 |  | Max Beckmann, Grüne Wiese mit Kühen, 1942 | |
Neben Archäologie, volks- und völkerkundlicher Abteilung, dem Jüdischen Museum in Rendsburg, Kulturgeschichte und Alter Kunst beherbergt die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf auch eine umfangreiche Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst internationalen Rangs. Nun ist es der Stiftung gelungen, für das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Schloß Gottorf drei späte Gemälde von Max Beckmann als Leihgabe für ein Jahr aufzutun.
"Auf ein Jahr zu Gast – Max Beckmann" stellt die Gemälde „Mars und Venus“, „Grüne Wiese mit Kühen“ und „West-Park“ aus der Sammlung Mayen Beckmann, der Enkelin von Max Beckmann, vor. Ab dem 11. März werden die drei Arbeiten auf ein Jahr in Schloß Gottorf zu sehen sein. Außerdem wird an diesem Tag auch die neu konzipierte Sammlung der Kunst nach 1945 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.
Die Bilder entstanden in Max Beckmanns (1884-1950) letzten dreizehn Lebensjahren im Exil in Paris und Amsterdam, dann nach dem Krieg in New York, seiner letzten Heimat. 1937 hatte Beckmann, seit Beginn der dreißiger Jahre zunehmend geächtet, Deutschland verlassen. Trotz der Weltwirtschaftskrise lagen hinter ihm Jahre stetig wachsenden Erfolgs, der sich über Paris bis nach Amerika ausbreitete. Das Ehepaar Beckmann pendelte damals zwischen Paris und Amsterdam und dachte bereits an eine Emigration in die USA, zu der es erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam.
Die antike Götterwelt hat Beckmann selten bemüht. Die Griechen waren ihm mit dem „bewussten Schwindel“ ihrer Götterwelt „fatal“. Doch mit „Mars und Venus“, in der für 1937 charakteristischen weicheren Malweise gehalten, überträgt die antike Götterwelt auf die Gegenwart, da aus Venus eine blond und modisch ondulierte Europa wird, die wehrlos dem harten Zugriff des Kriegsgottes ausgeliefert ist.
In Naturdarstellungen ging es Beckmann nicht darum, die Realität abzumalen, sondern „jede Form der Naturerscheinung zu einem Ausdruck eigener Freude und eigenen Leids“ werden zu lassen. Die „Grüne Wiese mit Kühen“ aus dem Kriegsjahr 1942, gemalt im von Deutschland besetzten Holland, zeigt einen in die Bildtiefe führenden Weg, den die Horizontlinie jäh beschneidet. Quasi als Einladung an den Betrachter steht am Beginn des Wegs ein Schild mit der Aufschrift „Ein Weg“, der ins Unwägbare führt. Die grüne Wiese mit den Kühen spiegelt die Situation in einer trostlosen Auffassung der Landschaft.
Dagegen malt Beckmann 1950 mit „West–Park“ in seinem letzten Lebensjahr ein kleines Paradies in der geliebten Großstadt, „als die Welt für Beckmann wieder angefangen hatte, wo sie im Spätherbst 1932 in Frankfurt a/m aufgehört hatte. Er selbst, Städter durch und durch, liebte die Natur in ihrer gezähmten Daseinsform als Park. Nicht nur auf seinen Spaziergängen brachte er sie, laut mit Gott redend, mit seinem Gedankengut zusammen, dass er aus esoterischer, kabbalistischer und philosophischer Literatur gewann. So webte er in seinen Landschaftsbildern auf unterschiedliche Weise das kabbalistische Zeichen für Ein Soph (Unendlichkeit) mit ein und damit auch seinen in den Jahren gewandelten Begriff von Gott, den er in der Unsterblichkeit des Raumes beheimatet und ihn mit diesem verschmilzt.
Zeichnungen und Gemälde der Expressionisten, afrikanische Plastik, viele Skulpturen und Grafiken von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, Skulpturen von Bernhard Heiliger in den Ausstellungsräumen und auf der Schlossinsel zeigt die Abteilung mit Kunst des 20. Jahrhunderts. Dies geht seit 1988 auf den Stifter Rolf Horn (1912-1995) zurück. In den letzten Jahren sind neben Einzelblättern auch zwei große grafische Zyklen von Max Beckmann dazugekommen: die Lithografien „Berliner Reise“ und „Apokalypse“. Daran schließen die drei Gemälde von Max Beckmann an.
Die Abteilung der Kunst nach 1945, die im Gebäude der Stiftung Rolf Horn auf der Gottorfer Schlossinsel untergebracht ist, wurde vollständig neu gestaltet. Ziel der Konzeption ist es, wichtige einzelne Positionen deutscher Künstler der Nachkriegszeit im Spannungsfeld von Gegenständlichkeit und Abstraktion hervorzuheben. Dabei ist jedem Künstler ein eigenes Kabinett gewidmet. Bernard Schultze und Willi Baumeister sind genauso vertreten wie Emil Schumacher, Bernhard Heiliger, Paul Wunderlich oder Walter Stöhrer. Mit Harald Duwe, Eduard Bargheer, Karl Hartung oder Horst Janssen werden auch explizit norddeutsche Maler und Bildhauer präsentiert. Die Objekte stammen aus der Gottorfer Museumssammlung un d aus der Sammlung der Stiftung Rolf Horn. Dabei sind auch etliche Neuerwerbungen, die erstmals gezeigt werden.
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