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Marktberichte |
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Villa Grisebach versteigert Kunst aus zwei Jahrhunderten Von Romantik bis Junge Wilde
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| | Markus Lüpertz, Totenkopf mit Ratten, um 1985 | |
Selbst ohne die „Ausgewählten Werke“, die einen Tag vor der Auktion „Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts“ am 9. Juni bei Grisebach in Berlin versteigert werden, würde sich manches Museum über einen derartigen Bestandskatalog freuen. Der Schwerpunkt liegt wie immer im Bereich der deutschen Klassischen Moderne, doch auch in den anderen Sparten offerieren die Berliner einige bedeutende Werke.
Den Anfang macht ein romantisches „Freundschaftsbild“, von dem allerdings weder der Urheber noch die Dargestellten namentlich bekannt sind (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Eine fast identische Version verzeichnet der Bestandskatalog des Kunstmuseums Düsseldorf, heute K 20. Preisliches Highlight im beim 19. Jahrhundert ist eine etwas blasse Skizze der „Klosterruine Altzella in Nossen bei Dresden“ von Caspar David Friedrich aus dem Jahr 1800 (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Zwei Studien des Münchener Malerfürsten Franz von Lenbach zeigen Fürst mit Bismarck einmal mit Schlapphut in der Hand (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR) und einmal mit Pickelhaube auf dem Kopf (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR).
Prominentester Vertreter der Impressionisten ist Auguste Renoir, von dem eine kleine Ölskizze einer Landschaft mit der Schätzung von 20.000 bis 30.000 Euro zum Aufruf kommt. Eine ganze Reihe kleinerer Arbeiten gibt es ebenfalls vom führenden deutschen Impressionisten Max Liebermann, deren schönste eine in Öl ausgeführte Meeresstudie mit einer Taxe von 30.000 bis 40.000 Euro ist. Bis zur Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 brachte es Walter Leistikows „Waldinneres“, das 20.000 bis 30.000 Euro einspielen soll. Das stürmisch „Abziehende Gewitter“ Otto Modersohns soll mit 18.000 bis 24.000 Euro ein wenig preiswerter werden.
In der ungewöhnlichen Form eines Fächers präsentierte Lovis Corinth im Jahr 1906 „Salomes Tanz“ (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Ebenfalls eher ungewöhnlich im übrigen Œuvre des Künstlers ist Egon Schieles statisch wirkende „Standing Woman in Profile“ im langen Gewand (Taxe 20.000 bis 22.000 EUR).
Von Franz Marc gibt es zwei sehr unterschiedliche Werke zu ersteigern: Bei den „Nackten Mädchen beim Ernten“ aus dem Jahr 1909 (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR) deutet noch nichts auf den Expressionismus der zwei Jahre später entstandenen „Gazelle“ hin (Taxe 28.000 bis 38.000). Im Vergleich wirkt das Aquarell „Meer bei Monterosso al Mare“ von Brücke-Mitglied Hermann Max Pechstein geradezu naturalistisch (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Wesentlich freier ist Paul Klees „Kleine Landschaft mit Aussichtssignal“ (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Im Zusammenhang mit dem Mappenwerk „Zigeuner“ entstand in den späten 1920er Jahren Otto Muellers „Zigeunermadonna mit Planwagen“ (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR).
Aus 16 Losen können Liebhaber Lyonel Feiningers auswählen. Am höchsten taxiert unter den Papierarbeiten ist eine aquarellierte Feder- und Kohlezeichnung, die Pariser Häuser zeigt (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Originell sind die niedlichen „Ghosties“, die einen Brief Julia Feiningers illustrieren (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR).
Die Schrecken von Besetzung und Flucht beschreibt Frans Masereel ausnahmsweise in Öl statt im Holzschnitt in einer Folge von Bildern, die er 1941/42 unter dem eindruck der deutschen Invasion in Frankreich schuf. Bei einer Taxe von 25.000 bis 30.000 Euro sollte das Werk selbst für Museen erschwinglich sein.
Innere Emigration und erste tastende Versuche nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zum Informel zeigen zum Beispiel Erich Heckels Aquarelle, dessen „Paprikastaude“ aus dem Jahr 14.000 bis 16.000 Euro kosten soll. Max Peiffer Watenphuls große „Drei Blumensträuße in weißen Vasen“ von 1952 greifen mit 40.000 bis 60.000 Euro deutlich höher und werden wohl auch Karl Schmidt-Rottluffs kräftiges „Stilleben mit blühenden Zweigen“ hinter sich lassen (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Die stilisierte „Tänzerin“ in der unverkennbaren Handschrift Karl Hofers wird auf 50.000 bis 60.000 Euro geschätzt. In Pastelltönen zeigt sich Gabirele Münters „Weiße Mitte“ aus dem Jahr 1954 (Taxe 24.000 bis 28.000 EUR), und Fritz Winter brachte 1963 vages „Herbstliches“ auf die Leinwand (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR). Sehr heftig ging hingegen Emil Schumacher mit der unbetitelten Leinwand um, die 1962 in tiefes Rot tauchte (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR).
Selten findet man auf Auktionen so viele Vertreter der Jungen Wilden der frühen 1980er Jahre. Nicht alle Exponenten von damals haben ihren großen Namen bewahren können, und das Preisniveau ist in diesem Bereich allgemein recht niedrig. So soll ein mittelgroßer „Totenkopf mit Ratten“ von Markus Lüpertz 10.000 bis 15.000 Euro kosten, ein monumentales „Fensterkreuz. Brennend“ von Bernd Zimmer gar nur 8.000 bis 10.000 Euro. Ähnlich raumgreifend ist Helmut Middendorfs „Maler“ für geschätzte 9.000 bis 12.000 Euro. Zu ähnlichen großzügigen Gesten neigt Elvira Bach, die sich mit „The Piano has been drinking (not me)“ 1981/82 an Humor versuchte (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR).
Die breitgefächerte Skulpturenofferte wird von Bronzen dominiert und beginnt zeitlich mit dem „Sämann“ des belgischen Symbolisten Constantin Meunier, der für 3.000 bis 4.000 Euro angeboten wird. Eine „Reitende Amazone“ Franz von Stucks ist durch den fehlenden Speer etwas gehandicapt und wird daher auf bescheidene 6.000 bis 7.500 Euro taxiert. Ein nach 1978 gegossener „Ekstatiker“ von Ernst Barlach soll hingegen stolze 30.000 bis 35.000 Euro bringen. Ein ebenfalls bei Noack in Berlin gegossener „Sinnender II“ vom selben Künstler mit gleicher oberer Taxe ist immerhin zeitnäher, wohl in den 1950er Jahren, gegossen worden. „Der Läufer Nurmi“ von Renée Sintenis aus dem Jahr 1926 soll 18.000 bis 20.000 Euro kosten. Eindrucksvoll ist die über einen Meter hohe „Große Schwesterngruppe“, die Joachim Karsch 1931 in rötlich getöntem Stucco ausführte. Es handelt sich dabei um eines von zwei Exemplaren in dieser Technik (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR).
In der unmittelbaren Nachkriegszeit entstand Karl Hartungs massige „Liegende“, die auf 25.000 bis 35.000 Euro geschätzt wird. Filigran wirkt dagegen George Rickeys „Divided square oblique Bronze“, die 1993 in einer Dreier-Auflage angefertigt wurde (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR). Eine ähnliche Skulptur, allerdings 20 Jahre früher entstanden, hatte Ende April bei dem Berliner Auktionshaus Lehr seine Schätzung von 5.000 auf 18.000 Euro vervielfacht.
Alle Werke können noch heute von 10 bis 20 Uhr und morgen von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Die Auktion begint am 8. Juni um 10 Uhr. Anschließend werden Werke mit einem Schätzwert bis 3.000 Euro angeboten.
| | Kontakt: Grisebach Fasanenstraße 25 DE-10719 Berlin |
| Telefon:+49 (030) 885 91 50 | Telefax:+49 (030) 882 41 45 | | | E-Mail: auktionen@grisebach.com | | Startseite: www.grisebach.com |
04.06.2002 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Stefan Kobel | |
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| | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 11 | Seiten: 1 • 2
Events (1)•Adressen (1)•Berichte (2)•Kunstwerke (7) | | • | Veranstaltung vom:
08.06.2002, Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts | | • | Bei: Grisebach
| | • | Bericht: Zufriedenes
Schnurren | | | • | Bericht: 101
Highlights zur 100sten Auktion | | • | Kunstwerk: Markus Lüpertz, Totenkopf mit Ratten, um 1985 | | • | Kunstwerk: Freundschaftsbild, um 1820 | | | • | Kunstwerk: Lyonel Feininger, Ghosties, 1953 | | • | Kunstwerk: Frans Masereel, Souvenirs de Juin 1940, 1941/42 | | • | Kunstwerk: Karl Hartung, Liegende, 1948 | | |
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Emil Schumacher,
ohne Titel, 1962 | | Taxe: 25.000 - 35.000 EURO Losnummer: 405 | | | | | |
Frans Masereel,
Souvenirs de Juin
1940, 1941/42 | | Taxe: 25.000 - 30.000 EURO Losnummer: 289 | | | | | |
Freundschaftsbild,
um 1820 | | Taxe: 15.000 - 20.000 EURO Losnummer: 102 | | | | | |
Karl Hartung,
Liegende, 1948 | | Taxe: 25.000 - 35.000 EURO Zuschlag: 22.000,- EURO Losnummer: 359 | | | | | |
George Rickey,
Divided square
oblique, Bronze,
1993 | | Taxe: 15.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 26.000,- EURO Losnummer: 409 | | | | | |
Lyonel Feininger,
Ghosties, 1953 | | Taxe: 7.000 - 9.000 EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 250 | | |
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