Toulouse-Lautrec und der Montmartre in Linz  |  | Théophile Alexandre Steinlen, Ambassadeurs: Yvette Guilbert, 1894 | |
Die Landesgalerie in Linz präsentiert aktuell die Schau „La Bohème“, die sich Henri de Toulouse-Lautrec, seinen Pariser Kollegen und dem Leben am Montmartre widmet. Die Plakate des Pariser Fin de Siècle begeisterten das Publikum so sehr, dass der damalige Plakatwahn als „affichomanie“ bezeichnet wurde. Künstler schufen ausdrucksstarke Lithografien für Tanzlokale, Veranstaltungen, Ausstellungen und diverse Produkte. Henri de Toulouse-Lautrec sticht mit seinen modernen Themen wie Bordellen, Tanzlokale oder dem Zirkus heraus. Die Schau zeigt eine Vielfalt seiner Originalgrafiken und stellt sie den Arbeiten seiner Vorgänger und Zeitgenossen gegenüber, darunter Alphonse Mucha, Firmin Bouisset, Théophile Alexandre Steinlen, Henri-Gustave Jossot, Pierre Bonnard, Gaston Noury, Eugène Samuel Grasset und Félix Vallotton. Hierbei ordnen die Themengebiete „Chanson & Cancan“, „Theater & Oper“, „Zirkus & Cabaret“, „Verführerinnen & Vorreiterinnen“, „Werbung & Reklame“ sowie „Novellen & Journale“ die Ausstellung. Fotos, Grafiken und Postkarten vermitteln zudem das Lebensgefühl der Belle Époque.
Paris galt um 1900 mit seinen zahlreichen Etablissements rund um den Montmartre als Hauptstadt des Vergnügens. Erst 1860 wurde der noch dörflich geprägte Vorort ins Pariser Stadtgebiet eingegliedert. Im oberen Teil, der „Butte“ – zu Deutsch „Hügelchen“, mit seinen Windmühlen und Bauernhäusern, gab es noch keine moderne Gasbeleuchtung, die Straßen waren steil und eng, sodass weder Müllabfuhr noch Kanalisation funktionierten. Kriminalität und Zuhälterei waren weit verbreitet. Jedoch waren die Mieten so gering, dass sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über 500 Künstler dort ansiedelten und Nachtleben blühte.
1899 hielt Toulouse-Lautrec die erfolgreiche Cancan-Tänzerin Jane Avril des Moulin Rouge in einer exaltierten C-förmigen Pose fest. Um ihr schwarzes Gewand mit rotem Hut, den sie bei ihren Solotänzen stets trug, schlingt sich eine Schlange wie eine Warnung an die Männerwelt empor. Die Auftrittsorte der Tänzerinnen lagen gemeinsam mit den Bordellen oder Konzertcafés am unteren Montmartre. Hier traten etwa die Chansonsängerin Yvette Guilbert oder die Schauspielerin Sarah Bernhardt auf, wie auch internationale Stars, darunter Loïe Fuller und May Milton. Sarah Bernhardt stand nicht nur auf der Bühne, sondern schrieb selbst Theaterstücke, in denen sie sich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinandersetzte. Zudem leitete sie zeitweise zwei Theaterhäuser. Diese glamouröse Welt versprach Künstlern viele neue Motive. Théophile Alexandre Steinlen zeichnete 1894 die Sopranistin Yvette Guilbert, selbstbewusst die Bühne in einem weißen Kleid betretend, für das Konzertcafé Ambassadeurs. Während Steinlen dem Aussehen der Guilbert schmeichelte, war Henri de Toulouse-Lautrec weniger gnädig. Er verschönerte seine Modelle selten, was seine Arbeiten jedoch umso webewirksamer machte.
Die Ausstellung „La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister vom Montmartre“ läuft bis zum 19. Januar 2020. Die Landesgalerie hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt am 1. November, zu Heiligabend, dem 1. Weihnachtsfeiertag und zu Silvester geschlossen. Der Eintritt beträgt 6,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Die begleitende Publikation kostet im Museum 24 Euro.
Landesgalerie Linz
Museumstraße 14
A-4010 Linz
Telefon: +43 (0)732 – 7720 522 00 |