Kunstkammer in der Kunsthalle Würth  |  | Paulus Ättinger, Diana auf dem Hirsch, um 1610 | |
Für ihre aktuelle Schau „Silberhirsch & Wunderprunk“ kooperiert die Kunsthalle Würth mit dem Victoria & Albert Museum und präsentiert neben eigenen Beständen wertvolle Silberarbeiten und Kunstkammerobjekte des Londoner Hauses. In Schwäbisch Hall sind derzeit rund 80 Objekte aus insgesamt fünf Jahrhunderten zu sehen, vom Erbschenkenbecher der Renaissance aus dem Jahr 1561 bis hin zum Silberschwan der Londoner Firma Asprey & Co aus dem Jahr 1985. London galt und gilt als Hochburg des Silberhandels und der kunsthandwerklichen Silberproduktion auf höchstem Niveau. An diesen Arbeiten maßen sich auch andere britische Silberschmiede. Die Sammlung des Victoria & Albert Museums verdeutlicht die entscheidenden Aspekte des Silberhandwerks in London. Seine Blütezeit beginnt um 1700 und führt bis ins frühe 19. Jahrhundert. Einige dieser erlesenen Arbeiten entstanden für die Kunstkammern europäischer Fürsten.
Diese Sammlungen vorwiegend kleinerer Objekte fanden ihren Anfang im 16. und 17. Jahrhundert. Mit dem wachsenden Verständnis für Wissenschaften integrierten die Herrscher auch Bücher, Münzen, Medaillen, Jagdtrophäen, kostbar gefasste Nautilusschalen, exotische Trouvaillen, Waffen, Globen, Atlanten oder astronomische Geräte in ihre Kunstkammer. Sie sollten Spiegel des Kosmos und des explodierenden Wissens der Welt sein. Beliebt war die Verbindung aus Naturmaterial, wie Nautilus oder Horn, mit handwerklichem Können. So veredelte der Nürnberger Silberschmied Hans Clauß I. die Schale eine Kopffüßlers um 1640 in einen kostbar gefassten Nautiluspokal. Ein weiterer Faktor für das Sammeln kleinerer Arbeiten waren die Kosten des Dreißigjährigen Krieges. Da Großplastiken zu teuer waren, konnten die Kleinmeister mit ihren Werken das Bedürfnis des Adels nach Prestige und Kostbarkeiten befriedigen.
Von großer gesellschaftlicher Bedeutung waren zum Beispiel der zeremonielle Gebrauch phantasiereicher und hochkarätig gestalteter Pokale aus Edelmetallen oder wundersame Trinkspiele in Form von Schiffen, Hirschen oder Schneckenschalen. Eines der bemerkenswertesten und kostbarsten Stücke seiner Art ist der allegorisch überaus raffiniert ausgestattete Erbschenkenbecher Kaiser Maximilians II. aus der Sammlung Würth, der zum national wertvollen Kulturgut zählt. Zu Glanz und Reichtum europäischer Residenzen waren auch große Mengen erlesener Gold- und Silberschmiedewerke von Bedeutung. Diese Werke, vom Tafel- bis zum Prunksilber, wurden auch auf mehrstufigen Schaubüffetts arrangiert, wie dies nun in der Kunsthalle Würth auch der Fall ist.
Die Ausstellung „Silberhirsch & Wunderprunk. Das Victoria & Albert Museum zu Gast in der Kunstkammer Würth“ läuft bis zum 10. Januar 2016. Die Kunsthalle Würth hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Kunsthalle Würth
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