Jochen Plogsties stellt Fragen der AuthentizitätDas Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) präsentiert in Frankfurt an der Oder ab Sonntag eine Schau zu Jochen Plogsties. Der 1974 in Cochem an der Mosel geborene Künstler erklärt den Ausstellungstitel „Yang Chen“ folgendermaßen: „Im Tai Chi gibt es zwei Familien, die etwas im Zwist darüber sind, wer den authentischeren Stil ausführt – Familie Yang und Familie Chen.“ Auch Plogsties’ Thema ist Authentizität im weitesten Sinne, da Bilder von Pablo Picasso, Giorgio de Chirico, Jan Vermeer van Delft, Giotto di Bondone oder René Magritte die Vorlagen für seine Arbeiten sind. Hinzu kommen auch ikonische Plattencover, wie das Beatles-Album „Abbey Road“.
Den Ausgangspunkt bilden die Reproduktionen berühmter Gemälde in Kunstbüchern, Katalogen, Postkarten oder im Internet. Der Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und Schüler von Arno Rink sowie Neo Rauch übernimmt weder den Stil der „abgemalten“ Originale, noch die korrekten Bildmaße und die materielle Beschaffenheit. Laut Mitteilung des BLMK steht nicht die Imitation im Zentrum, sondern Jochen Plogsties nimmt die Reproduktion als Ganzes zum „Vor-Bild“, indem er auf die kompositorischen Eigengesetzlichkeiten der Vorlage eingeht und etwa auch den Rand der Postkarten und die Farbstichigkeit des Abgebildeten in den Blick nimmt. „So sucht der einsetzende malerische Prozess im Reproduzierten eine eigene Struktur der Oberfläche und deren Rhythmisierung. Der Pinselduktus kann demnach lockerer, expressiver, impressiver, realistischer oder konstruktiv-konkreter werden als im Original.“
Diese lockere ausdrucksstarke Neuinterpretation findet sich unter anderem im Bild „Liebeszauber“. Das Original schuf der Meister vom Niederrhein zwischen 1470 und 1480: Eine nackte junge Frau schreitet durch einen Wohnraum, weiße Bänder umfliegen sie. Plogsties’ Ölbild zeigt in strahlende Blau- Rot- und Gelbnuancen aufgelöste Farbformen, die den schreitenden Akt bestenfalls erahnen lassen. Der Konzeptmaler, der etwa in Kestnergesellschaft in Hannover und dem Museum der Bildenden Künste in Leipzig ausstellte, bezeichnet sich selbst als Kopist. Indem er ein „Original“ übernimmt und die Kopie letztlich interpretiert, berührt er Fragen künstlerischer Urheberschaft, der Authentizität und der Originalität eines Werkes.
Die Ausstellung „Jochen Plogsties. Yang Chen“ läuft vom 20. Januar bis zum 24. März im Packhof des BLMK in Frankfurt an der Oder. Das Haus hat täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst – Packhof
Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße 11
D-15230 Frankfurt an der Oder
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