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Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Zeitgenössische Kunst bei Lempertz in Köln

Wolf mit Treibholz



Für Ernst Wilhelm Nay werden die zeitlichen Grenzen manchmal ein wenig gedehnt, um ihn noch als Künstler der Gegenwart bezeichnen zu können, so auch auf der kommenden Versteigerung zeitgenössischer Kunst bei Lempertz in Köln. Zum Aufruf gelangt hier nicht nur eines seiner zahlreichen Bilder mit umeinander kreisenden Farbflächen, in auffallend hellen Tönen mit viel Weiß und Hellgrau und dazwischen nur ein wenig Schwarz, weswegen die 1956 datierte Leinwand auch den Titel „Mit heiterem Blau“ trägt. Kaum weniger bemerkenswert ist das Gemälde „Kirche“, gehört es doch zu den ganz seltenen Beispielen für die frühe Kunst des 1902 geborenen Malers, der erst nach einigen Umwegen 1925 an der Hochschule für bildende Künste in Berlin seine Ausbildung begann. Aus diesem Jahr stammt die „Kirche“ mit vier Personen im Vordergrund sowie perspektivisch stark verkürztem Blick zwischen bauschigen Baumkronen hindurch auf ein neugotisches Gotteshaus. 1928 beendete Nay seine Ausbildung in Berlin als Meisterschüler Karl Hofers, im selben Jahr wurde die „Kirche“ in der Kunsthalle Düsseldorf ausgestellt. Nun steht sie für 30.000 bis 40.000 Euro zur Disposition. „Mit heiterem Blau“ ist bei 120.000 bis 140.000 Euro aber doch erheblich teurer als das expressionistische Frühwerk.


Unter den annähernd dreihundert Losnummern finden sich am 1. Dezember überwiegend jene klassischen Positionen deutscher Künstler der ersten Nachkriegsjahrzehnte sowie arrivierte Stars der Gegenwartskunst. Zu ersteren gehört etwa auch Emil Schumacher mit zwei informellen, reliefartigen Leinwänden der späten 1950er Jahre, „Belua I“ von 1958 in sandartiger Beschaffenheit (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR) und „Nambit“ von 1959 mit stark expressivem Gestus, viel Schwarz und viel Rot (Taxe 50.000 EUR). Der etwa gleichaltrige Franzose Eugène Leroy gestaltete in ähnlicher Weise, noch 1986 mit 76 Jahren beispielsweise seine pastosen Farbballungen „Marina“, die man als einen weiblichen Akt zu entdecken meint (Taxe 35.000 bis 40.000 EUR), oder 1980/84 das nicht mehr sichtbare „L’insecte“ für 55.000 Euro. Auf italienischer Seite ist Mattia Moreni zu nennen, Mitgründer der „Gruppo degli Otto“, an der sich auch Emilio Vedova oder Afro Basaldella beteiligten. Mit deren international arrivierten Arbeiten kann sich Morenis überwiegend grau gehaltener, kraftvoll aufgespachtelter „Paesaggio“ von 1958 fraglos messen (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

Gotthard Graubner ist mit einem roten Kissenbild von 1976/77 auf 62 Zentimetern im Quadrat vertreten, allerdings nicht im Originalzustand, sondern mit neuer Füllung, die der Künstler selbst 2007/08 vorgenommen hat (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Ähnlich minimalistisch gibt sich Raimund Girke in seiner „Weißmitte“ von 1969. Vor einer weißen Ausstellungswand dürfte diese 130 mal 160 Zentimeter große Leinwand mit zarten linearen Strukturen fast verschwinden (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR). Ein vergleichbares, kaum dreißig Zentimeter im Quadrat messendes Aquarell Agnes Martins aus dem Jahr 1977 hängt für 30.000 bis 40.000 Euro bereit. Mit Martin haben sich aus dem angloamerikanischen Bereich zudem noch Alan Reynolds mit dem sparsamen weißen Relief „Structures-Group III (10.A)“ von 1992 und Winston Roeth mit dem ebenfalls quadratischen, dazu noch in Quadrate unterteilten, wässrig grünblauen „Simulator“ von 1999 eingestellt (Taxen je 5.000 bis 7.000 EUR).

Mit seriellen, sich wiederholenden Strukturen arbeitete der 1968 jung verstorbene Peter Roehr, der 1966 schwarze Kartonetiketten auf braunem Pressspan aufklebte und das Raster damit bildwürdig machte (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Auf eine Reduzierung der Mittel konzentrieren sich zudem Helmut Federle in seinem schwarz-braunen „Corner Field Painting XXXV (Death of a black snake)“ von 1998/99 (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR), Frank Gerritz in seinem Diptychon „Parallel Universe. Served Chilled“ mit schwarzen Horizontalbalken auf Aluminium von 2000 (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR) oder Antonio Calderara in seiner feinen Malerei „Rettangole e Quadrati“ von 1959 (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Aus der Minimal Art ging auch das Schaffen der Konzeptkünstlerin Hanne Darboven hervor. Heinrich Heines Versepos „Atta Troll“ inspirierte sie 1988 zu einer 125teiligen Papierarbeit mit einer Umsetzung in eine Art Schrift-Noten-System (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR).

Gerhard Richter ist nicht nur in New York und London, sondern auch bei Lempertz teuer: 60.000 bis 80.000 Euro möchte das Auktionshaus für einen gerade einmal DIN A4-großen Karton mit einer überwiegend weißen Abklatschabstraktion sehen, die nach ihrem Entstehungsdatum „3.3.94“ benannt ist. Von Günther Uecker fanden zwei Arbeiten aus dem Jahr 1982 aus unterschiedlichen Richtungen den Weg nach Köln: der wie zufällig in eine zweizackige Form gebrochene und im oberen Bereich wirbelartig benagelte Holzscheit „Vision Rapperswil Nr. 17“ (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR) sowie das vierzig Zentimeter große Quadrat „Verletztes Feld. Poesie der Destruktion“ mit einer Fülle kreuz und quer eingeschlagener Nägel für 50.000 bis 60.000 Euro. Auch Almir da Silva Mavignier suchte in den 1950er und 1960er Jahren neu Ansätze in der Malerei; er fand sie etwa in seinen „Rasterstrukturen“, wie in der schwarzen Leinwand „Gleiche Dreiecke“ von 1967, die durch ein diagonales Farbband aus vielen kleinen Punkten in Weiß, Gelb, Orange, Rot, Violett und Blau in zwei Ecken des quadratischen Bildträgers ausgeschieden werden (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR). Als „Magier der Spirale“ ist Robert Rotar in die Kunstgeschichte eingegangen, was man an seiner filigranen „Rotation No. 1“ von 1974 gut erkennen kann (Taxe 10.000 EUR). Eine freudige Spiralform in den Primärfarben steuert auch Alexander Calder in seiner Gouache „Good Luck“ von 1973 bei (Taxe 35.000 bis 40.000 EUR).

Die gegenständliche Richtung unter den älteren Jahrgängen repräsentieren Georg Baselitz’ auf den Kopf gestellte „Frau im Fenster“ von 1979/81 in Rot-Schwarz auf einer Monotypie (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR) sowie Jörg Immendorffs „Brrr“ von 1978 mit einer Fülle bekannter Requisiten des politischen Malers wie Markise in Schwarz-Rot-Gold, Adler, Mauer und Stacheldraht (Taxe 70.000 bis 80.000 EUR). 1996 entstand Immendorffs großformatige Leinwand „Den Hahn wecken“ mit einem Knäuel nackter Frauenleiber, die sich in einer nächtlichen Baumlandschaft lustvoll vor einer Schenke tummeln; aber der Tod in Sensenmanngestalt ruft das „Finis“ schon aus (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Um 100.000 bis 150.000 Euro soll eine unbetitelte Strichmännchenmalerei A.R. Pencks kosten, 1982 entstanden und in ihrer düsteren, schwarz-weißen Gestaltung mit roter Betonung die schwierige Lage des Künstlers nach seiner Ausbürgerung aus der DDR kennzeichnend. Schon vor einem Jahr hatte Lempertz Michelangelo Pistolettos Spiegelbild „Tavolo con Piatti“ von 1962/82 im Angebot, damals für 160.000 bis 180.000 Euro. Nachdem sich für die auf poliertem Edelstahl gedruckte Serigrafie eines ganz weißen Tisches mit fünf Tellern seinerzeit kein Abnehmer gefunden hat, ist sie nun auf 120.000 bis 140.000 Euro etwas reduziert.

Der vor gut einem Jahr verstorbene Düsseldorfer Akademielehrer Norbert Tadeusz erweist sich in seinem auf einem umgefallenen Stuhl liegenden Frauenhalbakt „Einsiedlerkrebs II“, der sich seit 1979 gerade aus einem gelben Overall schält, als technisch versierter Schöpfer rätselhafter Bildwelten (Taxe 18.000 bis 22.000 EUR). Ungewöhnlich für den Neoexpressionisten Rainer Fetting kommt „Der weiße Wolf“ daher, 1984 nicht nur gemalt, sondern auch mit einem quer über den Körper des Tieres gelegten Treibholz versehen (Taxe 35.000 bis 40.000 EUR). Als Maler aus der DDR tritt Bernhard Heisig hinzu, der sich in seinem „Preußischen Stillleben“ von 1983 samt Pickelhaube, Trompete und Rokokoengelchen wieder einmal an der deutschen Geschichte abarbeitete (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR).

Unter den jüngeren Gegenständlern ist eine großformatige Bergseelandschaft mit Bootsfahrerin unter dem Titel „Spiegelbild“ zu nennen, 2004 von der 1977 geborenen Koreanerin Seo Soo-kyoung gemalt und collagiert, die sich als Künstlerin nur SEO nennt (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Mit ornamentalen Versatzstücken, großem Anteil an Farbflächen, aber auch Schriftzügen, Fotocollagen und figurativen Postkartengemälden gestaltete Anton Henning 2008 seine Leinwand (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Norbert Bisky mit zwei seiner blonden Jungmännerfantasien wie „Füße waschen nicht vergessen“ von 2002 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR), Tilo Baumgärtel mit seiner aquarellhaft lockeren, surrealen Vorstadtszene „Abholen“ von 2002 (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR), Frank Bauer mit seinem fotografisch exakten Blick in ein „Chinesisches Restaurant“ von 1994 (Taxe 7.000 bis 8.000 EUR) oder das Duo Markus Muntean und Adi Rosenblum, die 2008 vier phlegmatische junge Leute in ein verfallenes Haus platzierten (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR), gehören zum festen Programm bei Lempertz.

Die in diese Auktion integrierten zeitgenössischen Fotokünstler stellen Arbeiten für bis zu 30.000 Euro zur Verfügung, so etwa Elger Essers karge Landschaftsaufnahme „Radi, Italien“ von 2002 oder Thomas Ruffs streng frontales „Porträt (J. Renzel)“ von 1988. Beate Gütschows ideale Konstruktion einer Weide- und Waldlandschaft „PN # 1“ von 2000 im Breitformat strahlt ebenfalls Ruhe und Vertrautheit aus. Dagegen steht der Holländer Micha Klein mit der bildmächtigen und verstörenden „Free Thinkers Library“ von 2008 auf, in der sich eine martialische Hard Rock-Band in einer heruntergekommenen Fabrikhalle mit ihren Büchern tummelt. Bei Michael Weselys Strandbild von „Santa Margarida, Roses“ von 1996 ist dann die Langzeitbelichtung mit verschwimmenden Sonnenschirmen auf formaler Ebene das ungewöhnliche Element (Taxen je 10.000 bis 12.000 EUR). 6.000 bis 8.000 Euro verlangt Lewis Baltz’ unspektakuläre und nüchterne, dennoch schöne Häuserfassade „San Francisco“ von 1972 aus der Serie „The Prototype Works“, 16.000 bis 18.000 Euro Hiroshi Sugimotos altes Kinotheater „Lafayette, New York“, in der die filmische Illusion zu einer weißen Leinwand geronnen ist.

Unter den Plastiken sticht eine Suite grob geschnitzter und bemalter Holzfiguren Stephan Balkenhols ins Auge, darunter die zweiteilige Arbeit „Frau in blauem Kleid vor gepunktetem Relief“ von 2005, letzteres vor die hoch aufgesockelte Frau an der Wand zu befestigen (Taxe 60.000 bis 70.000 EUR). Gegenständlich bleibt es mit Markus Lüpertz’ grobschlächtigem, bemaltem Bronzekopf „Die Bürger von Florenz“ aus dem Jahr 1983 (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR), während Otto Herbert Hajek sich 1965 für eine Schichtung mehrerer geometrischer Elemente aus Bronze und Stahl entschied und sie schlicht mit der Nummer „65/14“ betitelte (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Wer noch eine originelle Zimmereinrichtung benötigt, sei vielleicht auf Niki de Saint Phalles „Table, Tabouret et Vase“ von 1980 hingewiesen: Die dreiteilige Installation lädt trotz grimmig aus den Standbeinen schauende Fantasieköpfe dazu ein, das Tässchen Tee neben der Vase abzustellen und sich zu einem kleinen Päuschen auf dem Hocker niederzulassen. Für 60.000 bis 80.000 Euro bekommt man eines von nur zwanzig, überdies jeweils unterschiedlich bemalten Exemplaren dieses Ensembles.

Die Auktion beginnt am 1. Dezember um 14 Uhr. Die Vorbesichtigung läuft bis zum 29. November täglich von 10 bis 17:30 Uhr, am 30. November von 10 bis 13 Uhr. Der Internetkatalog listet die Objekte unter www.lempertz.com.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com

www.lempertz.com



29.11.2012

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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