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Marktberichte |
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Zeitgenössische Kunst mit hohem deutschem Anteil und einigen spannenden internationalen Positionen bei Lempertz in Köln Geige in Grün
| Zwei Kataloge hat das Kölner Auktionshaus Lempertz für seine kommende Versteigerung zeitgenössischer Kunst vorgelegt. Das pekuniäre Volumen ist gleichwohl nicht ganz so groß wie bei den Klassisch-Modernen einen Tag zuvor. Nur zweimal erwartet Lempertz einen sechsstelligen Zuschlag. Für eine unbetitelte Acrylmalerei auf Leinwand des 2013 verstorbenen Günther Förg von 2007 werden 150.000 bis 180.000 Euro erwartet. Die rund 2 mal 2,30 Meter große Gitterstruktur in unterschiedlichen Farben aus dem Spätwerk des Meisters war im Jahr ihrer Entstehung in einer kleinen Einzelausstellung in Köln zu sehen und wechselte dann in rheinischen Privatbesitz. Aus derselben Sammlung stammen noch drei großformatige Förg-Aquarelle von 2001 für jeweils 10.000 bis 15.000 Euro. Das zweite, mit 150.000 bis 200.000 Euro etwa gleich hoch veranschlagte Hauptlos sind Albert Oehlens wild gemalte „Industrielle Elfen“, ein thematisch und formal geheimnisvolles, ungegenständliches Werk von überdies auffälligem Hochformat aus dem Jahr 2001.
Den zeitlichen Beginn der Versteigerung am 1. Dezember bestreiten abstrakt-informelle oder -geometrische Arbeiten der 1950er Jahre wie Victor Vasarelys schwarz-weißes „Afa Negativ“ von 1957, hier in einer Fassung von 1962, eine unbetitelte Pastell- und Kohlezeichnung Hans Hartungs mit mehreren Längsstreifen von 1957 und ein gleichaltriges, schnell hingeworfenes Aquarell des Amerikaners Sam Francis mit der Werknummer SF 57-115, allesamt um die 40.000 Euro gelistet. Für die junge Avantgarde, die bald darauf zum Zuge kam, steht der 1941 geborene Franzose Bernar Venet mit seinem konzeptuellen Zweiteiler „Position of two angles of 180° and 159°“ von 1967 für 20.000 bis 30.000 Euro. Auch der gebürtige Venezolaner Carlos Cruz-Diez probierte 1968 Neues aus und schickt den Betrachter seiner „Physichromie No. 381“ in ein optisches Verwirrspiel mit scheinbar schwebenden Rechtecken (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Streng der geometrischen Abstraktion scheint die zweiteilige „Liturgie colorée“ des Belgiers Jef Verheyen verhaftet zu sein. Doch bei genauem Hinsehen stellt man bei den beiden rot-blau-violetten Tafeln kleine Asymmetrien fest (Taxe 50.000 bis 60.000 EUR). Der Pole Ryszard Winiarski, ein Vertreter der Konkreten Kunst, erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance und eine Wertsteigerung seiner Kunst. So sind 30.000 bis 35.000 Euro für seine schwarz-weiße Quadratspielerei „game 10 x 10 - the role of the check horses moves“ von 1979 keine Seltenheit mehr.
Unverkennbar italienische Schöpfungen sind Agostino Bonalumis „Rosso“ von 1971 (Taxe 75.000 bis 85.000 EUR) und Turi Simetis „Ovale nero“ von 1978 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR): Beide monochromen Leinwände werden durch versteckte Körper vorgestülpt und dadurch zum Relief. Deutschland wird durch Sigmar Polke vertreten, der mit Gouache, Sprayfarbe und viel Verve 1983 die zeichenhafte Komposition „19 Fox“ vieldeutig zu Papier brachte (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Joseph Beuys, den Andy Warhol 1980 in einem kleinen Dreier-Portrait verewigte (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR), arbeitete 1974 mit dem Dänen Henning Christiansen zusammen. Entstanden ist ein Fluxus-Arrangement aus Tonband und Text mit Abbildungen, grün gefasster Geige und zwei durch Faden verbundenen Blechdosen. Das Ganze nennt sich „Musik als Grün“ und „Telephon S“ (Taxe 60.000 bis 70.000 EUR). Spätes Informel tragen Kazuo Shiraga 1980 mit ungestümen Gouachespritzern für 30.000 bis 40.000 Euro und Georges Mathieu 1991 mit den auf blutrotem Grund fast explodierenden „Grâces vagabondes“ für 40.000 bis 50.000 Euro bei.
Zu den jüngsten Schöpfungen zählen Norbert Biskys zwei Jünglinge in heimischer Landschaft, die 2001 „Fröhlich sein und singen“ sollen (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Russell Young erinnert um 2013 mit seiner pinkfarbenen „Marilyn crying“ sowohl in Technik und Inhalt an Andy Warhol und dessen Monroe-Adaptionen (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR). Auf ihrer „Studie III“ entführt die Südkoreanerin SEO den Betrachter in eine südliche Abendstimmung am Meer mit Schilf und einer jungen Frau im Boot (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Katharina Grosse gibt sich dagegen ganz abstrakt und übermalt beigefarbene vertikale Pinselbahnen auf ihrer Aluminiumtafel von 1999 in der ober Hälfte mit weißen lasierenden Querstrukturen (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).
Teuerste klassische Skulptur der Auktion ist der mächtige „Viertakt III“ von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff aus dem Jahr 1969. Ein dicker gerillter Schlauch windet sich hier aus vier Hochkantquadern hervor (Taxe 80.000 bis 90.000 EUR). Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen haben sich 1980 den Kölner Dom hergenommen, ihn verkleinert, mit Gips überzogen und in der Art eines Drip Painting mit Farbe bespritzt. Die Persiflage „Altered Souvenir of the Cologne Cathedral“ verlangt 25.000 bis 30.000 Euro. Fröhlich tanzend geht es bei Niki de Saint Phalles bunter fülliger Nana-Figur als „L’Ange Vase“ von 1993 (Taxe 40.000 bis 45.000 EUR) und bei Rotraut Klein-Moquays Reigen „Dance“ von 1997 aus grauschwarz gefassten Frauensilhouetten zu (Taxe 28.000 bis 32.000 EUR).
Verehrer des jüngst verstorbenen Bildhauers Fritz Koenig können sich auf die Offerte einer Privatsammlung von Kleinskulpturen und Bozzetti freuen. Der 1924 in Würzburg geborene, seit 1961 im niederbayerischen Landshut ansässige Koenig machte internationale Karriere und wurde vor allem mit seiner „Kugelkaryatide“ in New York berühmt, die 2001 nach dem Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Center beschädigt wieder zum Vorschein kam. Zu diesem Werk gibt es eine zehn Zentimeter hohe Vorstudie für 10.000 bis 15.000 Euro. Das Angebot bei Lempertz spannt sich vom noch recht figuralen Frühwerk „Kleiner Sämann“ aus dem Jahr 1947 über die abstrakt-geometrischen Komposition der 1960er bis 1980er Jahre bis zum Jahr 2003, als Koenig in dem antiken Motiv „Kleine Biga“ thematisch wie formal wieder ein wenig zu seinen Anfängen zurückkehrte (Taxe je 7.000 bis 8.000 EUR).
Die Auktion „Zeitgenössische Kunst“ beginnt am 1. Dezember um 14 Uhr. Eine Besichtigung aller Lose ist bis zum 28. November täglich von 10 bis 17:30 Uhr, am 29. November von 10 bis 15 Uhr möglich. Die Kataloge sind online unter www.lempertz.com abrufbar. | | Kontakt: Kunsthaus Lempertz Neumarkt 3 DE-50667 Köln |
| Telefon:+49 (0221) 92 57 290 | Telefax:+49 (0221) 92 57 296 | | | E-Mail: info@lempertz.com |
28.11.2018 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander | |
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| | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 16 | Seiten: 1 • 2
Adressen (1)•Im Verkauf - Events (1)•Im Verkauf - Kunstwerke (14) | | • | Bei: Kunsthaus
Lempertz | | • | Veranstaltung vom: 01.12.2018, Auktion 1122: Zeitgenössische
Kunst | | • | Kunstwerk: Hans Hartung, Ohne Titel, 1957 | | | • | Kunstwerk: Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff, Viertakt III, 1969 | | • | Kunstwerk: Carlos Cruz-Diez, Physichromie No.381, 1968 | | • | Kunstwerk: Jef Verheyen, Liturgie colorée, 1970er Jahre | | | • | Kunstwerk: Agostino Bonalumi, Rosso, 1971 | | • | Kunstwerk: Ryszard Winiarski, game 10 x 10 - the role of the check horses moves, 1979 | | • | Kunstwerk: Joseph Beuys und Henning Christiansen, 2 Fluxus-Objekte (Musik als grün. Telephon S) | | |
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Joseph Beuys und
Henning
Christiansen, 2
Fluxus-Objekte
(Musik als grün.
Telephon S) | | Taxe: 60.000 - 70.000 Losnummer: 517 | | | | | |
Katharina Grosse,
Ohne Titel, 1999 | | Taxe: 30.000 - 40.000 Losnummer: 540 | | | | | |
Ryszard Winiarski,
game 10 x 10 - the role
of the check horses
moves, 1979 | | Taxe: 30.000 - 35.000 Losnummer: 516 | | | | | |
Andy Warhol, Joseph
Beuys, 1980 | | Taxe: 50.000 - 70.000 Losnummer: 518 | | | | | |
Victor Vasarely, AFA
Negativ, 1957/62 | | Taxe: 30.000 - 40.000 Losnummer: 500 | | | | | |
Sigmar Polke, Ohne
Titel (19 Fox), 1983 | | Taxe: 60.000 - 80.000 Losnummer: 525 | | | | | |
Agostino Bonalumi,
Rosso, 1971 | | Taxe: 75.000 - 85.000 Losnummer: 513 | | | | | |
Jef Verheyen,
Liturgie colorée,
1970er Jahre | | Taxe: 50.000 - 60.000 Losnummer: 509 | | | | | |
Hans Hartung, Ohne
Titel, 1957 | | Taxe: 40.000,- EURO Losnummer: 501 | | | | | |
Carlos Cruz-Diez,
Physichromie
No.381, 1968 | | Taxe: 40.000 - 60.000 Losnummer: 507 | | | | | |
Norbert Bisky,
fröhlich sein und
singen, 2001 | | Taxe: 40.000 - 60.000 Losnummer: 543 | | | | | |
Kazuo Shiraga, Ohne
Titel (Werk), 1980 | | Taxe: 30.000 - 40.000 Losnummer: 528 | | |
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