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Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

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Am Strand Liegende, 1923 / Erich Heckel

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Sommertag im Moor, um 1928 / Otto  Modersohn

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Bei den Alten Meistern hat das Kölner Auktionshaus Lempertz einige seltene Sujets, geschätzte Klassiker und eine breit gefächerten Auswahl zusammengetragen. Ein eigener Katalog ist diesmal der Skulptur und Kleinplastik gewidmet

Bruchstücke eines Altars



Maestro di Campo di Giove,  Vier Tafeln mit Szenen aus der Legende des heiligen Eustachius, 14. Jahrhundert

Maestro di Campo di Giove, Vier Tafeln mit Szenen aus der Legende des heiligen Eustachius, 14. Jahrhundert

Bis heute ist ungewiss, wie es zur Zerlegung des Eustachius-Altars in der ihm gewidmeten Kirche in Campo di Giove, einem abgelegenen Bergdorf in den Abruzzen, kam. Im Oktober 1902 geschah der nie ganz aufgeklärte Raub oder Verkauf durch den Dorfpfarrer und Sakristan, der den groß angelegten, wohl auf die späten 1380er Jahre zu datierenden Zyklus des Flügelaltars in alle Welt zerstreute. Der aus fünf Tafeln bestehende Hauptteil etwa gelangte in die Sammlung Alberto Saibene in Mailand, weitere sind oder waren in Privatsammlungen in Bergamo, Frankreich, Deutschland sowie den USA beheimatet und andere fanden den Weg zurück ins Museo Nazionale d’Abruzzo in L’Aquila. Immer wieder tauchen dadurch Teile aus dem Gesamtwerks des Maestro di Campo di Giove, der sich eventuell mit Nicolo Olivieri della Pietranziera verbinden lässt, auf dem Kunstmarkt auf. Lempertz offeriert nun in Köln gleich vier Stücke des schicksalhaften Altars, der mit seiner spätmittelalterlichen Bildsprache besticht und zum Orientierungspunkt für die Erforschung der italienischen Eustachius-Ikonografie avancierte. Für 140.000 bis 160.000 Euro sind Szenen „Eustachius, auf der Flucht vor der Pest in Ägypten angekommen, wird von seiner Frau getrennt“, „Der Kaiser Trajan übergibt Eustachius das Kommando seiner Truppen“, „Eustachius führt seine Truppen in den Krieg“ und „Eustachius findet in seinem Heerlager seine Frau wieder“ zu haben.


Trotz ihrer Qualität und berüchtigten Geschichte spielen die Teile des Ensembles nicht alleine im Spitzenfeld von Lempertz’ mannigfaltiger Offerte an Gemälden und Zeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts. Preislich übertrifft sie am 16. November in Köln ein anderes Heiligensujet. Um 1614 fertigte Peter Paul Rubens die kniende heilige Theresa von Avila als Teil einer Gruppe von Aufträgen, die der Orden der Unbeschuhten Karmeliter an den flämischen Meister vergab. In schlichtem Ordensgewand blickt Theresa nach oben links, wo ihr der Heilige Geist in Form einer Taube erscheint (Taxe 250.000 bis 350.000 EUR). Eine weitere wichtige Ordensfigur geht von Bernardo Strozzi ins Rennen. Seine momenthafte „Vision des heiligen Franziskus“ zeigt ihn entrückt und erschrocken über die Kreuzerscheinung, die ihn in göttliches Licht hüllt (Taxe 130.000 bis 180.000 EUR). Weniger barock dramatisch, aber dennoch sehr bewegt ist der auf 1522 datierte heilige Christophorus aus der Werkstatt Bernhard Strigels, der im Profil mit großem Schritt über den Fluss schreitet und einen ganzen Baum zur Stütze nutzt, während er zurück zum prächtig gewandeten Jesuskind auf seinen Schultern schaut (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR).

In der Wildnis

Mehrere Fledermäuse, aufgescheucht und gejagt von Wieseln, vereint Jan van Kessel d.Ä. auf seiner Kupfertafel und setzt in seiner ungewöhnlichen Darstellung als „Allegorie der Nacht“ biologisches Wissen voraus, denn die Tiere führen sogar im Flug ihre Nachkommenschaft mit sich und säugen sie. Gerade die zentrale Fledermaus, an der Jungtiere hängen, steht damit für die sichere Zuflucht (Taxe 70.000 bis 80.000 EUR). Die Fauna tritt gleichfalls in der Carl Andreas Ruthart zugeschriebenen Umsetzung von „Adam und Eva im Paradies“ in den Vordergrund. Hinten sind nur klein die zwei Menschen zu sehen, während Tierpaare von Wildkatzen über Geflügel bis hin zu verschiedenen Vögeln sie auf mehreren Ebenen umgeben (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR). In Josse de Mompers d.J. zerklüfteter braunlastiger „Felslandschaft mit Mühle am Fluss“ der 1590er Jahre treten die Figuren inhaltlich ohne weitere Bezüge in den Hintergrund, füllen die fantastische Umgebung aber harmonisch mit Leben (Taxe 45.000 bis 65.000 EUR). Bei seinem Antwerpener Zeitgenossen Adriaen van Stalbemt ist die Natur mehr nach den Wünschen der Protagonisten geformt. Die teils nackten „Badende Nymphen in einer Parkanlage“, die nach 1620 datiert sind, stehen auf einer Terrasse vor einer penibel angelegten Gartenarchitektur (Taxe 90.000 bis 100.000 EUR).

Neben diesem satten Grün erscheint Jan van Goyens braune „Dünenlandschaft mit Kirchturm und Figuren an einem Holzgatter“ im flott gemalten Querformat geradezu schroff. Diese Tristesse spricht genauso aus den Körperhaltungen der Landbewohner (Taxe 50.000 bis 60.000 EUR). Glücklicher mit frontal leicht angedeutetem Grinsen schaut die Giacomo Ceruti zugeschriebene „Dame im Jagdkostüm vor Landschaft“ drein. Die interessanten roten Stoffmassen dominieren das Hochoval für 50.000 bis 70.000 Euro. Edel schwarz und schlicht, aber ähnlich teuer ausgestattet, ist der junge Mann mit voluminöser weißer Halskrause in einem Thomas de Keyser zugeordneten Bildnis (Taxe 60.000 bis 70.000 EUR). Wege zu solchem Wohlstand und solcher Bekanntheit untersuchte Frans Francken II. in einer exotischen Komposition. Die um 1611 entstandenen „Verschiedenen Möglichkeiten Berühmtheit zu erlangen“ zeigen Feldherren, rechst Soldaten beim Kampf, aber gleichfalls Gelehrte, Wissenschaftler, Politiker sowie Vertreter der Künste wie Maler und Musiker in angeregten Diskussionen oder bei der jeweiligen Arbeit. Über allen schwebt Fama, die Personifikation des Ruhms (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR).

Von der Jagd auf den Tisch

Eine erlegte Wildente, eine Waldschnepfe, ein Rebhuhn, eine Drossel und einige kleine Blutfinken drapierte Clara Peeters über einem Hasen im „Jagdstillleben mit Früchten, Vogel und Eichhörnchen“. Letztgenannter Nager sitzt im Hintergrund und knabbert genüsslich an einer Nuss, während der neugierige Vogel auf dem Weinlaub des Traubenkorbes sitzt. Die morbide aber durchdacht ausgewogene Komposition lässt als laut Lempertz’ Experten recht frühe Vertreterin des Sujets in Flandern auf 200.000 bis 260.000 Euro hoffen. Neben Peeters gilt Frans Snyders als vorantreibende Kraft dieser Malereigattung. Sein frühes auf 1612/13 datiertes „Stillleben mit Vögeln und Traubenkorb“ ist durch das schräg gestellte Behältnis bewegter, wodurch einige Früchte auf das mittig inszenierte tote Geflügel hängen. Eine Schale mit roten Beeren und einer Nelkenblüte, ein angeschnittener Krug links sowie Gläser ergänzen das Ensemble (Taxe 150.000 bis 200.000 EUR). Weniger edel in der Ausstattung, aber in der gemalten Materialität ähnlich virtuos, ist Cristoforo Munaris „Küchenstillleben mit Gemüse und Geflügel“ im durch Stufen und Tischchen gestaffelten Hochformat (Taxe 80.000 bis 100.000 EUR).

Leuchtend rot sticht Hummer bei Jacob van Walscapelle hervor, dessen Schale sich in einem Zinnteller widerspiegelt. An Opulenz lässt das Prunkstillleben nichts vermissen: Austern reihen sich neben kunstvollen Weingläsern, Karaffen und minutiös gemalten Früchten. Die schlaglichtartige Beleuchtung des Schalentiers und seiner näheren Umgebung lässt sie im Vergleich zum dunkleren hinteren Bereich des Gemäldes aus den 1670er oder 1680er Jahren noch weiter erstrahlen (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Beinahe kahl ist dagegen Floris van Schootens Tafel mit Käse, Brot und Silberbecher im Querformat. Schon die Grundfarben der einzelnen Speisen geben das weiche braune Kolorit vor, das der Künstler zum Konzept des Gesamtwerks erhebt (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Durch ihre Schlichtheit bestechen ebenso der Korb mit Aprikosen nebst Blumengesteck der Pariser Barockmalerin Louise Moillon (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR) und Nicolaes Lachtropius’ Arrangement aus Weinlaub, Trauben, einer geöffneten Nuss und einem Pfirsich, an dem sich schon einige Insekten gütlich halten (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Für Freunde von Stillleben außerhalb des Sujets der Nahrungsmittel hat der Versteigerer noch etwa Bartolomeo Betteras Duo mit musikalischen Instrumenten im Angebot. Zahlreich häufen sie sich wahllos über edlen Stoffen in den zwei an den Rändern geschwungenen Pendants, die ganz rechts und links jeweils ein Vorhang beschließt. Beachtung verdient die gelungene Umsetzung in den schwierigen Formaten, die 100.000 bis 130.000 Euro rechtfertigen soll.

Jesus und seine Mutter

Die Ereignisse um die Geburt Jesu hielt Jan van Dornicke, der früher als Meister von 1518 firmierte, in seinem festlichen Altartriptychon mit der Anbetung der Könige, der Anbetung der Hirten und der Rast auf der Flucht nach Ägypten fest, die er im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts mit einer Architektur- und Landschaftskulisse im Hintergrund auf einer breiten Mitteltafel und zwei schmaleren Flügeln inszenierte (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Intimer ist die wohl auf 1512 zu datierende „Anbetung des Kindes“ bei Antonio Allegri, genannt Correggio, wo Maria, Josef und ein Hirte vor einem einfachen Stall, über dem ein Engelskonzert in einer Wolke spielt, um das auf dem Boden liegende Kind versammelt sind (Taxe 120.000 bis 200.000 EUR). Beim Stillen fing ein Künstler aus dem Umkreis Barent van Orleys nach 1516 die heilige Jungfrau vor einer satt grünen Landschaft mit einer Burg rechts ein, die einen guten Kontrast zu Marias rotem Kleid aufbaut, während sie ihren Sohn auf ihren Beinen liegend hält (Taxe 80.000 bis 90.000 EUR). Verspielter sind Christus und der Johannesknabe, die sich in der Ausführung der Werkstatt Lucas Cranachs d.Ä. einander zuwenden. Jesus bleibt bei der Tafel von 1512/14 jedoch höher gestellt, da er stehend auf Marias Beinen positioniert ist und Johannes mit Betegestus vor ihm kniet (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Noch dunkler und damit passend zum Tod des Heilands ist Giovanni Battista Moronis Komposition der noch trauernden „Drei Marien am Grabe“, wo aber zwei Engel schon auf den leeren Steinsarg verweisen (Taxe 140.000 bis 200.000 EUR). Den „Tod Mariens“ im Kreise der Apostel wählte zu Beginn des 16. Jahrhundert wohl der im süddeutschen Raum tätige Melchior Feselen zum Thema und bezog in der Grundanlage dabei auf Albrecht Dürers weit verbreiteten Kupferstich (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

Das Lesen und die Bildung

Giovanni Battista Piazzetta zeichnete nicht nur zur Übung und als Vorstudien für Gemälde, sondern maß seinen Blättern eigenen Kunstwert zu. Als grafische Reproduktionen verbreiteten sie sich in Europa, wurden etwa von Goethe rezipiert und finden sich noch heute im Besitz des englischen Königshauses. Mit den „Zwei Lesenden“, einem älteren Herr und einem jungen Mann, die über ein unbekanntes Buch nach gebeugt sind, setzt Lempertz auf die bis heute anhaltende Beliebtheit Piazzettas und ruft für die Kohle- und Kreidezeichnung dementsprechend 40.000 bis 50.000 Euro auf. Für ihre hoch angesehenen Bücherbände „La Ménagerie du Museum d’Histoire Naturelle ou Description et Histoire des Animaux“ gaben Comte de Lacépède und Baron de Cuvier Aquarelle bei Nicolas Maréchal in Auftrag, die bei der Veröffentlichung 1804 mit abgedruckt wurden. Eine solche farbige Vorlage für das weitestgehend freigestellte „Camelus Dromedarius“ im Profil mit dem Totenschädel des Tieres unten links soll 20.000 bis 25.000 Euro einbringen. Wohl genauso als Vorzeichnung für eine Grafik diente Johann Elias Ridingers vielfigurige „Suche der Fährte“, die er wohl später für seine sechzehn Kupferstiche umfassende, 1756 publizierte Serie „Die par force Jagd des Hirschen“ nutzte (Taxe 7.000 bis 10.000 EUR).

Rund um Franz Liszt entstanden weitere Werke, die nun den Weg zu Lempertz fanden. Schon 1843 fragte der Komponist Henri Lehmann in einem Brief: „Hast Du in diesem Sommer Zeit das Porträt meiner Kinder anzufertigen?“. Cosima und Blandine Liszt nahm Lehmann dann zwei Jahre später auf einer lieblichen Bleistiftzeichnung gemeinsam auf (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Den Musiker selbst setzte Mihály Munkácsy im Jahr seines Todes 1886 auf einer groben Strichskizze wohl beim Mittagsschlaf im Profil nach rechts aufs Blatt (Taxe 16.000 bis 20.000 EUR). Auf einer Miniatur Josef Kriehubers tritt uns Liszt 1856 als erfolgreicher Mann mittleren Alters entgegen, der von einer Aura umgeben ist (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR). Loser mit der Musik verbandelt ist Karl Stauffer-Bern, dessen tragisches Leben Richard Strauss später verarbeitete. 1883 zeichnete er einen dem Betrachter zugedrehten „Liegenden weiblichen Akt“ in erstaunlich klarer Diktion, von dem er Kopf, Rumpf und ein Bein sowie einen Arm detailreich ausführte, während die restlichen Gliedmaßen nur als Umrisse angedeutet sind (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR). Sechs Jahre später beendete Adolph von Menzel sein „Brustbild eines Mannes mit Bart“, das trotz der gestenreich eingesetzten Kreide kleinteilig und genau wirkt. Der Mann, der sein Haupt nach rechts unten gesenkt hält, zeugt von Menzels Zeichentalent (Taxe 9.000 bis 12.000 EUR).

Edle Damen und einfache Leute des 19. Jahrhunderts

Wohl die junge „Prinzessin Anna von Sachsen mit ihren Puppen“ verewigte 1849 Carl Christian Vogel von Vogelstein als Standporträt vor einer idyllischen Flusslandschaft in einem edlen durchscheinenden Kleid, das dem Puppe entspricht (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Besserer Gesellschaft sind sicher gleichfalls die Kinder „Beim Blindekuhspiel“ des Historisten Wilhelm Schütze mit ihren aufwändigen Rokoko-Kleidern und entzückt zuschauenden Erwachsenen auf einer herrschaftlichen Terrasse (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Auf die Stofflichkeit legte ebenso Émile Villa viel wert, als er 1873 eine junge Dame mit Papagei auf ihrem ausgestreckten Arm malte. Nicht nur die Federn des Vogels beeindrucken mit ihrer Farbigkeit, sondern auch das aufwändige rosafarbene Kleid der Frau (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR). Biederer ist dagegen der „Bettelmusikant“, den Carl Spitzweg zu Studienzwecken, hoch nach oben mit dem Hut zu einer Angebeteten im Fenster grüßend, ins Hochformat des Deckels einer Zigarrenkiste komponierte (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Typisch für Eduard von Grützner ist das urig heitere Klosterleben, etwa bei „Klar wie Gold“ von 1891. Der Titel ist dabei auf den Wein bezogen, den ein Mönch den anderen im Licht der geöffneten Kellertür präsentiert (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR).

Die Lichtführung nutzte auch Johann Georg Gmelin 1842 in seinem „Blick auf Amalfi im Golf von Salerno“ gekonnt. Weich rötlich strahlt der Horizont, und die Sonne erhellt die näheren Felsformationen vor dem Meer. Einzelne Figuren auf dem Weg, die Waren tragen oder auf einem Esel reiten, bestärken die südliche Atmosphäre (Taxe 22.000 bis 25.000 EUR). Dem Süden huldigen zudem August Wilhelm Julius Ahlborn in seiner „Bucht von Neapel mit Blick auf den Vesuv“ von 1836 bei reduzierter Schätzung von 9.000 bis 10.000 Euro, Carl Robert Kummer mit seiner Felsenküste samt Blick auf das Schloss Duino bei Triest (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR) oder Wilhelm Brücke mit seiner Landschaft am Golf von Salerno von 1860, in der er im Vordergrund Landleute zu einer Einheit gruppiert hat (Taxe 13.000 bis 15.000 EUR). Zu einer ebenfalls warmen Farbpalette griff Konstantin Ivanovich Gorbatov für seine spätimpressionistischen „Häuser im Gegenlicht – Stillleben vor Capri“ (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

Gorbatovs Wintertag wird ebenfalls von Sonnlicht durchströmt, nur dass es sich diesmal im kalten Blau seinen Weg durch die verschneiten Bäume bricht (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Nördlicher geprägt ist Carl Schuchs vom dichten Laub der Bäume verdunkelter „Wildpark bei Werder“, den er flott während einem seiner Besuche bei seinem Freund und späteren Biografen Karl Hagemeister in Ferch am Schwielowsee 1878 oder 1881 malte (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR). Andreas Schelfhout, der als ein Wiederentdecker der niederländischen Küstenlandschaft im 19. Jahrhundert gilt, setzte den Horizont weit tiefer und ermöglichte zwischen 1840 und 1850 an den Booten und Fischern vorbei die Sicht in die schier unendliche Weite (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Jünger ist noch die stimmungsvolle „Entladung der Fischerboote“ von 1888 aus der Hand Andreas Achenbachs für 18.000 bis 22.000 Euro.

Christliche Skulpturen einer württembergischen Privatsammlung

Ernst und geradeaus blickt die heilige Anna in der „Unterweisung Mariens“, sitzt auf einer Bank und hält ihre Tochter, die auf ein Buch deutet. Die Qualität der Ausführung in Eichenholz wird vor allem an den genau gearbeiteten Textilien deutlich. Die niederrheinische Skulptur aus der Zeit um 1350 ist eines der ältesten Lose einer württembergischen Privatsammlung (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR), aus der etwa noch die wohl in Salzburg um 1410/20 geschaffene, elegant schmal im S-Schwung stehende und alt farbig gefasste „Madonna mit Kind“ für 50.000 bis 70.000 Euro stammt. Dies Kollektion umfasste allerdings nicht nur deutsche Stücke, wie das auf das 15. Jahrhundert datierte, besonders fein geschnitzte englische Eichenrelief „Richard I. von England und sein Gefolge“ belegt, das von spätgotischen Baldachinarchitekturen eingehaust ist (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Namentlich bekannt ist der Ende des Jahrhunderts in Südtirol tätige Hans Klocker, der einen vollrund geschnitzten, bemalten heiligen Eligius als galante Standskulptur mit Buch, Bischofsstab und -mütze beiträgt (Taxe 35.000 bis 40.000 EUR). Seiner Werkstatt wird die bunte Relieftafel der „Geburt Christi“ zugerechnet, die mit einer ausgewogenen figurenreichen Gesamtkomposition und gekonnter Tiefenstaffelung glänzt (Taxe 75.000 bis 90.000 EUR). Auf den Württemberger Besitz gehen nicht zuletzt noch die ruhige Nürnberger Maria Magdalena im Faltenbausch beim Fürbittenlesen der Zeit um 1520/25 (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR) oder der mild blickende heilige Laurentius von Jörg Kändel aus dieser Zeit zurück (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR).

Verspielt ist die schwäbische „Maria mit Kind“ aus gefasstem Lindenholz der Jahre um 1480/90, in deren Händen das Jesuskind luftig leicht zu schweben scheint und nur an Bauch und Bein Marias Hände berührt, aber trotzdem dem wachsamen Blick der Mutter ausgesetzt ist (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Ähnlich locker hält sich Christus auf dem „Heiligen Christophorus“ aus Bayern vom Ende des 15. Jahrhunderts. Lässig legt Jesus eine Hand auf den Kopf des urigen Hünen, erhebt die andere zum Segensgestus und stützt sich nur mit dem Knie im Nacken seines Trägers ab. Um ihm etwas mehr Halt zu geben greift Christophorus zusätzlich am Schenkel des Kindes zu (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Aus Marmor schlug Girolamo Campagna rund ein Jahrhundert später seinen immerhin 1,20 Meter hohen „Neptun“, der trotz des Verlustes eines Armes und eines Vorderbeins eines seiner voran preschenden Pferde mächtig wirkt. Thema und Gestaltung legen hier den ursprünglichen Zusammenhang mit einer Gruppe, eventuell als Bestandteil eines Brunnens, nahe (Taxe 60.000 bis 70.000 EUR). Für den kleineren Geldbeutel, der auf Qualität in der Ausführung nicht verzichten will, hat Lempertz etwa Giovanni Battista Lombardis marmorne „Büste einer verschleierten Frau“ von 1870 im Angebot, wobei vor allem die meisterhafte technische Ausführung des durch den dünnen Stoff drückenden Gesichts beeindruckt (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR).

Am 16. November versteigert Lempertz in Köln ab 11 Uhr die Gemälde Alter Meister, Zeichnungen und die Kunst des 19. Jahrhunderts. Ab 14:30 Uhr folgen die Skulpturen sowie die Kleinplastik. Die Lose sind bis zum 13. November von 10 bis 17:30 Uhr, am 14. November von 14 bis 17:30 Uhr und am 15. November von 10 bis 17:30 Uhr zu besichtigen. Zudem sind sie unter www.lempertz.com online abrufbar.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com



12.11.2019

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jan Soldin

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16.11.2019, Gemälde und Zeichnungen 15. - 19. Jh. - Skulpturen und Kleinplastik

Bei:


Kunsthaus Lempertz

Bericht:


Idyllisch ruhig und doch überraschend

Kunstwerk:

Adolph von Menzel, Brustbild eines Mannes mit Bart, 1889
Adolph von Menzel, Brustbild eines Mannes mit Bart, 1889

Kunstwerk:

Johann Georg Gmelin, Blick auf Amalfi im Golf von Salerno, 1842
Johann Georg Gmelin, Blick auf Amalfi im Golf von Salerno, 1842

Kunstwerk:

August Wilhelm Julius Ahlborn, Bucht von Neapel mit Blick auf
 den Vesuv, 1836
August Wilhelm Julius Ahlborn, Bucht von Neapel mit Blick auf den Vesuv, 1836

Kunstwerk:

Karl Stauffer-Bern, Liegender weiblicher Akt, 1883
Karl Stauffer-Bern, Liegender weiblicher Akt, 1883

Kunstwerk:

Mihály Munkácsy, Franz Liszt auf einem Sessel schlafend, 1886
Mihály Munkácsy, Franz Liszt auf einem Sessel schlafend, 1886

Kunstwerk:

Henri Lehmann, Cosima und Blandine Liszt, 1845
Henri Lehmann, Cosima und Blandine Liszt, 1845







Barent van Orley, Barent van Orley Umkreis, Madonna mit Kind vor einer Landschaft

Barent van Orley, Barent van Orley Umkreis, Madonna mit Kind vor einer Landschaft

Taxe: 80.000 - 90.000 EURO

Losnummer: 1013

Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.Ä. Werkstatt, Madonna mit Christuskind und dem Johannesknaben

Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.Ä. Werkstatt, Madonna mit Christuskind und dem Johannesknaben

Taxe: 60.000 - 80.000 EURO

Zuschlag: 80.000,- EURO

Losnummer: 1009

Giacomo Ceruti, Giacomo Ceruti zugeschrieben, Dame im Jagdkostüm vor Landschaft

Giacomo Ceruti, Giacomo Ceruti zugeschrieben, Dame im Jagdkostüm vor Landschaft

Taxe: 50.000 - 70.000 EURO

Losnummer: 1118

Émile Villa,  Dame mit Papagei, 1873

Émile Villa, Dame mit Papagei, 1873

Taxe: 20.000 - 25.000 EURO

Zuschlag: 20.000,- EURO

Losnummer: 1198

Andreas Achenbach,  Entladung der Fischerboote, 1888

Andreas Achenbach, Entladung der Fischerboote, 1888

Taxe: 18.000 - 22.000 EURO

Losnummer: 1209

Frans Francken II,  Verschiedene Möglichkeiten Berühmtheit zu erlangen, um 1611

Frans Francken II, Verschiedene Möglichkeiten Berühmtheit zu erlangen, um 1611

Taxe: 70.000 - 90.000 EURO

Zuschlag: 65.000,- EURO

Losnummer: 1032

Clara Peeters,  Jagdstillleben mit Früchten, Vogel und Eichhörnchen

Clara Peeters, Jagdstillleben mit Früchten, Vogel und Eichhörnchen

Taxe: 200.000 - 260.000 EURO

Losnummer: 1034

Frans Snyders,  Stillleben mit Vögeln und Traubenkorb, 1612/13

Frans Snyders, Stillleben mit Vögeln und Traubenkorb, 1612/13

Taxe: 150.000 - 180.000 EURO

Losnummer: 1050

Thomas de Keyser, Thomas de Keyser zugeschrieben, Bildnis eines jungen Mannes mit weißer Halskrause

Thomas de Keyser, Thomas de Keyser zugeschrieben, Bildnis eines jungen Mannes mit weißer Halskrause

Taxe: 60.000 - 70.000 EURO

Losnummer: 1051

Karl Stauffer-Bern,  Liegender weiblicher Akt, 1883

Karl Stauffer-Bern, Liegender weiblicher Akt, 1883

Taxe: 25.000 - 30.000 EURO

Zuschlag: 22.000,- EURO

Losnummer: 1172

Andreas Schelfhout,  Küstenlandschaft mit Fischern und beladenen Booten, wohl 1840er Jahre

Andreas Schelfhout, Küstenlandschaft mit Fischern und beladenen Booten, wohl 1840er Jahre

Taxe: 15.000 - 20.000 EURO

Zuschlag: 15.000,- EURO

Losnummer: 1185

Melchior Feselen, Melchior Feselen zugeschrieben, Tod Mariens

Melchior Feselen, Melchior Feselen zugeschrieben, Tod Mariens

Taxe: 30.000 - 40.000 EURO

Zuschlag: 32.000,- EURO

Losnummer: 1010




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