Meister der österreichischen Gegenwartszene und Internationales waren auf der letzten Versteigerung zeitgenössischer Kunst im Wiener Auktionshaus im Kinsky meisten gefragt, die mit 1,8 Millionen Euro Umsatz zu Buche schlug. So setzte sich ein absoluter Klassiker mit an die Spitze der alles in allem erfreulich ausgefallenen Ergebnisliste: Roy Lichtensteins „Crying Girl“, eine Farboffsetlithografie von 1963 mittlerer Größe in allerdings unbekannter Auflage, erzielte bei einer Schätzung von 25.000 bis 50.000 Euro gute 38.000 Euro. Internationales Pop Art-Flair verbreitete auch Keith Harings „Andy Mouse #2“, eine in dreißig Farbserigrafien vervielfältigte Hommage des jüngeren Künstlers an seinen älteren Freund und Meister Andy Warhol aus dem Jahr 1986. Hier pochte der Hammer in der Mitte der Schätzung bei 32.000 Euro aufs Pult. Auch das Spitzenlos kam von einem ausländischen Künstler: Victor Vasarelys punktsymmetrische Geometriegebilde mit zwei Kreissegmenten, die sich vorzuwölben scheinen, erlöste 45.000 Euro. Das genau einen mal einen Meter große Bild aus dem Jahr 1972 war mit 35.000 bis 70.000 Euro veranschlagt.
Auf der anderen Seite stand eine Reihe bekannter Namen von Österreichern der Generation „80 plus“. Allein ein Dutzend Losnummern war mit informellen Gemälden Hans Staudachers besetzt, von denen das Kinsky zwei Drittel für Preise bis zu 22.000 Euro weitervermitteln konnte. Fast ebenso viele Arbeiten stammten von Arnulf Rainer. Auch hier blieb kaum etwas liegen, und mit 25.000 Euro für das Frühwerk eines schwarzen „Kreises“, 1950 in fast minimalistischem Gestus mit Bleistift auf Papier gebannt, gab es hier sogar eine kleine monetäre Überraschung. Angesetzt waren nur 10.000 bis 20.000 Euro für das knapp einen Meter hohe Blatt. Damals stand Rainer den Surrealisten nahe, wechselte aber später die Richtung. Wolfgang Hutters stilisiertes Großformat „Der Faun und das Mädchen“ in einer Bühnenarchitektur von 1957, verkauft für 30.000 Euro (Taxe 28.000 bis 50.000 EUR), und Anton Lehmdens Lava spuckender „Vulkan“ von 1988, der aber die Gefährlichkeit einer Überraschungstorte vermittelt, für unerwartete 20.000 Euro konnte das Auktionshaus als Paradebeispiele des fantastischen Realismus anbieten (Taxe 5.000 bis 10.000 EUR). Max Weiler konnte sich über die 22.000 Euro nicht beklagen, die für seine typische ungegenständliche Papierarbeit „Wie eine Landschaft“ in erdiger braun-violetter Farbpalette von 1967 bewilligt wurden (Taxe 10.000 bis 20.000 EUR).
Der im vergangenen Jahr verstorbene Otto Muehl reüssierte mit dem farbenprächtigen, mit breiten Pinselstrichen alla prima aufgetragenen Tanzbild „Little Swing“ von 1984 bei 28.000 Euro. Die expressionistische Malerei der 1910er und 1920er Jahre wird hier wieder aufgegriffen (Taxe 25.000 bis 50.000 EUR). Christian Ludwig Attersees neoexpressionistischer „Katzentag“ von 1987 für 17.000 Euro (Taxe 10.000 bis 20.000 EUR), Cornelius Koligs grüngelbes Blumenbild „Überdüngt“ von 1992/93 für 20.000 Euro (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR) und eine nächtlich schillernde abstrakte „Komposition“ Hubert Scheibls aus dem Jahr 1989 zur unteren Schätzung von 25.000 Euro standen für die etwas jüngere Malerei. Auch der 2012 verstorbene Franz West ist hier mit seiner breitformatigen Collage auf Karton „Ossi aussi Ossi“ von 1984 für 35.000 Euro zu nennen (Taxe 18.000 bis 35.000 EUR).
Bunt und in kräftigen Farben gestaltet Robert Hammerstiel seine Schablonenmalerei, so auch 1995 bei dem nun 12.000 Euro teueren Musiker- und Engelbild „Rachmaninov“ mit Widmung an den Komponisten (Taxe 5.000 bis 10.000 EUR). Aber auch das Gegenteil kam bei den Kinsky-Kunden gut an. Der 1987 früh verstorbene Hans Bischoffshausen überzeugte sie mit seinen konzeptuellen Lochbildern, für die er seine Strukturforschungen in Weiß auf Weiß um hochrechteckige weiße Tafel mit ausgebrannten runden Löchern ergänzte. Für die beiden mit „Zum Kreuz“ betitelten Werke von 1975 kamen jeweils 11.000 Euro zusammen (Taxe 4.000 bis 8.000 EUR). Die zeichnerische Positionen hatten unter anderem das zwölfteilige Konvolut von filigranen Farbgespinsten mit teils figurativen Einsprengseln, das der im Januar verstorbene Dominik Steiger 1987 gemeinsam mit Gerhard Rühm geschaffen hat, für 10.000 Euro (Taxe 8.000 bis 16.000 EUR) oder Martha Jungwirths „Wasserhähne“ von etwa 1974 mit stark erotischer Ausstrahlung für 4.500 Euro zu bieten (Taxe 2.500 bis 5.000 EUR).
Von vier Skulpturen Josef Pillhofers wurden drei übernommen, darunter die mannshohe Bronze „Hamurabi“ in postkubistischer Stereometrie aus dem Jahr 1970 für 35.000 Euro (Taxe 25.000 bis 50.000 EUR). Oskar Höfinger gesellte sich mit seiner etwas scharfkantiger aufgefassten „Kokette“ von 1962 als Plastiker bei 20.000 Euro hinzu (Taxe 15.000 bis 30.000 EUR). Gut aufgenommen wurde bei 5.500 Euro Michael Kienzers grüne Glasskulptur mit mehreren zerbrochenen, miteinander verklebten rechteckigen Glasplatten um 1990 (Taxe 1.000 bis 2.000 EUR). Walter Weers Arbeiten könnte man klassisch als Relief bezeichnen. Die plane Bildfläche erweitert er mit einfachen Materialien in die Dreidimensionalität und konnte sich mit diesem Konzept beim Kinsky nicht über mangelnde Resonanz beklagen; alle drei Wandgebilde fanden Abnehmer. Sein „Weisses Triptychon“ von 2003, für das Weer Schnüre über drei hochrechteckige Träger gespannt und verfestigt, den Träger dann entfernt und das Schnurgespinst schließlich mit weißer Farbe überarbeitet hat, kam auf taxgerechte 8.000 Euro.
Die jungen Künstler österreichischer Herkunft müssen sich dagegen wohl noch gedulden, bis ihre Preise internationales Niveau erreichen – wenn überhaupt. Immerhin die 1974 geborene Deborah Sengl stieß mit drei fantastisch-realistischen Arbeiten auf gewisse Resonanz, die sich etwa in 6.000 Euro für ihren „Maiaufmarsch Menschen mit Ameisenköpfen und Fahnen“ von 2005 niederschlug (Taxe 5.000 bis 10.000 EUR). Elke Krystufek steuerte ihre feministische Selbstbefragung „Purple Lily-Selfportrait“ von 1999 bei 14.000 Euro bei (Taxe 8.000 bis 16.000 EUR), Johanes Zechner das ausladende Gemälde „Triptychon – Mutter rinnt“, das weniger inhaltlich, vielmehr als ein farbenfroher modernen Teppich mit geometrischen Mustern daherkommt, von 1990 für 8.000 Euro (Taxe 6.000 bis 10.000 EUR), und Rudolf Vogl, besser bekannt unter seinem Künstlernamen VOKA, das kämpferische Soldatenhaupt „Napoleon“ von 2011 für 15.000 Euro (Taxe 15.000 bis 25.000 EUR).
International wurde es noch einmal mit Rainer Fettings „Rückenakt Desmond Green“. Das Gemälde entstand 1989 während Fettings langjährigen Aufenthalts in New York, Modell stand der Tänzer Desmond Cadogan. Hier blieb man allerdings schon an der unteren Schätzung von 30.000 Euro hängen. Drei kleine Collagen Martin Kippenbergers aus den Jahren 1986 und 1987 wurden vorerst für 16.000 Euro und 17.000 Euro einem Bieter zugewiesen, doch der bisherige Eigentümer überlegt noch, ob er sie wirklich zu diesem Preis hergeben möchte (Taxen 15.000 bis 25.000 EUR).
Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld. |