Corot in Karlsruhe | | Jean-Baptiste Camille Corot, Der See. Nachtstimmung, um 1870 | |
Man kann es kaum glauben: Jean-Baptiste Camille Corot wurde von einem deutschen Museum bisher noch nie umfassend gewürdigt. Nun unternimmt es die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, dem Publikum in Deutschland den französischen Maler (1796-1875) vorzustellen. Rund 180 Gemälde, Zeichnungen und druckgrafische Arbeiten geben einen Überblick über die Vielfalt seines Schaffens. Neben seinen bekannten lichthaltigen Freilichtstudien zu lyrischen Landschaften sind auch seine großformatigen Dekorationen, die empfindsamen Porträts und seine rätselvollen Fantasiefiguren versammelt. „Der international anerkannte Künstler und Wegbereiter des Impressionismus ist hierzulande bislang weitgehend ignoriert worden“, sagte Museumsdirektorin Pia Müller-Tamm. „Seine Werke stehen für Stimmung, Atmosphäre und Präsenz – alles Werte, die heute wieder gefragt sind.“
Die Ausstellung in Karlsruhe zeichnet den künstlerischen Werdegang Corots nach. Seine frühen Ölstudien im Freien deuten auf seine klassizistische Ausbildung hin, die sich an der historischen Landschaftsauffassung des 17ten Jahrhunderts orientierte. Vom Zeitgeist des Realismus nur touchiert, entwickelte Jean-Baptiste Camille Corot dann im Verlauf seiner Karriere eine von komplexen Bildideen wie lyrischem Zauber durchwobene Malerei. Neben seinen von vielen Reisen inspirierten Landschaften schuf er Porträts seiner Familie und Freunde sowie Fantasiefiguren, in denen er sich auch Vorbildern der Renaissance und des 17ten Jahrhunderts verpflichtet fühlte. Schließlich werden erstmals in Deutschland die Serien seiner großformatigen Dekorationen zu sehen sein, mit denen er die Wohnungen seiner Freunde ausstattete.
Die für Corots Malstil charakteristische Modernität wird zudem in einer Auswahl seiner Zeichnungen und Druckgrafiken offenbar, deren bisweilen ungebändigter, sich vom Gegenstand lösender Duktus überrascht. Um Corots künstlerischen Rang wie seine Individualität gleichermaßen sichtbar zu machen, bezieht die Ausstellung ausgewählte Werke seiner unmittelbaren Vorgänger und Zeitgenossen wie Pierre-Henri de Valenciennes, Achille-Etna Michallon und Jean-Victor Bertin ein und macht exemplarisch auf seine Vorbilder aus der großen französischen Malereitradition von Nicolas Poussin, Claude Lorrain und Jean-Antoine Watteau aufmerksam. Die Wirkung von Corots Werk für die nachfolgende Generation unterstreichen Arbeiten von Camille Pissarro, Paul Cézanne und Odilon Redon.
Die Ausstellung „Camille Corot. Natur und Traum“ läuft vom 29. September bis zum 6. Januar 2013. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe hat dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 21 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, für Familien 20 Euro. Der Katalog ist im Kehrer Verlag erschienen und kostet 45 Euro.
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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