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Marktberichte |
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Schweizer Kunst bei Sotheby’s in Zürich  Dr. Kind

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 |  | Ferdinand Hodler, Die Dents Blanches, 1916 | |
Große menschenleere Naturansichten waren seine Spezialität. In schillernden Farben hat er sie geschildert, unwirklich und geisterhaft, als stecke in ihnen verborgenes Leben. Ferdinand Hodler gilt als der bedeutendste Schweizer Maler des Symbolismus, seine Werke werden immer wieder öffentlich ausgestellt und erzielen auf dem Markt Millionenwerte. Auch auf der Versteigerung Schweizer Kunst bei Sotheby’s in Zürich geht eines seiner Ölgemälde als Hauptlos an den Start: „Die Dents Blanches“, Abbild und gleichzeitig Interpretation eines großen Bergmassivs im Wallis von 1916, werden aus altem Schweizer Privatbesitz für 3 bis 4 Millionen Franken angeboten, nachdem sie zuletzt im Depot des Bündner Kunstmuseums Chur aufbewahrt waren. Angefangen hat Hodler übrigens als braver Feld-, Wald-, und Wiesenmaler in fast biedermeierlicher Manier, wie sein 1878 entstandenes realistisches Frühwerk „Schafe am Sentier des Saules“ für 900.000 bis 1,2 Millionen Franken belegt.
Die etwas über achtzig Losnummern bei Sotheby’s bieten am 3. Dezember einen Querschnitt durch rund zweihundert Jahre Schweizer Kunstgeschichte. Den Beginn machen einige Klassizisten, insbesondere Jean François Sablets ganzfigurige Darstellung einer fleißigen Künstlerin, die sich ihrerseits gerade mit der Abzeichnung einer antiken Portraitbüste beschäftigt (Taxe 40.000 bis 50.000 SFR). Im 19. Jahrhundert bilden gewohnheitsmäßig mehr oder weniger dramatisch inszenierte Landschaften den Schwerpunkt wie Johann Gottfried Steffans Blick auf den hinteren Murgsee in den St. Galler Alpen mit ein paar weidenden Kühen von 1878 (Taxe 35.000 bis 45.000 SFR), Robert Zünds etwas unwirkliche Uferpartie am „Vierwaldstättersee“ von 1857 (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR) oder Alexandre Calames „Petite baie du lac Léman près de Chillon, les Dents du midi en arrière-plan“ in gedämpfter Stimmung für 30.000 bis 40.000 Franken.
Mit Albert Ankers berühmten Portraits trat allerdings schon ein gewisser unbestechlicher Realismus in die Schweizer Kunstgeschichte ein. Sein Knabenbildnis, das aus unbekannten Gründen den Untertitel „Dr Heiri“ trägt, obwohl ein solcher Herr in Ankers Leben nicht vorgekommen zu sein scheint und auch das den Betrachter geradeaus anblickende Kind wohl kaum diesen Namen und vor allem Titel getragen haben dürfte, ist für Ankers Meisterschaft in diesem Genre ein gutes und wertvolles Beispiel (Taxe 500.000 bis 600.000 SFR). Auch der 1899 kaum vierzigjährig verstorbene Giovanni Segantini vertrat bereits eine neue Kunstauffassung, die vom französischen Pointillismus ausging, sich dann aber recht selbständig zu einem unverwechselbaren Personalstil weiterentwickelte. Seine junge Frau „Sul Balcone“ diente zwischen 1892 und 1894 als Vorzeichnung zu einer größeren Komposition, die sich heute ebenfalls im Bündner Kunstmuseum befindet (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR).
Expressionistisch wird es mit Giovanni Giacometti und Cuno Amiet. Beide machten sich mit kraftvoll kolorierten Landschaften ihrer jeweiligen Heimat einen Namen, Giacometti etwa mit dem „Vorfrühling in Stampa“ von 1911 in einer Farbigkeit von Ocker-Gelb-Rot, die an den Matsch abtauenden Schnees erinnert (200.000 bis 300.000 SFR), oder dem gut zwanzig Jahre jüngeren „Inverno“ mit tatsächlich die Leinwand stark dominierendem Schnee, aus dessen Weiß sich nur wenige Farbakzente erheben (Taxe 250.000 bis 350.000 SFR). Noch ein wenig vom Post- oder Neoimpressionismus zeigt sich der Künstler in seiner aus kurzen Pinselstrichen zusammengefügten Naturschilderung „Capolago“ von circa 1906 beeinflusst (Taxe 200.000 bis 300.000 SFR), ebenso die etwa ein Jahr späteren „Cavalli al sole“ für 250.000 bis 350.000 Franken. Rostrot und grün leuchten die Farben der Berge in Amiets „Gummfluh“ von 1921, darüber spannt sich ein prachtvoller blauer Himmel mit weißen Wattewolken (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR).
Als einer der Begründer der Neuen Sachlichkeit ging Félix Vallotton in die Geschichte ein. Das 1923 in Frankreich entstandene stille Landschaftsbild „Oudon-sur-Loire“ wird aus der Sammlung des 2012 verstorbenen Unternehmers Dieter Bührle für 400.000 bis 500.000 Franken versteigert. Ungefähr derselben Richtung wie Vallotton lässt sich Ernest Biéler zuordnen, doch in der ornamentalen Durchgestaltung seiner Landschaften und Stillleben wie der „Paysanne avec chèvres devant un mazot“ macht sich auch ein Zug des Jugendstil bemerkbar (Taxe 100.000 bis 120.000 SFR). Das gilt ebenso für Charles-Clos Olsommer, der seine „Savièsanne“ auf einem Aquarell in ein dichtes stilisiertes Geflecht aus Trauben, Weinblättern und -stöcken platziert (Taxe 6.000 bis 7.000 SFR). Bei Adolf Dietrich, der sich mit Vorliebe und großer Hingabe in Details der weiten Natur vertiefen konnte, überwiegt wieder die Distanz zum Motiv. Mit seinen „Christrosen“ von 1941 hat Sotheby’s ein eher kleines Werk im Programm, das dafür aber auch nur den Einsatz von 20.000 bis 25.000 Franken verlangt.
Qualitätvolles von weniger bekannten Meistern gibt es zu günstigeren Preisen. Carl Albert von Salis’ zarte, fast aquarellhafte „Oberengadiner Winterlandschaft“ von 1913 beispielsweise hängt schon für 12.000 bis 18.000 Franken bereit, Reinhold Kündigs expressionistische „Winterlandschaft mit Hoher Rhone“ von 1931 für 2.500 bis 3.500 Franken und Andreas Walsers forsch abstrahiertes „Doppelportrait“ zweier Männer von 1928, einer davon mit Pfeife, für 30.000 bis 50.000 Franken. Gewaltsam mutet die „L’américaine doit être plus grande…“ Louis Soutters aus den 1930er Jahren an, die ihren Mund weit geöffnet hat und übergroße Zähne sehen lässt. Spätestens hier kommt man mit klassischen kunstgeschichtlichen Stilbegriffen nur mehr schwer weiter (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Aus der Nachkriegszeit sind zwei Arbeiten Gustave Buchets zu nennen, seine „Nu de dos, draperie rose“ von 1947 (Taxe 40.000 bis 50.000 SFR) und sein kubistisch verschachtelte Stadtlandschaft „Crépuscule sur le canal“ von 1957 für 30.000 bis 40.000 Franken.
Die Auktion beginnt am 3. Dezember um 18 Uhr. Die Besichtigung ist vom 29. November bis zum 1. Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr möglich. Der Katalog listet die Objekte unter www.sothebys.com. |  | Kontakt: Sotheby’s Zürich Talstrasse 83 CH-8001 Zürich |
 | Telefax:+41 (044) 226 22 01 | Telefon:+41 (044) 226 22 00 |  |  | Startseite: www.sothebys.com |
01.12.2013 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 14 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Kunstwerke (12) |  | •  | Veranstaltung vom:
03.12.2013, Schweizer Kunst / Swiss Art |  | •  | Bei: Sotheby's
|  | •  | Kunstwerk:  Alexandre
Calame, Petite baie du lac Léman près de Chillon, les Dents du midi en arrière-plan |  |  | •  | Kunstwerk:  Giovanni Giacometti, Cavalli al sole, um 1907 |  | •  | Kunstwerk:  Carl Albert von Salis, Oberengadiner
Winterlandschaft, 1913 |  | •  | Kunstwerk:  Johann
Gottfried Steffan, Der hintere Murgsee (St. Galler Alpen), 1878 |  |  | •  | Kunstwerk:  Giovanni Giacometti, Capolago, um 1906 |  | •  | Kunstwerk:  Jean François Sablet, Portrait d’une
artiste dessinant d’après une Antiquité |  | •  | Kunstwerk:  Giovanni Giacometti, Vorfrühling in Stampa, 1911 |  |  |
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 Louis Soutter,
L’américaine doit
être plus grande…,
1930/37 |  | Taxe: 60.000 - 80.000 SFR Losnummer: 81 |  |  |  |  |  | 
 Giovanni
Giacometti, Cavalli
al sole, um 1907 |  | Taxe: 250.000 - 350.000 SFR Losnummer: 61 |  |  |  |  |  | 
 Ferdinand Hodler,
Schafe am Sentier des
Saul, 1878 |  | Taxe: 900.000 - 1.200.000 SFR Losnummer: 11 |  |  |  |  |  | 
 Giovanni
Giacometti,
Vorfrühling in
Stampa, 1911 |  | Taxe: 200.000 - 300.000 SFR Losnummer: 23 |  |  |  |  |  | 
 Alexandre Calame,
Petite baie du lac
Léman près de
Chillon, les Dents du
midi en arrière-plan |  | Taxe: 30.000 - 40.000 SFR Losnummer: 8 |  |  |  |  |  | 
 Jean François
Sablet, Portrait
d’une artiste
dessinant d’après
une Antiquité |  | Taxe: 40.000 - 50.000 SFR Losnummer: 3 |  |  |  |  |  | 
 Carl Albert von
Salis,
Oberengadiner
Winterlandschaft,
1913 |  | Taxe: 12.000 - 18.000 SFR Losnummer: 56 |  |  |  |  |  | 
 Johann Gottfried
Steffan, Der hintere
Murgsee (St. Galler
Alpen), 1878 |  | Taxe: 35.000 - 45.000 SFR Losnummer: 5 |  |  |  |  |  | 
 Félix Vallotton,
Oudon-sur-Loire,
1923 |  | Taxe: 400.000 - 500.000 SFR Losnummer: 20 |  |  |  |  |  | 
 Albert Anker,
Knabenbildnis (Dr
Heiri) |  | Taxe: 500.000 - 600.000 SFR Losnummer: 14 |  |  |  |  |  | 
 Giovanni
Giacometti,
Capolago, um 1906 |  | Taxe: 200.000 - 300.000 SFR Losnummer: 43 |  |  |
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