Dorothea von Stetten-Kunstpreis für Evelyn Taocheng Wang  |  | Taocheng Wang hat den Dorothea von Stetten-Kunstpreis 2016 erhalten | |
Den mit 10.000 Euro dotierten Dorothea von Stetten-Kunstpreis erhält in diesem Jahr die gebürtige Chinesin Evelyn Taocheng Wang. Die 1981 geborene Künstlerin, die in China, an der Städelschule in Frankfurt und im De Ateliers in Amsterdam studiert hat und bereits in Galerien in den USA, Niederlanden und in Deutschland ausstellte, konnte sich mit der Installation „Massage Near Me“ gegen ihre beiden Mitfinalisten Aimée Zito Lema und Dan Walwin durchsetzen. Die Werke von Evelyn Taocheng Wang beschäftigen sich mit dem Erzählen von metaphorischen, autobiografischen und fiktionalen Geschichten. Die Ausstellung zum Stetten-Preis mit den Arbeiten der drei Finalisten findet derzeit im Kunstmuseum Bonn statt.
Evelyn Taocheng Wang, die in Chengdu in der Provinz Sichuan geboren wurde und in Amsterdam lebt, hat im Kunstmuseum in Bonn während der Ausstellung einen Massage-Salon eröffnet. Dort finden Performances statt, in die auch die Besucher integriert werden. Der Besucher kann, nachdem er im Vorfeld einen Termin vereinbart hat, sich von Evelyn Taocheng Wang massieren lassen. „Massage Near Me“ verweist auf unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Nationalität und Migration. Die Jury lobte das komplexe und vielschichtige Werk, das den alltäglichen Ort eines Massage-Salons nutzt, um Nationalität, prekäre Arbeitsverhältnisse und die Angreifbarkeit des Körpers zu behandeln. Ferner könne Wangs Diskussion zum Thema Körper überzeugen, da die Arbeit den Körper sowohl als Ausgangs- wie auch als Fluchtpunkt behandelt. Die Künstlerin schaffe einen Kontext, in dem Informationen sowohl präsent als auch verborgen sind.
Der Engländer Dan Walwin, der ebenfalls in Amsterdam lebt, kam 1986 in Frome in der Grafschaft Somerset zur Welt. Seine Raum- und Videoinstallation „Winds“ von 2015 lade zu einer Materialstudie ein, so Sally Müller, Kuratorin der Schau in Bonn. Dafür hat Walwin unterschiedlich große dunkelgrüne Platten hintereinander gereiht und unterhalb der Decke gehängt, die inmitten eines Gerüstes aus schwarzen und weißen Röhren den Raum definieren. Darin schaffen suggestive Videos eine Atmosphäre visueller Beunruhigung und bauen inhaltlich wie auch optisch einen Zusammenhang zur Umgebung auf.
Aimée Zito Lema wurde 1982 in Amsterdam geboren, wuchs jedoch in Buenos Aires auf. Das Thema ihrer Video-, Foto- und Performancearbeiten ist die individuelle und kollektive Bewegung des menschlichen Körpers. In vorwiegend performativen Sequenzen setzt sie sich mit Politik, Erinnerung, Arbeit und Kooperation auseinander. Sie versteht den Menschen dabei weniger als eine Persönlichkeit, sondern als Agenten, der Momente der Handlung und Bewegung ausführt. So zeigt sie in ihrer 2015 entstandenen Skulptur- und Videoinstallation „Several Forms of Friendship“ Fragmente eines menschlichen Beins. Derzeit ist sie Stipendiatin der Rijksakademie in Amsterdam.
Der Dorothea von Stetten-Kunstpreis wandte sich zunächst an junge deutsche Künstler. Nach der Neukonzeption richtet sich die Auszeichnung seit 2014 an europäische Nachwuchskünstler, die das 36. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Alle zwei Jahre steht ein anderes Nachbarland im Fokus. 2014 war es Tschechien mit der Gewinner Eva Kotátková, in diesem Jahr sind es die Niederlande.
Die Ausstellung „Dorothea von Stetten-Kunstpreis 2016 – Junge Kunst aus den Niederlanden“ läuft bis zum 25. September. Das Kunstmuseum Bonn hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, sowie mittwochs von 11 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Begleitend zur Schau erscheint Katalog für 15 Euro.
Kunstmuseum Bonn
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