| | Kopfreliquiar des Hl. Eustachius, Oberrhein, wohl Basel | |
Der Basler Münsterschatz gehörte einst zu den bedeutendsten Sammlungen romanischer und gotischer Kunstgegenstände des Abendlandes. Doch was die Bischöfe des Mittelalters mit umsichtiger Hand zusammengetragen hatten, verstreute sich im Laufe der Zeit in die ganze Welt. Nun soll in Basel das erste Mal seit 56 Jahren der Schatz fast vollständig präsentiert werden.
Fünf Jahre dauerten die Vorbereitungen zur Ausstellung, die in Zusammenarbeit des Historischen Museums Basel mit dem Metropolitan Museum of Art in New York entstand. Ein guter Teil der rund 70 Exponate musste aus dem Ausland geliehen werden. Der Schatz blieb lange Zeit intakt. Zwar forderten Kriege, Pest, und Kirchenbrände einige Verluste, doch selbst die Reformation, die in anderen Schweizer Städten zur Einschmelzung der Münsterschätze führte, ließ die Basler Kostbarkeiten fast unberührt. Zwinglis Mannen zerstörten lediglich die Altäre und Skulpturen des Münsters, der Schatz jedoch wurde konfisziert, inventarisiert und knapp 300 Jahre in einem großen Schrank verwahrt.
Erst die Spaltung des Kantons im Jahr 1834, die Trennung in zwei Halbkantone Basel-Land und Basel Stadt, erwies sich für die kostbare Sammlung als leidvoll. Mit dem Kanton wurde auch der Münsterschatz aufgeteilt. Während der Stadt Basel die Erhaltung ihres Schatzanteils gelang, sah sich das verschuldete Land Basel bereits im Jahr 1836 gezwungen, 42 der wichtigsten Objekte zu versteigern.
Erst in den letzten Jahren gelang es der Stadt, einige der verlorengegangenen Stücke wieder anzukaufen. Viele der damals versteigerten Lose haben jedoch in der Zwischenzeit mehrmals ihre Besitzer gewechselt. Selbst wenn das Geld vorhanden wäre, sind viele der Stücke schwer oder gar nicht mehr aufzufinden.
So kommt eines der bedeutendsten Exponate aus dem British Museum in London: das vergoldete Kopfreliquiar des Hl. Eustachius - eines der ersten Kopfreliquiare überhaupt - aus dem späten 12. Jahrhundert. Andere Stücke stammen aus Museen in Wien, Berlin, Amsterdam, New York, Zürich und Paris. Die Eremitage in St. Petersburg steuerte gleich drei wichtige Objekte zur Ausstellung bei: Den Walpertusarm, das Johannesreliquiar und den Sockel des Ursulareliquiars.
Aller Anfragen und Bemühungen zum Trotz müssen die Basler auf zwei der prominentesten Schätzstücke verzichten. Die „Goldene Altartafel“ und die „Goldene Rose“ aus Pariser Museen stehen unter striktem Ausleihverbot und waren nicht zu bekommen.
Dennoch schafft es die Schau, den goldenen Glanz der mittelalterlichen Liturgie zu illustrieren. Von der reichen, damaligen Schenkung Kaisers Heinrich II., die er 1019 zur Weihe des neu errichteten Münsters übergab, ist neben der „goldenen Altartafel“ nur noch das heute stark veränderte Heinrichskreuz erhalten.
Dafür kann die Ausstellung jedoch mit Stücken aufwahrten, die erst später in die Basler Schatzkammer kamen. Da wäre zum Beispiel die goldenen Monstranz, die 1460 für das von Papst Pius II. überlassene Agnus Dei angefertigt wurde, oder der 1470 von Rudolf von Hallwyl für den Domschatz ankaufte Schrein mit Kreuzigungsgruppe. Diese Teile können zwar nicht den Wert einiger der vermissten romanischen Stücke aufweisen, doch an kultischer Bedeutung und an Glanz können die Zuwächse aus dem 15. Jahrhundert locker mithalten.
Die Schau des „Basler Münsterschatzes“ mit Kreuzen, Monstranzen, Kelchen und Reliquiaren, die bereits in New York über 130.000 Besucher anlockte, ist noch bis zum 21. Oktober in der Barfüßerkirche in Basel zu sehen. Ab Dezember gastiert der Schatz in München. Geöffnet ist von Mittwoch bis Montag von 10 bis 17 Uhr und donnerstags bis 20 Uhr. Am Dienstag bleibt die Ausstellung geschlossen.
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