Steffens und Schemel stellen in Mannheim ausJoscha Steffens und Hannah Schemel, Träger des Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung, präsentierten seit dem Wochenende ihre Arbeiten im Ausstellungsraum Port25 in Mannheim. In der Schau wartet der 1981 geborene Heidelberger Steffens, der den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt, mit Portraits von hochkonzentrierten Computerspielern und mit den beiden Videoarbeiten „Dream/Hack“ und „Uchronia“ auf. Für „Uchronia“ reiste Steffens nach Estland, um dort Menschen zu filmen, die in Reenactments Einsätze der SS-Soldaten im Zweiten Weltkrieg nachspielen. Er will damit auf nationalistische Tendenzen hinweisen und setzt Bezüge zu eigenen Familiengeschichte, indem er Feldpostbriefe seines Großonkels integriert.
Gerade mit diesem Interesse für Formen von gespielter und inszenierter Gewalt in digitalen und virtuellen Realitäten, wobei sich seine Werke zwischen Dokumentation und Fiktion bewegen, hat Joscha Steffens die Jury überzeugt. Für seine Serie „Teen Spirit Island“ fotografierte der Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und der Kunsthochschule für Medien in Köln, der 2016/17 am Artist in Residence-Programm der Amsterdamer Rijksakademie teilnahm, professionelle bezahlte Akteure des Computerspiels „League of Legends“. Sie sitzen mit Headset, das die Kommunikation unter den Spielern ermöglicht, in tiefer Konzentration am PC. In diesen Momenten höchster Konzentration sind ihre Gesichter zu leeren Masken erstarrt. Wie sehr die Spieler sich in diese Fantasiewelt hineinleben, verdeutlicht das dazugehörige Video „Dream/Hack“, das zitternde Finger auf einer Maus wiedergibt.
Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis ging an die 1994 in Bühl geborene Fotografin Hannah Schemel. Die Absolventin des Studienganges Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim legt in ihren Bildern Wert auf Handwerk, Materialität und Reduktion, etwa in ihrer Serie „Kigen“ mit Naturaufnahmen aus dem Schwarzwald. Die Fotos schießt Schemel nach langer Beobachtung mit einer analogen Großbildkamera, ihre Bildeffekte erzielt sie mit Hilfe einer Platin-Palladium-Drucktechnik auf handgeschöpftem Papier, die zarte malerische Fotos voller Poesie hervorbringt. Ihre Vorgehensweise sei stark von der japanischen Kultur geprägt, so die Künstlerin. So erzeugt sie in ihren Aufnahmen einen Eindruck von Ruhe und der Entschleunigung.
Mit dem Mannheimer Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung unterstützen die Stadt Mannheim und die Stiftung bereits zum achten Mal professionelle Künstler, die in der Metropolregion leben und wirken. Heuer war die Auszeichnung erstmals für die Genres Fotografie und Video ausgelobt. Die Einsendungen wurden von einer fünfköpfigen Jury ausgewertet.
Die Ausstellung „Joscha Steffens | Hannah Schemel – Mannheimer Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung“ ist bis zum 30. August zu sehen. Der Port25 – Raum für Gegenwartskunst hat mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 19:30 Uhr geöffnet.
Port25
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