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Marktberichte |
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Kostbares aus dem Kunstgewerbe sowie Schmuck warten bei Lempertz in Köln auf Schöngeister Geselliges Beisammensein
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| | Süddeutschland, Zwei Holzkannen, Süddeutschland oder alpenländisch, 17. Jahrhundert | |
Wer sich nach dem Frühjahrsputz sein Heim neu bestücken möchte, sollte die kommende Auktion bei Lempertz nicht verpassen. Vielfältig und umfangreich ist das Angebot aus flämischen Wandbehängen, prächtigem Mobiliar, feinem Porzellan oder kostbarem Silber. Ein Blickfang und von großer Seltenheit sind zum Beispiel die beiden Holzkannen des 17. Jahrhunderts aus Süddeutschland oder dem alpenländischen Raum. Auf einer profilierten, runden Fußzone ruhen die ovoiden hölzernen Körper, die fein gedrechselte Deckel mit filigranen Balusterknäufen tragen. Für die Entstehungszeit ungewöhnlich und exotisch kommt die Henkelform bei einer der zwei Kannen daher. In der Optik einer barbusigen Meerjungfrau schmiegt sich der Henkel an den Korpus, wobei die untere Schwanzflosse und ihr sich nach oben lehnender Kopf die Berührungspunkte mit der Wandung markieren. Trotz kleiner Risse im Holz und leichter Insektenschäden wünscht sich der Einlieferer einen Gegenwert von 60.000 bis 80.000 Euro.
Ebenfalls im höheren Preissegment liegt am 20. Mai in Köln die flämische Wirkarbeit „Das Gastmahl“, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Brüssel oder Tournai gewebt sein könnte. In wandfüllenden Maßen schildert der Wandteppich aus Wolle und Seide detailreich und qualitätvoll das gesellige Beisammensein mehrerer Personen um einen gedeckten Tisch. Reich an Prunkobjekten und liebevoll in der Ausgestaltung der vermutlich allegorischen Szene auf die Jahreszeiten, scheint der Schätzwert von 40.000 bis 60.000 Euro angemessen. Um die hundert Jahre später datiert die ebenfalls flämische Tapisserie „Narziss und Echo“, die für ihre träumerische Kulisse aus weiter Landschaft und antikisierender Tempelarchitektur 10.000 bis 15.000 Euro vorsieht.
Neben klassischen Kommoden ziehen vor allem Schreibmöbel die Aufmerksamkeit auf sich, allen voran ein edles Zylinderbüro des Kunsttischlers David Roentgen aus den 1790er Jahren. Mahagoniholz auf Birke und Eiche formt einen mit feuervergoldeten Bronzeapplikationen geschmückten Sekretär auf zarten, sich nach unten verjüngenden Beinen. Im Innern des Möbels warten eine ausziehbare Tischplatte, mehrere Zargenschübe sowie weitere Fächer und kleine Schübe. Der klassizistische Dekor aus Perlstäben und Rosetten, der sich mit der Glätte des Holzes vereint, ergibt ein Erscheinungsbild, das es auf einen Preis von 140.000 bis 160.000 Euro bringen könnte. Der ebenfalls aus der Werkstatt Roentgens stammende ovale Arbeitstisch birgt trotz optischer Unscheinbarkeit seinen Reiz. Das auf feinen Vierkantbeinen stehende, zierlich-puristische Tischlein aus verschiedenen edlen Holzsorten und feuervergoldeten Bronzeprofilen und Messingauflagen versteckt in seiner schmalen, mit Leder überzogenen Tischplatte ein breites Schubfach sowie zwei schmale Innenschübe und seitliche Segmentfächer, die sich mittels eines Federmechanismus öffnen lassen (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR).
Wer es optisch markanter mag, wird bei einem mailändischen „Armadio Vetrina“ aus schwarzem Ebenholz des ausgehenden 19. Jahrhunderts fündig. Das imposante historistische Möbel trägt auf einer Tischplatte mit schmaler Pultlade einen zweitürigen Vitrinenaufsatz mit Schubladen und gesprengtem Giebel. Kontrastierend zum lackschwarzen Holz verschönern Elfenbeineinlagen im Renaissancestil wie filigrane Ranken und eine detailreiche Intarsienarbeit mit dionysischen Jungen das Ferdinando Pogliani zugeschriebene Möbel (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Ein böhmischer Kabinettschrank aus Eger steht an der Schwelle von der Renaissance zum Barock. Verziert ist das ebonisierte Holz außen mit Schildpattszene in Reliefmarketerie, innen mit Halbsäulenvorlagen und fein gearbeiteten figuralen sowie floralen Silberbeschlägen (Taxe 18.000 bis 20.000 EUR).
Die Offerte an Silberarbeiten führt eine Deckelterrine aus der Augsburger Werkstatt Gottfried Bartermanns an. Das getriebene und gegossene Gefäß mit hoch aufgewölbtem Stülpdeckel samt Rocaillenknauf kann sich an jedem Mittagstisch sehen lassen. Die geschwungenen Handhaben nehmen die Form des Stielabschlusses der beiliegenden Suppenkelle von Johann Wilhelm Dammann auf. Ein Monogramm, das für die einstige Besitzerschaft der Grafen von Wolff-Metternich steht, bezeugt die adelige Provenienz (Taxe 35.000 bis 38.000 EUR). Ebenfalls blaublütig kommt eine Abendmahlskanne daher. 1728 gab Luise Sophie Gräfin von Nassau-Saarbrücken das birnförmige Silbergefäß nach dem Tod ihres Mannes bei dem Augsburger Silberschmied Johann Pepfenhauser II in Auftrag. Auf einem profilierten Fuß ruhend, erhebt sich der Korpus mit angefügtem Volutenhenkel. Ein Blickfang bildet das silberne, vollplastische Osterlamm auf dem Schanierdeckel, das auf den Bestimmungsort, die evangelische Stadtkirche in Ottweiler als Erbbegräbnis der Familie, hinweist (Taxe 58.000 bis 65.000 EUR).
Eine Dresdner Abendmahlskanne von Jakob Watzky mit fein gravierter Abendmahlsdarstellung zeigt ebenfalls Klasse. Das vergoldete Silbergefäß mit zylindrischem Korpus verrät in seiner Gravur „Donum Dn: Bernhardi Schmidy, Civis et Mercatoris Dresdensis. Ao, 1634“ den einstigen Geschenkcharakter, der geschwungene Henkel, ein halbplastischer Cherubskopf sowie ein umlaufendes Akanthusfries tun ihr Übriges für einen Wunschwert von 14.000 bis 18.000 Euro. Wer es etwas prunkvoller mag, freut sich über einen Nürnberger Muschelpokal von Michael Müllner aus den 1640er Jahren. Vital erstreckt sich ein vollplastischer Putto mit Lorbeerkranz als Schaftfigur auf dem gebuckelten Fuß. Eine vergoldete tiefe Kuppa in Muschelform nimmt die Bewegtheit auf und trägt auf ihrem fein ziselierten Deckblatt einen weiteren kleinen Putto, der stolz ein Palmblatt und einen Papageien präsentiert (Taxe 14.000 bis 18.000 EUR).
Als Johann Georg Knöller Leiter der Fayencemanufaktur Bayreuth war, entstand dort zwischen 1728 und 1744 eine Tabatière. Die kleine, gebauchte Dose aus braun glasierten Scherben und einer vergoldeten Kupfermontierung besitzt einen zart radierten Silberdekor mit einer Jagdszene neben einem Blumengebinde (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR). Das üppige Angebot an Meißner Porzellan macht unter anderem mit einem „Pferdebändiger“ nach einem Modell von Johann Joachim Kändler auf sich aufmerksam. Ein Türke hält einen sich aufbäumenden Schimmel fest im Zaum und wünscht sich dafür 9.000 bis 10.000 Euro. Eine Schäferin mit Laute und Obstkorb unter frisch belaubter Baumkulisse, für deren Entwurf wohl Friedrich Elias Meyer zuständig ist, schlägt dann mit 12.000 bis 13.000 Euro zu Buche. Freunde russischer Emailkunst kommen bei vier Moskauer Bechern von Pawel Owtschinnikow auf ihre Kosten. Die mit farbigen Fensteremail verzierten Trinkgefäße bestechen durch ihre feine japonisierende Darstellung von zwei Schwänen in blauem Gewässer und reichem Seerosenwuchs (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR).
Für den kleineren Geldbeutel hält Lempertz unter anderem ein Paar strenge Augsburger Barockleuchter von Peter Kick um 1711/15 (Taxe 8.000 bis 8.300 EUR), ein ebenfalls aus Silber, wohl in Hanau um 1900 gefertigtes drolliges Schnepfenpaar (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR) oder eine edle birnenförmige Kölner Kranenkanne Hermann Joseph von der Rennens um 1774/79 auf drei hohen Füßen bereit (Taxe 7.500 bis 8.000 EUR). Sogar einen spätgotischen vergoldeten deutschen Kelch auf sechspassigem Fuß mit feinen Gravuren kann man für bis zu 5.000 Euro ergattern. Für Freunde schlichter Formensprache steht eine spätklassizistische Teekanne aus der Londoner Werkstatt Paul Storrs bereit (Taxe 1.100 bis 1.300 EUR). Ähnlich beruhigt mochte es auch die Kopenhagener Silberwerkstatt von Georg Jensen, dessen vierteiliges „Service No. 787“ von Johan Rohde aus dem Jahr 1933 mit einem Tablett von Harald Nielsen bis 1976 produziert wurde (Taxe 7.000 bis 8.000 EUR).
Die Fayence-Sammlung von Erwin Lukas, die im Rahmen der Lempertz-Auktion zum Verkauf steht, bietet neben zwei blau dekorierten, kugelförmigen seltenen Haubenstöcken vom Ende des 17. Jahrhunderts aus Delft oder Frankfurt für jeweils 2.000 bis 3.000 Euro das allegorische Skulpturenpaar „Caritas und Fides“. Die aus Ansbach oder Braunschweig stammenden Figuren in aufwendigem Scharffeurdekor in Blau und Grün wünschen sich 3.000 bis 4.000 Euro. Ein originelles Stück ist zudem eine barocke deutsche Kriegskasse aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die schmiedeeiserne Kiste weist ein offenes Schloss mit 14 Riegeln und ein großes Blendschloss an ihrer Front auf (Taxe 7.500 bis 8.000 EUR).
Im Schmuckangebot besticht eine Pariser Taschenuhr mit Automat um 1803/17. Possierlich ist im Zentrum des Ziffernblatts eine figürliche Säulenarchitektur, die von zwei Engelchen flankiert wird. In der Mitte sitzt ein Hündchen, das die Zeit zu bewachen scheint (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Modern tritt dagegen eine Brosche mit seltenem Harlekin-Opal auf. Der ovale Stein auf 18 karätigem Gelbgold leuchtet in knalligen Grün- und Blautönen, während sein geböschter Rahmen mit 120 Mandarinengranaten und zwölf Diamantbaguettes besetzt ist. Der Einlieferer des Schmuckstücks aus der Münchner Goldschmiede Hemmerle möchte einen Gegenwert von mindestens 20.000 Euro sehen. Eine eigene Abteilung hat Lempertz dem Künstlerschmuck unter anderem aus den Kölner Werkschulen gewidmet. Hier kommen etwa zwei Broschen von Falko Marx aus gefundenem rostigem Eisenblech mit bunten Halbedelsteinen für jeweils 3.000 bis 4.000 Euro, eine etwa gleich teure Hobelspankette um 1960 von Elisabeth Treskow oder ein Armband zum Aufruf, das Wilhelm Nagel aus Sternsaphiren und Smaragdcarrés in goldenen Fassungen alternierend zusammengesetzt hat (Taxe 5.500 bis 6.000 EUR).
Die Auktion beginnt am 19. Mai um 16:30 Uhr mit dem Schmuck. Am 20. Mai folgt die Versteigerung von Kunstgewerbe um 10:30 Uhr und die Ausgewählten Objekten um 17 Uhr. Die Vorbesichtigung läuft bis zum 18. Mai von 10 bis 17:30 Uhr, am 19. Mai von 10 bis 13 Uhr. Der Online-Katalog listet alle Objekte auf www.lempertz.com. | | Kontakt: Kunsthaus Lempertz Neumarkt 3 DE-50667 Köln |
| Telefon:+49 (0221) 92 57 290 | Telefax:+49 (0221) 92 57 296 | | | E-Mail: info@lempertz.com |
17.05.2016 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Claudia Rauth | |
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| | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 51 | Seiten: 1 • 2 • 3 • 4 • 5 • 6
Events (1)•Adressen (1)•Berichte (1)•Kunstwerke (47)•Im Verkauf - Events (1) | | • | Veranstaltung vom: 19.05.2016, Ausgewählte Objekte -
Kunstgewerbe - Schmuck und Uhren | | • | Bei: Kunsthaus
Lempertz | | • | Bericht: Ein Lamm lässt sich feiern
| | | • | Kunstwerk: Kriegskasse, Deutschland, 1. Hälfte 18. Jahrhundert | | • | Kunstwerk: Johann Pepfenhauser II, Abendmahlskanne aus dem Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, Augsburg 1728 | | • | Kunstwerk:
Tapisserie „Narziss und Echo“, wohl Amsterdamer Manufaktur, 1. Viertel 18. Jahrhundert | | | • | Kunstwerk: Kabinettschrank, Eger,
letztes Viertel 17. Jahrhundert | | • | Kunstwerk: Jakob Watzky, Abendmahlskanne, Dresden um 1665 | | • | Kunstwerk: Goldene Taschenuhr mit Automat, Paris, 1803/17 | | |
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Wilhelm Nagel, Paar
Manschettenknöpfe
mit Granulation | | Taxe: 1.800 - 2.000 EURO Zuschlag: 1.900,- EURO Losnummer: 126 | | | | | |
Wilhelm Nagel,
Gliedercollier mit
Korallen | | Taxe: 5.500 - 6.000 EURO Zuschlag: 5.500,- EURO Losnummer: 133 | | | | | |
Caritas und Fides,
Ansbach oder
Braunschweig, 1.
Hälfte 18.
Jahrhundert | | Taxe: 3.000 - 4.000 EURO Zuschlag: 4.300,- EURO Losnummer: 681 | | | | | |
David Roentgen,
Zylinderbüro,
Neuwied um 1790 | | Taxe: 140.000 - 160.000 EURO Zuschlag: 160.000,- EURO Losnummer: 1074 | | | | | |
Michael Müllner,
Muschelpokal,
Nürnberg 1643/46 | | Taxe: 14.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 15.000,- EURO Losnummer: 1007 | | | | | |
Delft, Haubenstock,
Delft oder
Frankfurt, Ende 17.
Jahrhundert | | Taxe: 2.000 - 3.000 EURO Zuschlag: 4.300,- EURO Losnummer: 655 | | | | | |
David Roentgen,
David Roentgen
Werkstatt, Ovaler
Arbeitstisch,
Neuwied 1780/90 | | Taxe: 60.000 - 80.000 EURO Losnummer: 1070 | | | | | |
Falko Marx,
Wasserring mit
Diamanten, um 1975 | | Taxe: 4.000 - 5.000 EURO Zuschlag: 5.600,- EURO Losnummer: 120 | | | | | |
Hermann Joseph von
der Rennen,
Leuchter, Köln um
1760 | | Taxe: 1.200 - 1.400 EURO Zuschlag: 1.000,- EURO Losnummer: 378 | | | | | |
Paul Storr,
Teekanne, London
1828 | | Taxe: 1.100 - 1.300 EURO Losnummer: 468 | | | | | |
Falko Marx, Brosche
mit Schlossansicht,
1987 | | Taxe: 3.500 - 4.500 EURO Zuschlag: 2.800,- EURO Losnummer: 113 | | | | | |
Wilhelm Nagel, Paar
Ohrgehänge mit
Granulation | | Taxe: 3.800 - 4.000 EURO Zuschlag: 3.800,- EURO Losnummer: 125 | | | | | |
Friedrich Elias
Meyer, wohl
Schäferin mit Laute,
1757 | | Taxe: 12.000 - 13.000 EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 1058 | | |
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