Yang Fudong in Zürich Der 1971 in Peking geborene Yang Fudong ist einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Kunst- und unabhängigen Filmszene Chinas. Die Kunsthalle Zürich bietet nun eine erste große europäische Überblicksschau seiner Filme, Installationen und Fotografien von den frühen 1990er Jahren bis heute. Seine Arbeiten, die häufig in der traditionellen chinesischen Malerei wurzeln, untersuchen Spannungen zwischen Stadt und Land, Geschichte und Gegenwart, Weltlichem und Intellektualität. Die Protagonisten von Yang Fudongs Werken sind meist seine Zeitgenossen, junge Leute zwischen zwanzig und vierzig, die den größten Teil ihres Lebens in einer im Wandel begriffenen Gesellschaft zugebracht haben.
Titelgebend für die Ausstellung ist der 2002 erstmals auf der Documenta 11 gezeigte Film „An Estranged Paradise“, der mit einer Meditation über die Aufteilung des Raumes in der chinesischen Malerei beginnt und die spirituelle Unsicherheit Zhuzis nachzeichnet, eines jungen Intellektuellen in der Stadt Hangzhou. Der Film spiegelt die Faszination, die für Yang Fundong vom internationalen Film ausgeht, und bezieht sich auf Werke wie Jim Jarmuschs „Stranger Than Paradise“ von 1984 und Jean-Luc Godards „A bout de souffle“ von 1960 sowie Shanghai-Filme aus den 1920er und 1930er Jahren, einer Zeit, als China stark vom Westen beeinflusst war. Zu Yang Fundongs Werken, die Film Noir-Konzepte verkörpern, zählen die Einkanalvideos „Backyard – Hey, Sun is Rising!“ aus dem Jahr 2001 und „City Light“ aus dem Jahr 2000. In ersterem Film vollziehen vier Männer eine Reihe zeitgleicher, aber isolierter Rituale wie Rauchen, Massieren oder militärischen Übungen in einem Park, das zweite Video ist eine Detektivgeschichte mit Slapstickelementen.
Die Ideale und Ängste einer neuen Generation und die Würde des Einzelnen in der sich rasant entwickelnden Gesellschaft Chinas, die noch damit beschäftigt ist, sich an die materiellen Bedingungen der sich ständig verändernden Zeit anzupassen, sind wiederkehrende Themen Yang Fudongs. Am offenkundigsten ist dies in Fotoserien wie „Don’t worry, it will be better“ von 2000 oder „Mrs. Huang at M last night“ von 2006, die jeweils eine extravagante Dame und ihren Anhang in einem Hotelzimmer oder bei einem nächtlichen Ausflug schildern, bei dem sie offenbar die Trophäen ihres materiellen Erfolgs genießen. Die durchtriebenen Blicke der Hauptdarsteller lassen das Publikum in einem Zustand der Ungewissheit hinsichtlich der tatsächlichen Ereignisse und Handlungen zurück.
Die Ausstellung „Yang Fudong – An Estranged Paradise. Works 1993-2013“ ist bis zum 26. Mai zu sehen. Die Kunsthalle Zürich hat dienstags, mittwochs und freitags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr und am Wochenende von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Franken, ermäßigt 8 Franken. An Donnerstagen nach 17 Uhr ist der Eintritt frei.
Kunsthalle Zürich
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