Shortlist für den Turner Prize | | Die Turner Prize-Kandidaten 2018 | |
Luke Willis Thompson, Charlotte Prodger, Naeem Mohaiemen und das Kollektiv Forensic Architecture sind die Nominierten in der Endrunde für den diesjährigen Turner Prize. Die Künstler auf der Shortlist haben nun die Chance auf eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der Kunstwelt, die seit 1984 jährlich von der Tate Britain verliehen wird. Die Jury begründete ihre Auswahl damit, dass sich alle Künstler in ihren Arbeiten mit drängenden politischen, kulturellen und humanitären Fragen befassen. Gleichzeitig macht sie darauf aufmerksam, wie bedeutsam das Medium Film für die Auseinandersetzung mit solchen Themen ist.
Der 30jährige Städel-Absolvent Luke Willis Thompson wurde für seine Ausstellung „Autoportrait“ in der Chisenhale Gallery in London nominiert. In enger Anlehnung an Arbeiten von Andy Warhol hat der Neuseeländer unter anderem in einem stummen Schwarz-Weiß-Film die Afroamerikanerin Diamond Reynolds porträtiert, deren Freund 2016 direkt neben ihr im Auto erschossen worden war und die daraufhin das Erlebnis über Facebook unmittelbar mit der ganzen Welt geteilt hatte.
Für die Ausstellung „Bridgit/Stoneymollan Trail“ in der Kunsthalle Bergen nahm die Jury unter dem Vorsitz von Tate-Direktor Alex Farquharson die 1974 geborene Charlotte Prodger in die Shortlist auf. In den beiden Filmen setzt sich die in Glasgow arbeitende Goldsmith-Absolventin mit unterschiedlichen Formaten bewegter Bilder und der Dokumentation des eigenen Ichs in filmischen Medien auseinander.
Die Jury wählte Naeem Mohaiemen für seine Beiträge auf der Documenta 14 und die Einzelausstellung „Naeem Mohaiemen: There is No Last Man“ im MoMA PS1 in New York aus. Dort zeigte der 49jährige, in Bangladesch aufgewachsene Anthropologe sowohl dokumentarische als auch fiktive Filme, die in verwobenen Erzählungen aus allgemeiner, familiärer und persönlicher Geschichte Themen wie politische Utopie und Kolonialismus behandeln. Seine auf umfassenden Recherchen basierenden Videos ergänzt er häufig um wissenschaftliche Essays.
Ebenfalls aufgrund der Teilnahme an der Documenta 14 und für die beiden Ausstellungen „Counter Investigations: Forensic Architecture“ im Institute of Contemporary Arts in London und „Forensic Architecture: Towards an Investigative Aesthetics“ im MACBA in Barcelona wurde das Kollektiv Forensic Architecture auf die Shortlist gesetzt. Die 2010 vom Architekten Eyal Weizman begründete Londoner Agentur führte in Kassel den Film „77sqm_9:26min (2017)“ vor, der sich mit den Ermittlungsfehlern deutscher Behörden bei der Aufklärung der NSU-Mordserie befasst. Die Untersuchungen von Forensic Architecture zu Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt haben dabei nicht nur künstlerischen, sondern vor allem auch hohen journalistischen Wert. Ab dem 25. September werden die Kandidaten ausgewählte Arbeiten in einer Ausstellung in der Tate Gallery präsentieren. Der Gewinner wird im Dezember bekanntgegeben. |