Köln restituiert Nazi-Raubkunst | | Wilhelm Morgner, Könige aus dem Morgenland, 1914 | |
Köln hat sich mit den Erben Alfred Flechtheims und Curt Glasers über den Verbleib von insgesamt elf Zeichnungen im Museum Ludwig geeinigt. Demnach restituiert die Domstadt die beiden Konvolute an die Nachfahren der ursprünglichen Eigentümer. Die Zeichnungen von Karl Hofer, Paula Modersohn-Becker, Ernst Barlach, Aristide Maillol und Wilhelm Morgner aus der Sammlung Alfred Flechtheims werden dem Museum als Dauerleihgabe überlassen, während die Blätter von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Georges Kars aus der Sammlung Curt Glasers zurückerworben wurden. Alle elf Zeichnungen sind bis Ende April 2014 im Museum Ludwig ausgestellt.
„Die Zeichnungen bleiben Teil der Sammlung Haubrich“, so Philipp Kaiser, Direktor des Museum Ludwig. „Mit der Schenkung seiner Sammlung an die Stadt Köln setzte Josef Haubrich 1946 ein Zeichen: Die von den Nazis diffamierte Kunst wurde öffentlich gezeigt, sie bildete den Kanon. Es freut uns, dass die Erben zweier so bedeutender Kunstsammler und -kenner, die als Juden und Verfechter moderner Kunst vom nationalsozialistischen Deutschland verfolgt wurden, entschieden haben, die Zeichnungen im Kontext der Sammlung Haubrich zu belassen.“
Alfred Flechtheim war ein bedeutender Kunsthändler und Kunstsammler, der von den Nationalsozialisten als Jude und als prominenter Vertreter der modernen Kunst verfolgt wurde. Im Frühjahr 1933 musste er den Geschäftsbetrieb seiner Düsseldorfer Galerie einstellen. Flechtheim emigrierte 1933 über Paris nach London, wo er 1937 im Alter von 59 Jahren starb. In Düsseldorf eröffnete Alex Vömel, der bisherige Geschäftsführer der „Galerie Alfred Flechtheim GmbH“, bereits Ende März 1933 in den bis dahin von der Galerie Flechtheim genutzten Räumen seine eigene Galerie. Mit den Räumen übernahm er auch einen Teil der Kunstwerke der Privatsammlung Alfred Flechtheims. Dazu gehörten auch die sechs Zeichnungen, die Haubrich schon 1934 bei Vömel erwarb und nun an die Erben Flechtheims restituiert werden.
Curt Glaser war sowohl Mediziner, prominenter Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Verfasser bedeutender kunsthistorischer Werke und bekannter Kunstsammler. Seit 1909 in Berliner Museen tätig, übernahm er 1924 das Amt des Direktors der Staatlichen Kunstbibliothek Berlin. Mit Machtantritt der Nationalsozialisten wurde er aufgrund seiner jüdischen Abstammung zum Verfolgten. Bevor im September 1933 seine Zwangspensionierung erfolgte, war er als unerwünschter Museumsdirektor bereits vor Erlass des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von seinem Amt beurlaubt worden. Im Juni 1933 emigrierte Glaser über Zwischenstationen in Frankreich, der Schweiz, in Italien und Kuba letztendlich in die USA, wo er 1943 in Lake Placid starb. Bevor er Deutschland verlassen musste, hatte er in zwei Auktionen im Mai 1933 große Teile seiner umfassenden Kunst- und Grafiksammlung, seiner Wohnungseinrichtung sowie seiner Kunstbibliothek bei den Auktionshäusern „Internationales Kunst- und Auktionshaus“ und Max Perl versteigern lassen müssen. Auf letzterer Auktion erwarb Josef Haubrich die fünf Papierarbeiten. |