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Antoni Tàpies gestorben

Hoffnung auf das vollendete Bild



Unter den zeitgenössischen spanischen Künstlern war er der unbestrittene Meister, der in der Wahl seiner Mittel stille, in der Sache aber stets deutlich vernehmliche König der Gegenwartskunst seines Landes. Wie kein zweiter war Antoni Tàpies ein in seiner künstlerischen Bedeutung monumentales Bindeglied zwischen den Großmeistern der spanischen Moderne Pablo Picasso sowie Joan Miró und einer jüngeren Generation, die sich wie Miquel Barceló technisch und thematisch zum Teil unmittelbar auf ihn bezieht. Sein Leben und Werk stehen zugleich symbolisch für die bewegte spanische Geschichte 20sten Jahrhunderts, das er weitgehend durchmaß. Geboren 1923 und aufgewachsen in der katalanischen Metropole Barcelona, fand er in jungen Jahren als Autodidakt zur Kunst, konnte sich aber lange Zeit nicht zwischen ihr und einem Brotberuf als Jurist entscheiden. Erst 1946 brach er sein Jurastudium an der Universität Barcelona ohne Abschluss ab. Zunächst beeinflusst vom Surrealismus, gründete er 1948 zusammen mit dem Maler Modest Cuixart, dem Schriftsteller Joan Brossa und anderen Intellektuellen die Künstlergruppe Dau al Set und beteiligte sich im selben Jahr am Salón de Octubre in Barcelona.


Doch der Surrealismus im Sinne einer ungehemmten, tiefenpsychologischen Fantasie, wie ihn Salvador Dalí oder Max Ernst vertraten, war Tàpies‘ Sache nicht. Ein durch ein Stipendium ermöglichter Aufenthalt 1950 in Paris brachte ihn mit einer gänzlich neuen, damals höchst avantgardistischen Richtung in Kontakt: dem Informel. Das Gestische, keinem sichtbaren Gegenstand Verpflichtete, das die Malerei auf sich selbst reduzierte und konzentrierte, erwies sich als das, was auch Antoni Tàpies mit seiner Kunst wollte. Und er ging noch über die Ansätze eines Jean Dubuffet oder Hans Hartung, die er persönlich kannte, hinaus: Erde, Leim, Sand, Marmorstaub und alle möglichen Alltagsgegenstände fanden in seine Bilder Eingang, die Gemälde blieben, sich jedoch reliefartig erweiterten und damit mehr Texturen aus Material als reine Malerei waren. Oft sind diese zeichenhaften, haptischen Schöpfungen düster und schwer: Sie sind Spiegelbild von Denken und Fühlen eines Künstlers, der es sich wahrlich nicht leicht gemacht hat in einem Leben voller äußerer und innerer Spannungen.

In den 1950er Jahren begann sein internationaler Aufstieg. Zeitlebens viel auf Reisen, knüpfte Antoni Tàpies Verbindungen mit führenden Künstlern aus ganz Europa und Nordamerika, hatte bedeutende Ausstellungsbeteiligungen wie auf den Documenta-Schauen 2, 3, 4 und 6 in Kassel oder der Biennale in Venedig und seit den 1950er Jahren Einzelausstellungen in zahlreichen wichtigen Galerien und Institutionen. Als echter Intellektueller mit weitem politischem und philosophischem Horizont trug er noch während der Franco-Diktatur zur beginnenden Demokratisierung seines Heimatlandes bei. 1966 geriet er deswegen sogar für kurze Zeit in Haft. Eine lange Liste von Preisverleihungen seit 1958 fand ihre Krönung im Erhalt des Praemium Imperiale 1990.

Sein Gesamtwerk ist gigantisch: Über achttausend Nummern müsste der noch zu erstellende Œuvrekatalog umfassen. In allen wichtigen Museen der Welt ist er vertreten, auf dem Markt erzielen seine Arbeiten inzwischen Millionenpreise. Antoni Tàpies selbst blieb gleichwohl bescheiden: „Vielleicht male ich so viel, weil ich ständig das Gefühl habe, es besser machen zu müssen“, sagte er einmal, und ein andermal bekannte er: „Im Grunde habe ich in meinem Leben nur ein einziges Bild mit unzähligen Variationen gemalt“. Die Wandlungsfähigkeit eines Picasso im Sinne einer stilistischen Ausdrucksfähigkeit besaß er in der Tat sicher nicht. Doch die Stringenz und Ehrlichkeit seiner Aussagen, die Eigenwilligkeit und zugleich Standhaftigkeit, mit denen er seine künstlerische Position verteidigte, sowie die nie versiegende Freude am Experiment mit neuen Materialien sichern ihm einen festen Platz in der Kunstgeschichte des 20sten und frühen 21sten Jahrhunderts. Am gestrigen Montag ist Antoni Tàpies im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt Barcelona gestorben.



07.02.2012

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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