Nürnberg würdigt Michael Wolgemut  |  | Albrecht Dürer, Bildnis des Malers Michael Wolgemut, 1516 | |
Dem Malerunternehmer Michael Wolgemut ist aus Anlass seines 500. Todestages ab heute eine umfangreiche Ausstellung in Nürnberg gewidmet. Dabei haben sich mehrere Kulturinstitutionen unter der Federführung der Museen der Stadt Nürnberg zu einem Kooperationsprojekt zusammengetan und wollen die große Bandbreite im Schaffen Wolgemuts an neun Stationen vor Augen führen. Die Ausstellung „Michael Wolgemut – Mehr als Dürers Lehrer“ soll nicht nur dabei helfen, ihn aus dem Schatten seines Schülers Albrecht Dürer herauszuheben, sondern auch seine Bedeutung als Kunstunternehmer und sein Wirken in einem neuen Licht zeigen.
Michael Wolgemut kam Mitte der 1430er Jahre in Nürnberg zur Welt und absolvierte seine Ausbildung wohl in Flandern und in Bayern bei Gabriel Angler und Gabriel Mälesskircher. 1472 konnte er die Nürnberger Werkstatt des Malers Hans Pleydenwurff übernehmen, indem er dessen Witwe heiratete. Wolgemut baute sie zu einem großen Kunstunternehmen aus. Sie war einer der führenden Betriebe auf dem überregionalen Markt für Tafelmalerei. Dafür kooperierte er mit zahlreichen Mitarbeitern und Subunternehmern und führte Flügelaltäre sogar in Böhmen, Schlesien und Sachsen aus. Sein wichtigster Exporterfolg war das 1479 errichtete Hochaltarretabel der Marienkirche in Zwickau. Die meisten Flügelaltäre und Tafelgemälde lieferte Wolgemut jedoch für die Kirchen seiner Heimatstadt Nürnberg und der Umgebung.
Darüber hinaus produzierte Michael Wolgemut Glasfenster, Portraitmalerei und das neue erfolgsversprechende Medium Druckgrafik. Ein großer Bestand an Werkstattzeichnungen hat sich erhalten, der intime Einblicke in die Arbeitspraxis des Unternehmens gewährt. Im November 1486 trat dann Albrecht Dürer zur Lehre in Wolgemuts Werkstatt ein. Auch wenn er sich später über die Behandlung durch Wolgemuts Gesellen arg beklagte, hat Dürer seinen Lehrer geschätzt und ihm 1516 noch dreißig Jahre später das berühmte Porträt offenbar für seinen privaten Besitz gewidmet. Am 30. November 1519 starb Michael Wolgemut hochbetagt in Nürnberg.
Drei Museen und sechs Kirchen werden Zeichnungen, Druckgrafiken, Tafelbilder, Altargemälde, Kirchenfenster und Schnitzfigur präsentieren und lassen die Nürnberger Altstadt selbst zum Ausstellungsraum werden. Den Kern der Schau im Albrecht-Dürer-Haus bilden fast 30 Werkstattzeichnungen aus dem Besitz der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Darüber hinaus sind Blätter seines Vorgängers Hans Pleydenwurff und auch die Schedelsche Weltchronik mit den berühmten Holzschnitten Wolgemuts zu sehen, die bis heute die Vorstellung vom spätmittelalterlichen Europa bestimmen.
Das Germanische Nationalmuseum konzentriert sich auf Tafelgemälde und einzelne Werke der Glasmalerei und Bildschnitzerei, die mit Aufträgen an Michael Wolgemut verbunden sind. Hier hängt auch das Porträt Wolgemuts, das Dürer von dem greisen Maler in genauer Beobachtung und voller Würde angefertigt hat. Im Museum Tucherschloss treffen das Bildnis des „Jerusalemfahrers“ Hans Tucher VI. und das seiner Ehefrau Ursula wieder aufeinander, das sich seit dem 17. Jahrhundert in Kassel befindet.
In der Kirche St. Lorenz stehen die monumentalen Glasmalereien aus der Wolgemut-Werkstatt im Mittelpunkt. Hinzukommen ein fast kompletter Flügelaltar, die Fragmente zweier weiterer Retabel und fünf Epitaphien. Das Petersretabel im Chorscheitel der Sebalduskirche ist der einzige Flügelaltar aus Wolgemuts Produktion, der sich innerhalb Nürnbergs heute wieder an seinem ursprünglichen Standort befindet. Neben weiteren Flügelaltären und Epitaphien in der Friedens-, Frauen- und Jakobskirche ist das Hochaltarretabel der Schwabacher Stadtkirche ein besonderes Ausstellungstück. Zunächst Veit Stoß in Auftrag gegeben, wurde es nach 1505 durch Wolgemut fertiggestellt, da Stoß aufgrund Urkundenfälschung verurteilt wurde.
Die Ausstellung „Michael Wolgemut – Mehr als Dürers Lehrer“ läuft vom 20. Dezember bis zum 22. März 2020. Der Eintritt beträgt 8 Euro und berechtigt am Tag des Erwerbs zum Besuch aller drei beteiligten Museen. Der Eintritt in die Kirchen ist kostenfrei. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der in allen beteiligten Museen zum Preis von 29 Euro, im Buchhandel für 40 Euro erhältlich ist.
Albrecht-Dürer-Haus
Albrecht-Dürer-Straße 39
D-90403 Nürnberg
Telefon:+49 (0)911 – 231 25 68
Telefax:+49 (0)911 – 231 24 43
Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
D-90402 Nürnberg
Telefon: +49 (0)911 – 13 31 0
Telefax: +49 (0)911 – 13 31 20
Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal
Hirschelgasse 9-11
D-90403 Nürnberg
Telefon: +49 (0)911 – 231 54 21
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