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Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Moderne und zeitgenössische Kunst bei Lehr in Berlin wieder mit hohen Verkaufsraten

Zum Recht verholfen



Für künstlerische Positionen außerhalb der gängigen Schemata ist das Berliner Auktionshaus Irene Lehr seit seiner Gründung vor knapp zwanzig Jahren eine der ersten Anlaufstellen im deutschsprachigen Raum. Die vergangene 39. Auktion aber zeichnete sich vor allem durch eine erhöhte Nachfrage nach Künstlern der ehemaligen DDR aus – sichtliches Zeichen, dass die Rehabilitation dieser Epoche zunehmend Fortschritte macht. Da wäre zum Beispiel der 1905 in Dresden geborene und nur drei Tage nach seinem 80. Geburtstag dort auch gestorbene Willy Wolff mit seinem abstrakten Ölbild „Kreissegmente (mit roter Fahne)“ von 1969, das den artverwandten, ebenfalls ein bisschen der Buntheit der Konkreten Kunst nachstrebenden Werken westlicher Meister jener Jahre eigentlich nicht nachsteht und verdient hätte, mit ihnen in einem Atemzug genannt zu werden. Mit der Wertsteigerung von 7.000 Euro auf 10.000 Euro ist jetzt ein kleiner Anfang gemacht.


Auch Hans Kinders ebenfalls abstrakte Gouache „Frau umschließt Formen“ aus den 1970er Jahren für 2.700 Euro (Taxe 400 EUR), Max Uhligs aus Schraffuren aufgebautes „Paar“ von 1984 für 6.000 Euro (Taxe 5.000 EUR), Jürgen Wenzels neoexpressionistischer „Fasan I“ von 1986 für 2.600 Euro (Taxe 800 EUR) oder ebenfalls 2.600 Euro für Otto Möhwalds stilles „Interieur (Atelier)“ von 1989 (Taxe 1.500 EUR) sowie ein dunkler trauriger König von Trak Wendisch aus dem Jahr 1987 für 2.800 Euro belegten das Ansehen der immer noch unterbewerteten Kunst der ehemaligen Ostzone (Taxe 750 EUR). Die breite Riege gegenständlicher Malerei älterer wie jüngerer Vertreter der DDR gelangte ferner mit Heinz Zanders surrealem Aktbild „Die schöne Schäferin der Hochebene“ von 1990 für 4.400 Euro (Taxe 2.000 EUR) und Ulrich Hachullas verschieden gestimmten Menschen im „Cafe II“ von 1985 für 4.800 Euro unverhofft zu ihrem Recht (Taxe 2.400 EUR).

Willy Wolff trat am 26. Oktober noch einmal in Erscheinung mit einer feinen undatierten und unbetitelten Tuschfederzeichnung, auf der zwischen einem amorphen Holz- oder Papierklotz und einer Art Möbelfragment eine Gliederpuppe ihren Platz eingenommen hat. Von 900 Euro wurde diese seltsame surreale Komposition auf 3.400 Euro gehoben. Nicht zu reden übrigens natürlich von Gerhard Altenbourg, bei Lehr wie immer einer der am häufigsten aufgerufenen Stammgäste, dessen filigrane Zeichnungen und Druckgrafiken für bis zu 6.300 Euro in neue Hände übergingen. Eine assoziative, teils gezeichnete und teils beschriftete Papierarbeit Carlfriedrich Claus’ mit dem Titel „Starting point“ von 1986/88 kostete statt 2.000 Euro stolze 6.500 Euro. Wolfgang Mattheuer konnte seine sechs alltagsfantastischen Holzschnitte in der Mappe „Serie 79 – Holzschnitte“ von 1981 erfolgreich bei 4.200 Euro absetzten (Taxe 2.000 EUR).

Die älteren Generationen beeindruckten mit der großen Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen in der Zwischenkriegszeit. Dazu gehörten etwa ein in Pastell festgehaltenes, etwas verloren blickendes Mädchen Lotte Lasersteins für 9.500 Euro (Taxe 7.000 EUR) oder eine fast absurde Jagdszene Richard Müllers, der 1934 eine nackte Menschengestalt mit Schlangenbeinen von Männern in einem Steinbruch totschießen lässt, derweil ein Hase nebenher vorbeifliegt. Hier kamen 10.000 Euro zusammen (Taxe 1.500 EUR). Noch dem späten Impressionismus zeigt sich Otto Altenkirch in seiner märkischen Landschaft „Dorf Gehlsdorf (Ziesar)“ von 1933 verhaftet. Der rasche, sichere Pinselstrich, der Felder, Bäume und Wolkenhimmel wiedergibt, wurde mit guten 5.000 Euro honoriert (Taxe 2.700 EUR). Der zackig-kantige Holzschnitt „Tanz um das goldene Kalb“ von Otto Lange aus dem Jahr 1918 wurde mit 2.600 Euro umworben (Taxe 2.500 EUR). Expressionistisch blieb es bei dem „Weiblichen Akt“ in gelber Hautfarbe von Alfred Schütze aus dem Jahr 1918 für 1.300 Euro (Taxe 1.200 EUR) und Josef Hegenbarths zeichnerischem Gemälde „Bei der Toilette“ von 1919 für 3.400 Euro (Taxe 2.000 EUR).

Von den frühen Abstrakten trat der Berliner Herbert Behrens-Hangeler mit einem in Öl gemalten „Nocturno“ von 1931 hervor, auch „Nächtliche Strandszene“ betitelt. Diese ist in den unterschiedlich strukturierten Farbflächen allenfalls zu erahnen. 7.000 Euro konnte das Auktionshaus für die knapp einen Meter breite Leinwand verbuchen (Taxe 9.000 EUR). Ein Jahr später malte Erwin Hahs mehrere spitze Dreiecke als „Dunkle Zeichen“ auf braunen Grund – vielleicht eine Vorahnung des Kommenden. 4.000 Euro bedeuteten die Ehrung eines weiteren heute unbekannten Künstlers (Taxe 1.500 EUR). Edmund Kesting war mit zwei Landschaftserinnerungen erfolgreich: Seine zarte Hügellandschaft schloss bei 3.200 Euro ab (Taxe 600 EUR), seine etwas kräftiger strukturierte Meereslandschaft bei 2.600 Euro (Taxe 800 EUR). Das Ausland repräsentierte in dieser Zeit ein Kostümentwurf Natalja Gontscharowas mit geometrischen Formen für das Ballett „Cendrillon“, das 1938 unter Leitung von Serge Diaghilew in Paris zur Aufführung gelangte. Die Beliebtheit der russischen Künstlerin schlug sich hier in 17.000 Euro nieder (Taxe 8.000 EUR). Konstruktivistisch blieb es bei zwei Farbzeichnungen mit Rechteck- und Kreisformationen von Otto Müller-Eibenstock mit 1.000 Euro (Taxe 900 EUR).

Die westdeutsche Kunstszene der Nachkriegszeit begann überwiegend abstrakt mit Jeanne Mammens „Neapolitanischem Kindermädchen mit Federball spielendem Kind“ von circa 1946/47 für 3.800 Euro, das in der Personenauffassung etwas an Henry Moore erinnert (Taxe 4.000 EUR), oder einer locker-freien Komposition Werner Heldts mit Fassadenteilen aus dem Jahr 1954 für 8.000 Euro (Taxe 7.000 EUR). Später machte sich auch in Westdeutschland eine Richtung betont altmeisterlich sich gebender Maler bemerkbar, die sich unter anderem 1973 zur ironischen „Schule der neuen Prächtigkeit“ zusammenschlossen. Einer von ihnen war Matthias Koeppel, aus dessen „Kreuzberger Abrißhäusern“ 1976/77 gerade ein alter Schrank herausgekarrt wird. Das ebenso witzige wie melancholisch stimmende Gemälde steigerte sich von 4.000 Euro auf 6.000 Euro.

Ohne Rückgang absolvierte ein knappes Dutzend Klaus Fußmanns die Auktion, wobei nicht nur neoexpressionistische Stillleben, sondern auch der „Waldspaziergang meiner Mutter“ von 1979 für 10.000 Euro (Taxe 12.000 EUR) und das „Portrait Hella K.“ in einem Interieur von 1972 für 15.000 Euro die Besitzer wechselten (Taxe 17.000 EUR). Die klassische Skulptur repräsentierte Michael Croissant mit zwei geschweißten „Köpfen“ in weitgehend abstrahierten und reduzierten Formen, der eine in Eisen von circa 1984 für 6.000 Euro und der andere in Bronze für 7.000 Euro (Taxen je 6.000 EUR). Auf ostdeutscher Seite begleiteten ihn Fritz Cremer mit seinem busenbetonten Bronzeakt „Faunisches Mädchen I“ von 1949 bei 2.000 Euro (Taxe 3.000 EUR) oder Werner Stötzer mit seinem schrundigen verletzten Torso „Kniender“ bei 2.400 Euro (Taxe 1.500 EUR).

Unter den Abstrakten der zweiten bis dritten Generation erfreuten sich Lothar Quintes „Luna gelb“ von 1969 mit dunklem Mittelspalt für 3.200 Euro und fünf minimalistisch-konkreten Streifenkompositionen Frank Badurs großen Beifalls. Alle hier angebotenen Ölbilder, geschaffen zwischen 1972 und 1982, fanden Abnehmer und für 5.400 Euro teils deutlich oberhalb der Schätzpreise. Drei geometrische, monochrom gefasste Reliefs Klaus Staudts aus den Jahren 1969 bis 1974 wurden für bis zu 4.600 Euro ebenfalls weit über den Taxen weitervermittelt. Das Ausland reüssierte in Form einer rückseitig strukturierten, monochrom grauen Leinwand es Italieners Turi Simeti aus dem Jahr 1991 bei taxgerechten 14.000 Euro. Dahinter folgten ein kleines elektrifiziertes „Robot“-Männchen Nam June Paiks von 1990 bei 7.000 Euro (Taxe 5.000 EUR) und Zao Wou-Kis kaligrafische Farbradierung „Flore et faune“ von 1951 bei 4.800 Euro (Taxe 2.500 EUR).

Natürlich gab es auch die großen Hauptlose auf dieser Auktion, die sich mit einer losbezogenen Zuschlagsquote von knapp 90 wieder hervorragend schlug. Den höchsten Preis erzielte Otto Dix’ „Böhmische Landschaft“, ein absterbendes Herbstbild aus der Zeit der „inneren Emigration“ von 1939. 110.000 Euro lagen allerdings immerhin 30.000 Euro unterhalb der Erwartungen. An zweite Position setzte sich plangemäß Karl Hofers schöne, farbharmonische Landschaft „Agno“ aus den 1920er Jahren für gute 55.000 Euro (Taxe 50.000 EUR). 22.000 Euro für Christian Rohlfs’ 1925 datiertes Stillleben „Zwiebelpflanzen“ in Tempera auf Karton (Taxe 18.000 EUR) und 12.000 Euro für Karl Schmidt-Rottluffs konturbetonte „Rohrhalme am Haff“ auf einem Tuschpinselaquarell von 1942 stellten sich als repräsentative Werke des deutschen Expressionismus zur Seite (Taxe 8.000 EUR).

Heftige Bietgefechte waren wieder um die derzeit so angesagte „ZERO“-Kunst zu erwarten. Weniger allerdings Heinz Mack, dessen Strukturbilder grau-weißer Waben von 1964 und eines bunten „Motivs für Sahara, Station: 5“ von 1975 bei 12.000 Euro und 11.000 Euro noch moderat abschlossen (Taxen 8.000 und 6.000 EUR), als vielmehr Otto Piene stand hier im Fokus des Interesses. 22.000 Euro für eine rote zerlaufende Feuergouache von 1967 (Taxe 9.000 EUR), 36.000 Euro für ein ebenfalls unbetiteltes rotes Gestirn mit schwarzem Fleck von 1965 (Taxe 7.000 EUR) und sogar 44.000 Euro für einen schwarzen „Eye Ball“ von 1982 (Taxe 12.000 EUR) – das waren die, allerdings nur vor dem Hintergrund der niedrigen Schätzungen sensationellen, Ergebnisse der Aufrufe.

Von 25.000 Euro auf 38.000 Euro wurde Gerhard Richters zweiteilige Fotocollage „Goslar (still) – und Goslar (hektisch)“ gehoben, die 1988 anlässlich der Preisverleihung des Goslarer Kaiserrings an den großen deutschen Künstler entstand. Bei 25.000 Euro landete Rupprecht Geigers zartfarbiges gelbweißes und schwebendes Oval „512/68“ aus dem Jahr 1968 (Taxe 30.000 EUR). Auf Seiten wirklich berühmter DDR-Künstler und Nachfolger brachte es Bernhard Heisigs unheimlicher „Bettelmönch vor dem Mönchehaus“ von 1999 auf 15.000 Euro (Taxe 20.000 EUR), wurde aber souverän überholt von Neo Rauchs 1988 datiertem, noch abstraktem Frühwerk „Kochende“ für 27.000 Euro (Taxe 15.000 EUR). Als teuerste Skulptur der Auktion verließ Gerhard Marcks’ männlicher Bronzeakt „Getroffener“ von 1963 für 23.000 Euro den Saal (Taxe 25.000 EUR), gefolgt von einem „Eingekauerten Rind II“ Ewald Matarés von 1947 für 11.000 Euro (Taxe 10.000 EUR).

Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Dr. Irene Lehr Kunstauktionen

Sybelstraße 68

DE-10629 Berlin

Telefon:+49 (030) 881 89 79

Telefax:+49 (030) 881 89 95

Startseite: www.lehr-kunstauktionen.de



15.12.2013

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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Christian Rohlfs, Zwiebelpflanzen, 1925
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Christian Rohlfs,  Zwiebelpflanzen, 1925

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Taxe: 18.000,- EURO

Zuschlag: 22.000,- EURO

Losnummer: 524




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