Portraits in Chemnitz Die Kunstsammlungen Chemnitz behandeln in ihrer aktuellen Ausstellung das Portrait, Selbstportrait und Gesichter. Die insgesamt 140 Arbeiten auf Papier nutzen die Techniken der Lithografie und Radierung, des Holzschnitts, Pastells, und Siebdrucks sowie der Fotografie. Der Zeitbogen beginnt bei den Blättern Corinths, geht über Werke Beckmanns und zieht sich weiter von Hans Günter Flieg, Thomas Ruff und Andy Warhol bis zu den erstmals in Deutschland präsentierten Pastellen des Musikers Bob Dylan aus dem Jahr 2012.
Max Beckmann wartet allein mit 80 Grafiken auf, die er zwischen 1911 und 1948 fertigte. Zeitlebens schuf er eine Vielzahl an Selbstportraits, die den Künstler mal als Clown, mal als Beobachter festhalten. In der Kaltnadelradierung „Selbstbildnis mit steifem Hut“ von 1921 blickt ein ernster Beckmann, in einen schwarzen Anzug mit Melone gekleidet, den Betrachter frontal aus dem Bild an. Darüber hinaus hielt er sich inmitten seiner Freunde, Bekannten, Förderer sowie Sammler fest und reflektiert die entsprechenden Beziehungen. In seinen Selbstbefragungen macht Beckmann verdrängte Realitäten, Einsamkeit und Sinnsuche sichtbar. Mit raschen Strichen verewigte Lovis Corinth 1919 den Geiger Andreas Weißgerber in einer Kaltnadelradierung. Das Instrument wirkt dabei wie eine Erweiterung des Körpers des Musikers, da die Trias aus Violine, Gesicht Weißgerbers und seiner Schulter fließend ineinander übergehen.
Bob Dylan gestaltete 2012 für die National Portrait Gallery in London Pastelle mit dem Titel „Face Value“. Die in ruhigen Braun- und Schwarztönen gemalten Gesichter sind von einschneidenden Erfahrungen und Lebensumständen geprägt. Die vereinfachte und betont flächige Malweise Dylans verleiht den vor allem frontalen Portraits etwas Ikonenhaftes, wie es insbesondere „Face the consequences. Red Flanagan“ illustriert. Im rechteckigen breiten Gesicht des Mannes sind die Augen nur als schwarze Striche gezogen. Sein Antlitz ist simplifiziert und füllt das ganze Blatt aus, so dass es beinahe eine monumentale Wirkung erreicht. Derart gelingt es Dylan, diesen Personen auch eine gewisse Würde zu verleihen.
Sinn für Humor beweist Duane Michals in seinem schwarzweißen Foto „Selfportrait as a devil“ von 1972. Der Autodidakt steht mit einem schwarzen Rollkragenpullover vor einer weißen Wand. Die Arme erhoben, fügt er die Hände auf seiner Stirn zusammen. Die Daumen streckt er dazu nach oben, während er seinen Mund öffnet, um die Zunge weit auszustrecken. Die zunächst lustige Pose besitzt dennoch einen ernsten und beunruhigenden Unterton. Ebenfalls stilisiert ist das von Hugo Erfurth 1925 geschossene Portrait des Malers Otto Dix. Im Malerkittel sitzt Dix an einem Tisch. Den Oberkörper leicht weggedreht, blickt der Künstler den Betrachter durchdringend an. Seine Arme aber verdreht er kompliziert, die linke Hand greift energisch nach dem rechten abgestützten Arm. Die lange Diagonale des Pinsels in der Rechten betont diese kalkulierte und artifizielle Pose.
Die Ausstellung „Portraits – Self-Portraits – Faces“ läuft bis zum 31. Juli. Das Museum am Theaterplatz ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro und ermäßigt 5 Euro. Zur Ausstellung erscheinen zwei Kataloge, einmal zu Max Beckmann für 25 Euro und zu Bob Dylan für 20 Euro.
Kunstsammlungen Chemnitz
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