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Marktberichte |
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Rückblick: Moderne und zeitgenössische Kunst bei Bassenge in Berlin  Überraschung mit Hodler

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 |  | Ferdinand Hodler, Stehender männlicher Akt, die Hände auf der Brust | |
Eine Sensation vom Kaliber einer Zeichnung Jan Toorops, die Bassenge in seiner Auktion von Gemälden und Arbeiten auf Papier aus den Epochen bis zum 19ten Jahrhundert auf 425.000 Euro steigern konnte, hatte die moderne und zeitgenössische Kunst nicht mehr zu bieten. Doch auch in dieser Sparte erzielte das Berliner Unternehmen ein insgesamt hervorragendes Ergebnis. Schon die Zuschlagsquote von über 73 Prozent dokumentierte das hohe Interesse an der zwischen Malerei, Zeichnung und Grafik ausgewogenen Offerte. Das Hauptlos stand ziemlich zu Beginn in Form der ersten Weimarer Bauhaus-Mappe bereit, die jeweils zwei Blätter von Lyonel Feininger, Johannes Itten, Paul Klee, Georg Muche, Gerhard Marcks, Oskar Schlemmer und Lothar Schreyer enthält. Als komplette Folge ist diese zweite Veröffentlichung des Staatlichen Bauhauses heute außerordentlich selten. Das Getty-Museum in Kalifornien griff hier zu und gewährte die 100.000 Euro, die Bassenge für die vierzehn Blätter vorgesehen hatte.
Einige der Künstler, die an der ersten Bauhaus-Mappe beteiligt waren, tauchten auch im späteren Auktionsverlauf am 26. November noch auf, darunter Lyonel Feininger mit der frühen, noch recht karikaturistischen Federskizze „Der Bahnwärter“ von 1910, in die der Kunsthandel 25.000 Euro investieren musste (Taxe 20.000 EUR). Den skizzenhaften Charakter von August Mackes früher Bleistift- und Farbkreidezeichnung „Im Varieté“ von 1907 schätzte der griechische Reeder George Economou bei 22.000 Euro (Taxe 20.000 EUR). Die größte Überraschung der Auktion bot Ferdinand Hodlers Tuschezeichnung eines steif aufragenden, den Betrachter geradewegs fixierenden Männeraktes, bei dem wenige blaue Farbstiftlinien andeuten, dass er sich hoch über einem Gebirge befindet. Die undatierte Zeichnung aus der späten Lebensphase des Künstlers war nur auf 2.400 Euro angesetzt, schließlich einem Zürcher Händler sagenhafte 59.000 Euro wert.
Im üblichen Rahmen gab es 60.000 Euro für Pablo Picassos „Faune dévoilant une femme (Jupiter et Antiope, d’après Rembrandt)“ von 1936 aus der berühmten Suite Vollard (Taxe 50.000 EUR), 8.000 Euro für seine „Colombe volante“ von 1952 mit dem späteren farbigen Regenbogen (Taxe 5.500 EUR). Auf zwei höherpreisige Zuschläge musste Picasso aber verzichten: Die seltene Radierung „En la taberna. Pêcheurs catalan en bordée“ bei 20.000 Euro und „Portrait de Jacqueline au fauteuil“ von 1966/68 für 22.000 Euro. Auch weitere französische Druckgrafik tat sich bei Bassenge schwer. So blieben zudem Henri Matisses erotisches Blatt „Odalisque au Magnolia“ aus dem Jahr 1923 für 28.000 Euro und Henri de Toulouse-Lautrecs unverwechselbar mondäne Farblithografie „Mademoiselle Marcelle Lender, en Buste“ von 1895 für 15.000 Euro liegen. Wenn auch auf niedrigerem Niveau, hatte es deutscher Jugendstil da besser: Heinrich Vogelers märchenhafte Radierung „Die sieben Schwäne“ legte auf 2.200 Euro zu, Emil Orliks 1910 gemalte Dame im Tupfenkleid auf 2.600 Euro (Taxen je 1.500 EUR).
Reich war die Auswahl an expressionistischer Grafik, die sich aber überwiegend im preislichen Mittelfeld tummelte wie Otto Dix’ Farblithografie „Matrose und Mädchen“ von 1923 für 13.000 Euro (Taxe 8.000 EUR), Ernst Ludwig Kirchners undifferenziertes Blatt „Futterschütten“ von 1915 für 11.000 Euro (Taxe 10.000 EUR) sowie Erich Heckels 1914 datierte Lithografie „Zwei Mädchen am Meer“ in melancholischer Stimmung und Otto Muellers Exemplar „Sitzender Knabe mit Mondsichel“ von circa 1924 für jeweils 7.000 Euro (Taxen je 5.000 EUR). Taxgerecht bei 9.000 Euro verabschiedete sich dann Hermann Max Pechsteins handkolorierte Kreidelithografie „Palau VI (Drei Akte vor Vulkan)“ von 1918. Fast vollständig übernommen wurde ein halbes Dutzend Grafiken Conrad Felixmüllers, darunter sein kubistisch beeinflusster Holzschnitt „Verlobung“ von 1918 für 13.000 Euro (Taxe 6.000 EUR) und die madonnengleiche Farblithografie „Liebende Frau“ ebenfalls von 1918 für 10.500 Euro (Taxe 9.000 EUR). Ohne Rückgang blieben vier Blätter Karl Schmidt-Rottluffs: Seine kantigen Holzschnitte „Männlicher Kopf“ von 1915 und „Heuernte“ von 1921 schafften jeweils 5.000 Euro etwas über den Schätzungen.
Ein Abnehmer fand sich diesmal auch für Max Beckmanns sechs handkolorierte Kaltnadelradierungen umfassende Komödie „Ebbi“, ein grafisch-literarisches Produkt des Künstlers aus dem Jahr 1924. In den letzten Jahren mehrmals vergeblich auf dem deutschen Auktionsmarkt angepriesen, kamen jetzt respektable 72.000 Euro dabei heraus (Taxe 60.000 EUR). Auch sein Holzschnitt „Frau mit Kerze“ von 1920 konnte auf 10.500 Euro zulegen (Taxe 6.000 EUR). Die Gemäldeofferte der Zwischenkriegszeit war unter anderem mit Georg Schrimpfs neusachlich-neoromantischem Panorama über den stillen Waginger See von 1930 für 30.000 Euro (Taxe 24.000 EUR) Paul Kleinschmidts gleichzeitigem „Geburtstagstisch“ für 11.000 Euro gut bestückt (Taxe 12.000 EUR). Kleinschmidts teure Arbeiten, „Schauspielerinnen bei der Toilette (Zwei Frauen)“ von 1924 und eine „Südfranzösische Landschaft“ von 1939 für 30.000 und 25.000 Euro, blieben diesmal allerdings unveräußert. Neusachlich ging es ebenfalls auf Carlo Menses Stillleben mit Vase und drei Zyklamen vor einem Fenster mit Ausblick auf eine Winterlandschaft zu. Die 2.000 Euro für die Mischtechnik auf Papier von etwa 1930 lagen deutlich über den veranschlagten 800 Euro.
Die Kunst der Nachkriegszeit war vor allem durch mehr oder weniger Abstrakte vertreten wie Emil Schumachers kleine unbetitelte Gouache mit Deckweiß aus dem Jahr 1958 für 16.000 Euro (Taxe 12.000 EUR) oder HAP Grieshabers farbigen Holzschnitt „Frühling (Hirtin)“ von 1949, der wie eine Kinderzeichnung anmutet. Hier verdoppelte sich der Wert von 8.000 Euro auf 16.000 Euro. Aus der zweiten und dritten Reihe sind Otto Hofmanns „Blauer Grund“ mit abstrahierter Wohnzimmereinrichtung von 1948 für 1.400 Euro (Taxe 800 EUR), Otto Ritschls recht geometrische „Komposition 54/50“ in kräftigen Farben von 1954 für 7.000 Euro (Taxe 6.000 EUR) und Wilhelm Imkamps farblich gedeckte „Begegnung“ von 1949/50 für 3.000 Euro zu nennen (Taxe 1.200 EUR). Ein etwas biederer Kommentar zur beginnenden Wirtschaftswunderzeit waren Herbert Behrens-Hangelers surrealistisch anmutende, mit allerlei Werbematerial erstellte Collagen „Nächtliche Lust“ und „Fliegende Welt“, die sich dennoch bei guten 4.600 Euro und 3.100 Euro aus dem Auktionshaus verabschiedeten (Taxen 3.000 und 2.000 EUR).
Eher nachrangig war die Skulpturenofferte, die aber mit Karl Hartungs formschöner „Scheibe (Zeichen)“ von 1937/39 für 9.500 Euro (Taxe 7.500 EUR), Ewald Matarés kleiner „Stehender Kuh“ – auch als „Maulwurfskuh“ bezeichnet – von etwa 1936 für 12.000 Euro (Taxe 16.000 EUR) und dem neokonstruktivistischen Relief „Merry Malaise“ der jungen Katja Strunz von 2007 für 3.800 Euro doch einige schöne Arbeiten vorzuweisen hatte (Taxe 6.000 EUR). Fast ausnahmslos weitervermitteln konnte Bassenge die Sammlung Peter und Inge Knirsch mit exzeptioneller Op-Art-Kunst wie Carlos Cruz-Diez’ flirrender „Physichromie no 1151“ von 1981 für 38.000 Euro (Taxe 45.000 EUR) und Ludwig Wildings scheinkinetisches „Objekt mit Scheinbewegung“ von 1993 für 1.700 Euro (Taxe 800 EUR) oder konkreter Malerei wie François Morellets „5 trames“ in Rot auf blauem Grund von 1959/69 für 28.000 Euro (Taxe 35.000 EUR). Für 8.500 Euro und 9.000 Euro weit über den bescheidenen Schätzungen gingen zwei Feuerbilder Otto Pienes von 1972 und 1981 weg, und das Informel vertrat Hans Hartungs mit den überlagerten schwarzen Strichfolgen „P10-1976-H24“ für 12.000 Euro (Taxe 15.000 EUR).
Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Galerie Bassenge Erdener Straße 5a DE-14193 Berlin |
 | Telefon:+49 (030) 893 80 290 | Telefax:+49 (030) 891 80 25 |  |  | E-Mail: info@bassenge.com |  | Startseite: www.bassenge.com |
16.01.2012 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 Georg Schrimpf,
Waginger See, 1930 |  | Taxe: 24.000,- EURO Zuschlag: 30.000,- EURO Losnummer: 8289 |  |  |  |  |  | 
 Ernst Ludwig
Kirchner,
Futterschütten,
1915 |  | Taxe: 10.000,- EURO Zuschlag: 11.000,- EURO Losnummer: 8156 |  |  |  |  |  | 
 August Macke, Im
Varieté, 1907 |  | Taxe: 20.000,- EURO Zuschlag: 22.000,- EURO Losnummer: 8190 |  |  |
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