffnung ein

Ein europäischer Maler auf amerikanischem Boden



Hinter ihm liegt eine schwere Zeit. Man schreibt das Jahr 1940, und schon drei Jahre weilt Max Beckmann im an Entbehrungen reichen Amsterdamer Exil. Die Einladung, am Art Institute in Chicago einen Sommerkurs zu unterrichten, muss er ausschlagen. Der amerikanische Konsul in Den Haag verweigert ihm das Visum mit der Begründung, dass er nach Abschluss des Kurses der öffentlichen Wohlfahrt zur Last fallen werde. Doch dabei ist Beckmann bereits ein etablierter und renommierter Maler, dessen Bilder sich in Amerika gut verkaufen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bleibt für ihn aber weiter das Land der uneingeschränkten ästhetischen Spielräume. Erst 1947 kann er nach New York einschiffen. Am 8. September passiert sein Schiff die Freiheitsstatue, und vom Ankunftstag an wird er als berühmter Malerstar behandelt. Nach einer bürokratisch bedingten Interimsrückkehr nach Amsterdam im Folgejahr erhält er im Herbst 1948 das Einwanderervisum und kehrt bis zu seinem Tod nie mehr nach Europa zurück.


Sein überaus produktives Werkschaffen mit allein 85 Gemälden in drei Jahren demonstriert Beckmanns ungebrochenen Tatendrang. Fasziniert und inspiriert von der außergewöhnlichen Weite des Landes, das er auf ausgedehnten Reisen intensiv erkundet, sowie viele neue menschliche Kontakten beflügeln ihn zu impulsiver künstlerischer Arbeit bei ungeheuer geistiger Intensität. Dabei wird Beckmann unmittelbar bewusst, dass er sich in einem künstlerisch nachhaltig wirkungsvollen Zeitabschnitt bewegt. In Amerika erstarkt der Abstrakte Expressionismus. Werke von Künstlern wie Jackson Pollock, Willem de Kooning oder Mark Rothko bleiben ihm nicht verborgen. Er selbst wird bei seiner Ankunft als „One of the most powerful German Expressionists“ tituliert und erfüllt mit seinen metaphorisch verschlüsselten Bildern eine Vorstellung von deutscher Malerei schlechthin. Doch überzeugt von eigenen Zielen, bleibt er seiner Thematik sowie dem Figürlichen weiter verbunden. Als europäischer Künstler von internationalem Rang behauptet Max Beckmann sich auch im neuen Umfeld. Seine Themenauswahl überrascht durch auffallend wenige Landschaften, vergleichsweise viele Stillleben, aber auch Bildnisse sowie religiöse und mythologische Sujets. Ungebrochen verfolgt er das Ringen mit Figur und Raum, mit Linie und Farbe, mit Realität und Metaphysik.

Von den neun insgesamt vollendeten Triptychen aus dieser Zeit sind drei nun eben in der Ausstellung „Beckmann & Amerika“ des Frankfurter Städels vereint, darunter das im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) beheimatete „The Beginning“. 1949 in der neuen Heimat vollendet, verarbeitet Beckmann als erzählerisch aufgebaute Erinnerung an die eigene Kindheit Begegnungen und Erlebnisse. Es ist das subjektive Gegenstück zu den ideell konzipierten „Argonauten“. Das kurz vor seinem Tod vollendete, aus der National Gallery of Art in Washington entliehene Triptychon bildet das finale Ende der Ausstellung, die sich mit Beckmanns in den USA entstandenem Spätwerk beschäftigt.

Die Argonauten, also griechische Sagenhelden, erlauben in der spezifischen Figuration viele Deutungen. Besonders ins Auge sticht die Anlehnung der unter verdunkelten Gestirnen zueinander gewandten zwei Jünglinge im Mittelbild, die – gefasst in goldenem Inkarnat und idealer athletischer Körperlichkeit – sich formal an die Kunst der klassischen Antike anlehnen. Aus der Tiefe des Ozeans auf einer Leiter empor kletternd, werden sie mit einem alten Mann konfrontiert, der als Meeresgott interpretiert werden kann. Das gesamte, von einer ungewohnten Ruhe beherrschte Werk verarbeitet auch Eindrücke des Malers in den USA. Felsen, exotische Riesenvögel, die Weite des Pazifik, Mode und Charakteristik seiner amerikanischen Studenten fließen motivisch dezent in das Gemälde ein.

Aus Gründen der historischen Rahmensetzung sowie der Einbeziehung Frankfurter Sichtweisen beginnt die Schau mit der ersten Erwerbung für das Städelsche Kunstinstitut, nämlich Beckmanns 1917 entstandenem Gemälde „Kreuzabnahme“, das der seinerzeitige Direktor 1919 direkt aus dem Künstleratelier erwirbt. 1937 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, hängt es heute im New Yorker MoMA, aus dem es nun eigens für die Schau an den Main zurückkehrte. Es folgen Bilder der Erwartung auf das Land der Freiheit. „Begin the Beguine“ von 1946, nach einem Song Cole Porters, drückt explizit die Vorfreude auf die Ausreise nach Amerika aus, in dem Beckmann den Traum von schöpferischer Freizügigkeit durch eine von vier Pelikanen bekrönte Tänzerin betont.

Noch 1932/35 auf europäischem Boden gemalt und gleichfalls den Freiheitswunsch artikulierend, bereichert sein erstes Triptychon „Departure“ die Ausstellung, das den Künstler bei seiner Ankunft in New York bereits im MoMA erwartet, wo es heute noch zu bestaunen ist. Ausgesprochen krass gibt sich der Kontrast aus einem hellen, klaren Mittelteil und düsteren Seitenflügeln. Utopie und Freiheit in der Mitte scheinen bedrängt und seitlich flankiert von physischen und psychischen Qualen. Nach Beckmanns eigenen Angaben soll es seinerzeit das populärste Gemälde in den USA gewesen sein.

Der Aufenthalt Beckmanns startet in St. Louis, wo er zwei Jahre lebt und eine Gastprofessur an der Washington University wahrnimmt. Die Begegnung mit vielen Menschen, darunter wichtigen Persönlichkeiten, animiert ihn zu vielen Porträts insbesondere von jenen, die Freunde werden. Einige sind unter den 41 Gemälden der Ausstellung versammelt. Im Herbst 1949 zieht Max Beckmann nach New York um. Fortan unterrichtet er an der Brooklyn Museum Art School, umgeben von einem pulsierenden, kosmopolitischen Umfeld mit kulturhistorischen Schätzen in bedeutenden Museen.

Viele kürzere und auch längere Reisen führen ihn nach Chicago, New Orleans, Boulder in Colorado oder an die kalifornische Westküste. Die Weite und Atmosphäre des amerikanischen Kontinents mit wilden Landschaften einerseits und ruhelosen Metropolen andererseits schlägt sich in vielen Sujets nieder. In den Gemälden bestechen dunkel-erdig abgemilderte Farben, die zugleich eine ungeheuere leuchtkräftige Intensität entfalten. Gegenstände und Lebewesen umrahmt Beckmann mit teils skizzenhaft ausufernden, kräftig schwarzen Linien. Mit Gitterstrukturen, organischen Auswüchsen, warmen Farbtönen bewegt er sich aber auch im allgemeinen Kanon traditionellerer Malerei der unmittelbaren Nachkriegsepoche. Nicht zu übersehen sind Anleihen an Motive und Formen, die sich in Werken von Aristide Maillol, Vincent van Gogh, Edvard Munch oder Pablo Picasso finden.

Papierarbeiten bestreiten mit 63 Exemplaren das größte Segment der Frankfurter Schau. Max Beckmann arbeitet als Zeichner zwar auch bei der Vorbereitung von Gemälden, aber in ihren komplexen formalen Ansprüchen sind sie stets als autonom zu verstehen. Bei seinen Reisen bietet das Zeichnen oft die einige Chance, Eindrücke unmittelbar festzuhalten. Zudem gestattet das offenere Medium, aus Fantasie und Erinnerungen auch fiktive Themen auszuformulieren. Ein Holzstock und vier Plastiken vervollständigen die Auswahl der Exponate, ergänzt von einigen historischen Ausstellungskatalogen, die die bedeutende Reihe vieler einschlägiger Präsentationen des mit Frankfurt besonders verbundenen Malers zu unterschiedlichen Aspekten im Städel in Erinnerung rufen.

Neben der Frankfurter Ausstellung bietet sich Kunstinteressierten derzeit die einzigartige Gelegenheit zu einer umfassenden Beschäftigung mit dem Œuvre des Künstlers, da zeitgleich im Museum der bildenden Künste in Leipzig unter dem Titel „Max Beckmann. Von Angesicht zu Angesicht“ Porträts und im Kunstmuseum Basel unter der Überschrift „Max Beckmann. Die Landschaften“ Naturbilder präsentiert werden. Darüber hinaus bildet die Schau in Frankfurt den Auftakt einer Veranstaltungsreihe zur Neueröffnung des um einen unterirdischen Anbau erheblich erweiterten Städels, die auf Ende Februar 2012 terminiert ist.

Die Ausstellung „Beckmann & Amerika“ ist bis zum 8. Januar 2012 zu sehen. Das Städel Museum hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. An Heiligabend und Silvester bleibt das Museum geschlossen. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Der Katalog kostet 34,90 Euro.

Kontakt:

Städel Museum / Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie

Schaumainkai 63

DE-60596 Frankfurt am Main

Telefon:+49 (069) 60 50 98 0

Telefax:+49 (069) 61 01 63

E-Mail: info@staedelmuseum.de

Startseite: www.staedelmuseum.de



08.11.2011

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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