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Marktberichte |
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In der Münchner Messelandschaft wurden die Karten neu gemischt. Statt drei Messen gibt es diesen Herbst nur zwei. Die Highlights – Internationale Kunstmesse München und die Kunst & Antiquitäten München spielen in unterschiedlichen Ligen, aber das bedeutet enorme Bandbreite. Beide Veranstaltungen sind bis zum 30. Oktober geöffnet  Viel Glanz in München

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 |  | Johann Gottlieb Kirchner, Teekanne in Form eines japanischen Zwerghuhns, um 1730 | |
„Die Highlights wird auch 2016 die schönste Kunstmesse Deutschlands sein“, versprach schon vor Wochen der neue Highlights-Co-Geschäftsführer Alexander Kunkel. Nach der gestrigen Eröffnung wird keiner daran zweifeln. Die seit 2010 veranstaltete, hochkarätige Messe, die seit einigen Jahren im Kaiserhof der Residenz eine noble Location gefunden hat, ist in diesem Jahr vor allem ein Spiegel dessen, was der deutschsprachige Kunst- und Antiquitätenhandel an Spitzenobjekten zu bieten hat. Der 37jährige Alexander Kunkel, dessen Gemälde- und Zeichnungsangebot zwischen Salon und Sezession angesiedelt ist, macht da keine Ausnahme. Fast ein Jahrhundert war Franz von Stucks dämonische Ölskizze „Luzifer“ in den Untiefen privater Sammlungen verschollen. Jetzt ist die mit stechendem Blick und dunklem Timbre gefertigte Studie des Erzengels, die dem Münchner Malerfürsten als Vorarbeit für das gleichnamige, 1891 vollendete Gemälde diente, hier für 240.000 Euro wieder auf dem Markt.
Highlights – Internationale Kunstmesse München
Es ist gut, dass die Highlights an der traditionellen Mischung von alter und moderner Kunst festhalten. Gerade der Antiquitätenhandel, der vom Hype des 20. Jahrhunderts momentan überschattet ist, braucht eine Plattform auf hohem Niveau und ein edles Ambiente, um in seiner Bedeutung wahrgenommen zu werden. Welche Faszination, welche Kraft und gefühlvolle Tiefe von einer Elfenbeinschnitzerei des 17. Jahrhunderts ausgehen kann, zeigt beispielsweise das mit 180.000 Euro ausgepreiste hauchzarte kleine Relief „Maria Magdalena“ von Frans van Bossuit am Stand von Blumka & Böhler. Luxus und handwerkliche Meisterschaft des 17. Jahrhunderts führt Peter Mühlbauer mit einem Augsburger Elfenbeinkabinett von Melchior Baumgartner vor. Das Kleinmöbel mit hunderten Schubladen und zartesten Bemalungen soll 285.000 Euro kosten.
Mit exquisiten Möbeln des 18. Jahrhunderts, darunter eine von Jacques Dubois gestempelte Louis-XV-Kommode mit vergoldeten Bronzebeschlägen zum Preis von 126.000 Euro, führt Christian Eduard Franke Ebenistenkunst par excellence vor. Dem Namen der Messe wird auch das Angebot der Zeichnungsspezialisten gerecht. Martin Grässle spannt den Bogen von einem „Sich aufbäumenden Pferd“ von Lazzaro Tavarone aus dem frühen 17. Jahrhundert zu Carl Blechens stillem Blatt „Waldinneres und rastender Wanderer“ von etwa 1820/30. Die Preise liegen bei 35.000 Euro respektive 58.000 Euro. Martin Moeller zeigt unter anderem eine kleine Suite mit Zeichnungen Franz Skarbinas in der Preislage von 11.000 bis 25.000 Euro.
Dass die Highlights an den Trends des Marktes nicht vorbei kommen, macht sich an dem starken Auftritt der Kunst des 20. Jahrhunderts besonders deutlich. Gut die Hälfte der 44 Aussteller präsentieren Klassische Moderne und Gegenwartskunst. Thomas Salis Art & Design hat eine delikate Auswahl von Lesser Ury bis Lucio Fontana in sein Kabinett gehängt, darunter die für die 1970er Jahre charakteristische Zeichnung „Nus“ von Pablo Picasso zum Preis von 580.000 Euro. Schönewald Fine Arts ist mit einem minimalistischen Wandobjekt von Donald Judd zum Preis von 600.000 Euro zugegen. Und Krümmer Fine Art hält neben einem herrlich schroffen, expressionistischen Doppelakt von Dorothea Maetzel-Johannsen das seit 100 Jahren nicht mehr öffentlich gezeigte, pastose Gemälde „Heuwiese“ von Emil Nolde für einen siebenstelligen Betrag parat.
Wienerroither & Kohlbacher, ansonsten auf Klimt und Schiele fokussiert, konnten kurz vor der Messe eine ganze Reihe von Papierarbeiten von Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller und Franz Marc aus der Sammlung Werner akquirieren. Teuerstes Werk aus dem Nachlass der Wiener Sammlerin ist Marcs Gemälde „Katzen im Körbchen“ von 1911, dessen Preis bei 1,5 Millionen Euro liegt. Die breite Auswahl an Expressionisten macht es Sammlern nicht leicht. Thole Rotermund etwa hat für knapp 100.000 Euro und 56.000 Euro zwei werkrelevante Zeichnungen von August Macke an seinem Stand. Aber auch die deutsche Nachkriegskunst ist mit Werken aus der ersten Reihe vertreten. Die Galerie Ludorff hat aus Düsseldorf neben Werken von Otto Piene und Sigmar Polke ein mit 350.000 Euro verzeichnetes „Kleines Girlandenbild“ von Ernst Wilhelm Nay aus dem Jahr 1951 mitgebracht, das die Hinwendung des Künstlers zur reinen Abstraktion markiert. Eine Show mit Preziosen des kleinen Formats stellte die Münchner Galerie Thomas zusammen. Hier korrespondiert Willi Baumeister mit Kurt Schwitters oder Gabriele Münter mit einem „Blick vom Balkon“ für 545.000 Euro mit Marc Chagalls Russlandreminiszenz L’homme au parapluie“ von 1930/35, die etwas mehr als 1 Million Euro verlangt.
Unübersehbar sind die Highlights stärker als in den Jahren zuvor von deutschsprachigen Händlern geprägt. Italienische Aussteller wie Walter Padovani oder die Galerie Piva sind der äußerst kostenintensiven Messe fern geblieben. An ihre Stelle sind unter anderem die Galerie Kovacek Spiegelgasse mit einer Auswahl moderner Gemälde und Giese & Schweiger, ebenfalls aus Wien, getreten. Sie spannen mit einem Blumenstück von Johann Baptist Drechsler aus dem Jahr 1789 und einem um 1952/54, im Beckmann-Stil gemalten Frauenbildnis mit Katze von Karl Hubbuch einen zeitlichen Bogen von 150 Jahren. Die Preise beider Gemälde liegen um 150.000 Euro.
Zu den Neuausstellern zählen ebenfalls die Galerie Maulberger mit informeller Kunst und Werken der ZERO-Gruppe sowie die Newcomer Stockebrand + Uekermann aus Berlin, die mit einem Linienobjekt von Leo Erb ihre Visitenkarte abgeben. Der Preis des weiß-monochromen Werks liegt bei 42.000 Euro. Frischen Wind bringt Blanca Bernheimer in die Sektion Fotografie. Sie konnte kurz vor der Messe die Rechte am fotografischen Nachlass von Gunter Sachs erwerben. Vor allem mit seiner „Hommage á Gruau“ mit der leicht bekleideten Claudia Schiffer als Model dürfte die Galeristin das Werk des einstigen Playboys in einem Licht erscheinen lassen. Die Preise liegen um die 30.000 Euro.
Kunst & Antiquitäten München
Die Absage der Kunstmesse München im Postpalast, die in letzter Zeit unter zu großem Niveaugefälle litt, hat nicht nur die Highlights mit neuen Ausstellern wie etwa der international anerkannten Meißen-Adresse Langeloh Porcelain sowie der Silberexpertin Eva Toepfer bereichert. Eine glückliche Fügung bedeutet die neue Situation auch für die Kunst & Antiquitäten München, die sich eher als regionale Messe verstehen und breiter aufgestellt sind. Die Verkaufsschau, deren bisheriger Standort im Festsaal des Paulaners für Jahre eine Baustelle sein wird, konnte so in den Postpalast ziehen. Dem Ambiente tut es gut. Es wirkt lichter, offener und moderner. Ihrem Profil aber bleibt die Messe treu: eine Mischung aus interessanter Kunst und Kunsthandwerk, Volkskunst und Sammlerobjekten mit Schwerpunkt auf dem bayrisch-alpenländischen Raum.
Hier gibt es unter anderem Leo Putz’ nachimpressionistischen Weitblick „Föhn, Kampenwand, Chiemsee“ um 1911, mit der die Galerie Gailer Fine Art ihre Kernkompetenz für die Künstlerlandschaft am Chiemsee unter Beweis stellt, einen eigenwilligen „Hirschteppich“ der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Südkaukasus bei dem Münchner Textilspezialisten Max Lerch oder eine schlichte kleine Kirschholz-Kommode aus der Münchner Hofschreinerei Daniel um 1810, mit der Sami Hawari seiner Vorliebe für das Biedermeier huldigt. Etwas internationales Flair lässt Heinz Grundner an seinem Stand mit Uhren aus Frankreich und England aufkommen, etwa in der Empire-Pendule „La Lecture“ aus feuervergoldeter Bronze mit Bücherregal und nachdenklich daran lehnender Frau. Eher kurios ist dann die emaillierte Silberdose der Firma Hermann Böhm aus dem Wiener Historismus um 1860 in Form einer Schildkröte bei Birbaumer und Eberhardt.
Der Münchner Architekt Emanuel von Seidl ist vor allem als bedeutender Baumeister von Villen der Prinzregentenzeit bekannt, doch auch als Möbelgestalter ist er hervorgetreten. Sein Stuhl, der sich mit kannelierten Säulenbeinen und mit seiner Malerei der Antike verbunden fühlt, war Teil eines „Römischen Wohnraums“, den Seidl für die Münchner Jahresausstellung 1898 im Glaspalast entwarf. Später statte Seidl das römisch-moderne Zimmer im Dachgeschoss seiner Villa am Bavariaring mit ihm aus. Heute ist nur noch ein Exemplar davon nachweisbar und bei Klaus Spindler Kunsthandel für 16.500 Euro zu haben. Neu auf die Kunst & Antiquitäten München gekommen ist unter anderem die Galerie Kolhammer & Mahringer aus Wien, die sich mit Gemälden von Alexander Koester, Alfons Walde oder Oskar Mulley hauptsächlich um den gemäßigten Expressionismus österreichisch-süddeutscher Provenienz kümmert. Ein weiterer Neuzugang ist das Kunsthaus Bühler aus Stuttgart, das neben Théodore Rousseaus „Bords de l’Oise“ aus der Schule von Barbizon mit einigen „Münchner Schmankerln“ aufwartet. So hängt hier neben Carl Spitzwegs Ölstudie mit einer ländlichen Gesellschaft beim Tafeln an einer Poststation Albert Kappis’ „Abend am Chiemsee“ von 1881 oder Heinrich von Zügels impressionistisches Lichtspiel „Hüter mit zwei Rindern im Altrhein“ von 1910 für 45.000 Euro.
Die „Highlights – Internationale Kunstmesse München“ finden bis zum 30. Oktober in der Residenz München statt. Geöffnet ist täglich von 11 bis 19 Uhr, am 27. Oktober zusätzlich bis 22 Uhr. Der Eintritt inklusive Messemagazin beträgt 25 Euro, für Senioren 20 Euro; für Kinder, Jugendliche und Studenten ist er kostenlos.
Highlights – Internationale Kunstmesse München
Residenz München, Eingang Hofgarten
Residenzstraße 1
D-80333 München
www.munichhighlights.com
Die „94. Kunst & Antiquitäten München“ haben ebenfalls bis zum 30. Oktober täglich von 11 bis 19 Uhr, am 26. Oktober bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt inklusive Messekatalog beträgt 9 Euro, ermäßigt 6 Euro.
Kunst & Antiquitäten München
Postpalast
Wredestraße 10
D-80335 München
www.kunst-antiquitaeten.de |
26.10.2016 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Sabine Spindler/Ulrich Raphael Firsching |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 19 | Seiten: 1 • 2 • 3
 Variabilder (19) |  | •  | Variabilder:  Johann Gottlieb Kirchner, Teekanne in Form eines japanischen Zwerghuhns, um 1730 |  | •  | Variabilder:  Franz von Stuck, Luzifer 1890 |  | •  | Variabilder:  auf den Highlights 2016 |  |  | •  | Variabilder:  Hermann Böhm, Dose in Form einer Schildkröte, Wien um 1860 |  | •  | Variabilder:  Hirschteppich, Karabach Südkaukasus, erste
Hälfte 20. Jahrhundert |  | •  | Variabilder:  Hofschreinerei Daniel, Kommode, München um 1810 |  |  | •  | Variabilder:  Pendule, Frankreich, um 1810 |  | •  | Variabilder:  Leo Putz, Föhn. Kampenwand. Chiemsee, um 1911 |  | •  | Variabilder:  Emanuel von Seidl, Stuhl für einen
römischen Wohnraum, München 1898 |  |  |
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 Marianne von
Werefkin, Porträt
Helene Nesnakomoff,
1909 |  | |  |  |  |  |  | 
 Leo Putz, Föhn.
Kampenwand.
Chiemsee, um 1911 |  | |  |  |  |  |  | 
 Deckelterrine mit
Presentoire,
Crailsheim, um 1760 |  | |  |  |  |  |  | 
 Emanuel von Seidl,
Stuhl für einen
römischen Wohnraum,
München 1898 |  | |  |  |  |  |  | 
 Francis van Bossuit
zugeschrieben, Paar
Elfenbeinreliefs
mit „Bathseba im
Bade“ und „Lot und
seine Töchter“ |  | |  |  |  |  |  | 
 Cabrinus da Cremona,
Biblia latina,
Bologna um 1310 |  | |  |  |  |  |  | 
 David Roentgen,
Klassizistischer
Schreibtisch,
Neuwied um 1785 |  | |  |  |  |  |  | 
 Hofschreinerei
Daniel, Kommode,
München um 1810 |  | |  |  |  |  |  | 
 Giovanni Domenico
Tiepolo, Zwei
Truthähne in alpiner
Landschaft, um 1780 |  | |  |  |  |  |  | 
 Philipp Jakob
Drentwett VI,
Deckelterrine,
Augsburg 1724/28 |  | |  |  |  |  |  | 
 Hermann Böhm, Dose in
Form einer
Schildkröte, Wien um
1860 |  | |  |  |  |  |  | 
 Dorothea
Maetzel-Johannsen,
Zwei Akte, 1919 |  | |  |  |  |  |  | 
 Hirschteppich,
Karabach
Südkaukasus, erste
Hälfte 20.
Jahrhundert |  | |  |  |
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