Pop Art im Vitra Design MuseumMorgen eröffnet das Vitra Design Museum in Weil am Rhein die Ausstellung „Pop Art Design“ und damit einen Dialog zwischen Kunst und Design der 1960er und 1970er Jahre. Dafür hat Kurator Mathias Schwartz-Clauss 79 Kunstwerke, 67 Designobjekte sowie Filme, Fotografien, Architekturmodelle, Plattencover, Magazine und Aufnahmen zeitgenössischer Interieurs sowohl aus der hauseigenen Sammlung als auch aus europäischen und amerikanischen Museen zusammengetragen. Die Stücke eröffnen zum 50jährigen Jubiläum – eine Konferenz des New Yorker Museum of Modern Art deklarierte damals offiziell die Pop Art – eine neue Perspektive auf diese wohl wichtigste Kunstströmung nach dem Zweiten Weltkrieg. Kunstwerke von Andy Warhol, Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein und Designobjekte von Charles Eames, George Nelson, Achille Castiglioni und Ettore Sottsass sind in der Ausstellung versammelt. Die Gegenüberstellung von Kunst und Design macht deren gegenseitige Abhängigkeit, Beeinflussung und Inspiration deutlich, die ebenbürtig zwischen beiden Seiten verhandelt wurden.
Starkult, Warenfetisch und die mediale Reproduktion des Alltags sind Bezugspunkte der Designer, Maler und Grafiker. Schon in den 1930er Jahren trat etwa bei Raymond Loewy ein neues Bewusstsein für die kommerzielle Auffassung von Design zu Tage, die der Bildhaftigkeit eine zentrale Bedeutung einräumte. Möbel von Charles und Ray Eames oder George Nelson orientierten sich wiederum an der Kunst und greifen neben ihrer Funktionalität auf eine skulpturenähnliche Gestaltung zurück. In Europa wiederum warb die Firma Olivetti schon zu Beginn der 1950er Jahre mit Plakaten im Stile der Pop Ära, während der italienische Designer Achille Castiglioni, seinerseits inspiriert von Marcel Duchamp, Möbel aus industriellen Ready-Mades entwickelte. Auf Seite der Bildenden Kunst starteten viele Protagonisten ihre Laufbahn als Designer, etwa Andy Warhol als Modeillustrator oder Robert Rauschenberg als Schaufensterdekorateur.
In der Folge intensivieren sich die Wechselwirkungen. Designer arbeiten mit künstlerischen Strategien wie Zitat, Collage und Ironie, Künstler bedienen sich anonymer, industrieller Herstellungsverfahren, Gebrauchsgegenstände werden zu Kunstmotiven, aber auch neue Materialien wie Kunststoffe oder Latex ermöglichen eine Bildsprache, die der Alltags- und Populärkultur entnommen ist. Jasper Johns und Ed Ruscha sehen eine neue Wirklichkeit vor allem in der Flut von Künstlichkeit und Oberflächlichkeit der medialen Klischees, der Franzose Raymond Hains oder der Amerikaner Claes Oldenburg arbeiten mit dem Vertauschen von Proportionen und Dimensionen – Methoden, die in Entwürfen von Gaetano Pesce oder Studio 65 später weiter verfolgt werden. Robert Indiana oder Judy Chicago wiederum suchen nach Anregungen in der Volkskunst, ähnlich wie zuvor die Designer Alexander Girard und Ettore Sottsass. Andere Tendenzen bewegen sich in der Nähe der Hard Edge-Malerei, etwa die Werke von Allan D’Arcangelo oder Richard Artschwager, die eine erstaunliche Nähe zu Objekten wie Sottsass’ Superbox-Schränken von 1965/69 offenbaren.
Die Ausstellung „Pop Art Design“ läuft vom 13. Oktober bis zum 3. Februar 2013. Das Vitra Design Museum hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6,50 Euro. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter 272seitiger Katalog für 69,90 Euro.
Vitra Design Museum
Charles-Eames-Straße 1
D-79576 Weil am Rhein
Telefon: +49 (0)7621 – 702 32 00
Telefax: +49 (0)7621 – 702 35 90 |