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Marktberichte |
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Schweizer Kunst bei Sotheby’s  Außer Schokolade gibt’s alles fürs eidgenössische Herz

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 |  | Frank Buchser, Drei Unterwaldner Trachtenmädchen vor Berglandschaft, wohl 1859 | |
Klischees werden am 3. Juni bei Sotheby’s in Zürich bedient, wenn die Offerte mit Schweizer Kunst zum Aufruf kommt. Denn mit idyllischen Bergpanoramen, rosigen Kindergesichtern und jungen Frauen in farbenfrohen Trachten ist, bis auf die berühmte Schokolade, alles vertreten, was der Nicht-Eidgenosse mit der Schweiz in Verbindung bringt.
Zwei Postkartenmotive in Reinform bannte Ludwig Bleuer Anfang des 19. Jahrhunderts auf Papier. Diese Ansichten von kleinen Enklaven der Zivilisation vor beiendruckender Berglandschaft gehen für jeweils 6.000 bis 8.000 Franken in die Auktion. Mit seiner Darstellung eines „Mädchens bei den Hausaufgaben“ stellte Albert Anker die Schweizer Tugenden Fleiß und Ausdauer dar. Dabei war das Thema „Schule“ ein zentrales Motiv im Oeuvre des 1910 verstorbenen Künstlers, der mit diesen und anderen Werken ein deutliches Bekenntnis zur allgemeinen Schulpflicht abgab. Geschätzt wird dieses Porträt einer hochkonzentrierten Schülerin auf 80.000 bis 120.000 Franken.
Mal farbenfroh, mal schlicht porträtierten Giovanni Giacometti und Felix Vallotton die Schweizer Berge. Das Aquarell „Blick ins Bergell“ von Giacometti wird auf 20.000 bis 25.000 Franken geschätzt, für Vallottons schneeverhangene „Les Montagnes près de Gruyères“, eine Bleistift- und Tuschezeichnung, werden 6.000 bis 9.000 Franken erwartet. Es mag die Schweizer ein wenig beschämen, dass ausgerechnet das Highlight im ersten Teils der Auktion eine Landschaft des Nachbarstaats Italien ist. „Bei Florenz“ malte Augusto Giacometti diese auf flächige, dekorative Wirkung angelegte Arbeit in satten Grüntönen, die bei Sotheby’s auf 40.000 bis 60.000 Franken geschätzt wird.
Deutlich teuerer und nicht weniger idyllisch wird es am Abend, wenn der zweite Teil der Schweiz-Offerte zum Aufruf kommt. Hier wird für 300.000 bis 400.000 Franken ein Porträt angeboten, dass der sonst auf bäuerliche Szenen spezialisierte Künstler Albert Anker von der Tochter eines wohlhabenden Tabakhändlers anfertigte.
Künstlich und gleichzeitig rustikal muten die „Drei Unterwaldner Trachtenmädchen vor Berglandschaft“ an, die Frank Buchser wohl 1859 auf die Leinwand bannte. Die Taxe für dieses Gemälde, über das anlässlich einer Ausstellung im Jahr seiner Entstehung im „Solothurner Landboten“ berichtet wurde, es sei „frisch aus dem Volksleben gegriffen“, liegt bei 90.000 bis 120.000 Franken. Eine wilde und düstere Bergwelt beschwur 1853 Alexandre Calame in seinem Ölgemälde „Torrent de Montagne“ (Taxe 45.000 bis 60.000 SFR).
Mit Ferdinand Hodlers „Spanischer Tänzerin“ kommt südliches Flair in die Schweiz. In diesem um 1912 entstanden Gemälde greift Hodler ein Thema auf, das ihn in den letzen 10 Jahren seines Schaffens unablässig beschäftigte: Die bewegte weibliche Figur. Wie in vielen seiner Gemälde steht auch die „Spanische Tänzerin“ in ihrem prachtvollen Gewand in eindrucksvollem Kontrast zu dem leeren, weiten Hintergrund. Zusammengehalten werden die beiden Ebenen durch die ähnlichen Bearbeitung der Haut der Tänzerin und der unteren Hindergrundschicht. Der Wert dieses Ölgemäldes wird mit 800.000 bis 1.200.000 Franken beziffert. Ein etwas günstigeres Beispiel für eine bewegte Frauenfigur Hodlers ist ein „Schreitende Akt“, der auf 150.000 bis 200.000 Franken geschätzt wird.
Nicht frei und bewegt, sondern eher ruhig und sittsam sieht Felix Vallotton sein Modell, dass er für das Gemälde „Le Chapeau vert“ abbildete. Diese Charakterisierung der Frau ist zwar an sich nicht selten, ungewöhnlich ist aber, das die Porträtiere trotz der rechten entblößten Brust alles andere als offenherzig wirkt. Die Taxe für dieses 1910 entstandene Gemälde liegt bei 120.000 bis 160.000 Franken. Mit ihrem Schicksal hadernd gestaltete Vallotton seine an einen Felsen in der Brandung gekettete „Andromède“ von 1918 (Taxe 80.000 bis 120.000 SFR).
In ihren kantigen Linien und den kräftigen Farben gibt sich Max Sulzbachners „Herbstlandschaft“ expressionistisch (Taxe 40.000 bis 50.000 SFR). Reichlich vertreten ist auch Adolf Dietrich mit seiner nüchtern-sachlichen Sicht auch Landschaften, Städte und Tiere, darunter das Winterbild „Berlingen im Schnee“ für 40.000 bis 60.000 Franken. Teuerster Dietrich ist mit der Taxe von 120.000 bis 160.000 Franken das leuchtend rote Blumenstillleben „Zinnienstrauss“ von 1947.
Die Auktion beginnt am 3. Juni um 18. Uhr. Die Vorbesichtigung des Angebots ist am 30. Mai von 9 bis 17 Uhr, am 31. Mai von 9 bis 18 Uhr und am 1. und 2. Juni von 10 bis 18 Uhr möglich.
|  | Kontakt: Sotheby’s Zürich Talstrasse 83 CH-8001 Zürich |
 | Telefax:+41 (044) 226 22 01 | Telefon:+41 (044) 226 22 00 |  |  | Startseite: www.sothebys.com |
28.05.2002 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Sonja Hausmanns |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 10 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (7) |  | •  | Veranstaltung vom: 03.06.2002,
Schweizer Kunst |  | •  | Bei: Sotheby's
|  | •  | Bericht: Auf in die Berge
|  |  | •  | Kunstwerk:  Augusto Giacometti, Bei Florenz |  | •  | Kunstwerk:  Albert Anker, Bildnis Dora Lüthy, 1900 |  | •  | Kunstwerk:  Giovanni Giacometti, Blick ins Bergell |  |  | •  | Kunstwerk:  Frank Buchser, Drei Unterwaldner
Trachtenmädchen vor Berglandschaft, wohl 1859 |  | •  | Kunstwerk:  Ferdinand Hodler, Spanische Tänzerin, um 1912 |  | •  | Kunstwerk:  Félix Vallotton, Le Chapeau vert, 1910 |  |  |
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 Augusto Giacometti,
Bei Florenz |  | Taxe: 40.000 - 60.000 SFR Zuschlag: 100.000,- SFR Losnummer: 39 |  |  |  |  |  | 
 Albert Anker,
Mädchen bei den
Hausaufgaben, 1909 |  | Taxe: 80.000 - 120.000 SFR Losnummer: 9 |  |  |  |  |  | 
 Giovanni
Giacometti, Blick
ins Bergell |  | Taxe: 20.000 - 25.000 SFR Losnummer: 31 |  |  |  |  |  | 
 Albert Anker,
Bildnis Dora Lüthy,
1900 |  | Taxe: 300.000 - 400.000 SFR Losnummer: 86 |  |  |  |  |  | 
 Félix Vallotton, Le
Chapeau vert, 1910 |  | Taxe: 120.000 - 160.000 SFR Losnummer: 104 |  |  |  |  |  | 
 Ferdinand Hodler,
Spanische Tänzerin,
um 1912 |  | Taxe: 800.000 - 1.200.000 SFR Losnummer: 99 |  |  |
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