Heinrich Campendonk zu Besuch in Ahlen Das Kunstmuseum Ahlen widmet sich in der Schau „Zwischen Traum und Wirklichkeit“ allen Schaffensphasen des Expressionisten Heinrich Campendonk. Die circa 50 Exponate vereinen Werke der eigenen Sammlung, die vor allem frühe Arbeiten umfasst, mit späteren Gemälden und Zeichnungen des Stadtmuseums Penzberg und anderen Leihgaben. Den Ausgangspunkt bilden zwei Gemälde des Ahlener Museums, die Heinrich Campendonk 1906 mit 17 Jahren schuf. Damals studierte er gemeinsam mit Helmuth Macke und Walter Giskes an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule seiner Geburtsstadt Krefeld und arbeitete mit ihnen in einem gemeinsamen Atelier. Campendonks Pinselführung verdeutlicht den impressionistisch-pointillistischen Einfluss und das Vorbild Vincent van Goghs. 1909 knüpfte Campendonk erste Kontakte zur Neuen Künstlervereinigung in München durch die Vermittlung seitens Helmuth Mackes. Der Stil Franz Marcs, August Mackes und Wassily Kandinskys, die ihn nach München einluden, spiegelt sich auch in seinen Gemälden. Zugleich irritierte Campendonk die Mitglieder des „Blauen Reiters“, als er sich 1912 dem Kubismus zuwandte und nach einem Besuch der Galerie „Der Sturm“ von den Futuristen und Oskar Kokoschka beeindruckt war.
Die neue Freiheit des Ausdrucks wird in Campendonks Tuschezeichnungen deutlich. Die Tendenz der prismatischen Zerlegung von Farben und Formen zeigt den Einfluss Robert Delaunays. Dies ist auch die Zeit, in der abstrakte Kompositionen entstanden, die für das Œuvre Campendonks eher ungewöhnlich sind. Nach dem Ersten Weltkrieg suchte er nach einer Anstellung als Lehrender und ging an die Kunstakademie Düsseldorf. Hier widmete er sich auch der Wandmalerei und Entwürfen für Glasfenster. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Heinrich Campendonk in die Niederlande, wo er 1935 eine Professur für „Monumentale en Versierende Schilderkunst“ an der Rijksakademie in Amsterdam erhielt. Bis zu seinem Tod 1957 kehrte er nicht mehr nach Deutschland zurück. Das Spätwerk bildet den Schwerpunkt der Schau, da es kaum bekannt ist. Der Grund hierfür liegt auch in Campendonks Widerwillen, die Arbeiten auf Papier aus dieser reichen Schaffensphase der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Die Ausstellung „Zwischen Traum und Wirklichkeit: Heinrich Campendonk – Die Penzberger Sammlung“ ist bis zum 26. Juli zu sehen. Das Kunstmuseum Ahlen hat mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Kunstmuseum Ahlen
Museumsplatz 1
D-59227 Ahlen
Telefon: +49 (0)2382 – 91 830
Telefax: +49 (0)2382 – 91 83 83 |