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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Die Kunst seit 1945 bei Koller in Zürich ließ wenig zu wünschen übrig, und auch die Druckgrafik punktete mit einer starken Nachfrage

Vergesst nicht den blauen Lidschatten und die Fangzähne!



Vokuhila – vorne kurz, hinten lang –, Schulterpolster, toupierte Haare, Aerobic-Wahn, Dauerwellen, wilde Farbkombinationen und blauer Lidschatten sind nur ein paar Schlagwörter, die den Stil der 1980er Jahre beschreiben. So können Fotos aus dieser bunten Zeit nicht nur verschwommene Erinnerungen wachrufen, sondern einem auch ein Lächeln zur Wechselhaftigkeit der Mode auf die Mundwinkel zaubern. Glücklicherweise altert die Kunst manchmal weniger schnell, als ihre menschlichen Modelle, auch wenn sie gerade in Portraits die Eigenheiten einer Dekade einfängt. Den hellblauen Lidschatten hat auch die amerikanische Wohltäterin Lola Jacobson aufgelegt. Jedenfalls sah Andy Warhol die New Yorker Celebrity-Dame 1985 so. Der Pop Art-Meister verewigte so manche Berühmtheit, und Aufträge der höheren Gesellschaft erlaubten es ihm, andere Projekte und seinen Lebenswandel zu finanzieren. Die freundlich lächelnde Jacobson mit klassisch roten Lippen und offenem braunem Haar blickt freundlich aus dem lindgrünen Hintergrund zum Betrachter. Warhols Bildnis war in der Auktion „Post-War & Contemporary“ bei Koller in Zürich das teuerste Werk, auch wenn mit 170.000 Franken die Schätzung von mindestens 180.000 Franken nicht ganz erreicht wurde.


Innerhalb der Schätzwerte von 120.000 bis 180.000 Franken rückte sich am 4. Juli Friedensreich Hundertwassers Aquarell „Der Gelbe Platz – Flugplatz“ von 1958 vor. Die farbfreudige, in eine obere und untere Hälfte geteilte, biomorphe Naturabstraktion mit einer Spiralandeutung konnte 160.000 Franken auf sich vereinen. In die schraffierte Welt der Abstraktion geleitete Mark Tobey in seinem von der Kalligrafie inspirierten Stil des „White Writing“. Die feinen Striche in Gelb, Weiß und Rot vor dunklem Grund in seinem unbetitelten Temperagemälde von 1960 verdichten sich zur Mitte hin und forderten von ihrem Käufer stolze 108.000 Franken (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR).

Koller sprach von „starken Ergebnissen dank aktiver Bietgefechte“ und freute sich über eine losbezogene Zuschlagsquote von 72 Prozent, auch wenn einige Arbeiten keine Abnehmer fanden, etwa Luis Tomasellos leicht erhabenes, geometrisches Bildrelief „Atmosphère chromoplastique No. 379“ in Weiß von 1975 (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR), Robert Motherwells verwischtes schwarzgraues Hauskonstrukt „Drunk with Turpentine #48“ von 1979 (Taxe 40.000 bis 50.000 SFR) oder John Chamberlains bunte Stahlstreifenskulptur „Grass Skirt Opus“ von 2002 (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR). Auch Wim Delvoyes verdrehte und schräg gestellte Kreuzskulptur „Jesus Twisted“ wollte niemand haben. Die Erwartung für die 2006 dreimal gegossene Bronze lag bei 90.000 bis 120.000 Franken. Das Gros der Objekte konnte seinen Wert aber halten oder erhöhen, nur wenige verweigerten sich der unteren Preisgrenze.

Post-War-Abstraktion

So durfte sich zu Beginn der Versteigerung Victor Vasarelys frühe Kreiscollage von 1947 in gedecktem Kolorit über 14.000 Franken freuen (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR), gleich darauf zudem Max Bill über 47.000 Franken für die elegante vertikale Schleife „Doppelfläche als Sechseck“ von 1968, die das mathematische Zeichen der Unendlichkeit in vergoldetes reflektierendes Messing überführt (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR). Pablo Palazuelos gleichaltrige zweifarbige Gouache „Abenephi“ wollten wiederum mehrere Interessenten ihr Eigen nennen. Der Wettstreit um die sonnengelben Platten auf schwarzem Grund endete erst bei 22.000 Franken (Taxe 5.000 bis 7.000 SFR). Noch deutlicher setzte sich seine ältere titellose Gouache von 1964 mit schwarzen Farbseen auf beigefarbenem Fond bei 26.000 Franken von ihren Vorgaben von 7.000 bis 9.000 Franken ab. Luis Feito gestaltete 1960 mit Kieselsteinen und Sand die nächtliche Mondlandschaft „No. 206“ samt weißem pastosem Farbfleck, die sich von 18.000 Franken auf 42.000 Franken emporschwang.

Bunte gestische Farbkleckse und -spritzer zeigen zwei Arbeiten von Sam Francis. In Schichten verwirbelte der Amerikaner 1991 Rot, Grün, Gelb, Violett und zartes Orange zu einem dynamischen Werk, das prompt 39.000 Franken einforderte (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR). 9.000 Franken günstiger lag das lockere und weniger Weiß erlaubende zweite Blatt mit leuchtenden Primär- sowie Komplementärfarben von 1990 (Taxe 18.000 bis 24.000 SFR). Nicht minder kunterbunt war Damien Hirsts verspielte „Circle Spin Painting“ von 2009 für 12.000 Franken (Taxe 5.000 bis 7.000 SFR). Hirsts zweite, aber farblich zurückhaltendere Version lag trotz gleicher Größen und Entstehungsaktion mit 28.000 Franken klar vorne (Taxe 15.000 bis 25.000 SFR).

Eine Décollage auf Leinwand betrat das Parket in Raymond Hains’ „Venezia“ von 1966. Der Plakatabriss zu einer Ausstellung des Italieners Franco Grignani erwirtschaftete erfolgreiche 26.000 Franken (Taxe 10.000 bis 15.000 SFR). Innerhalb der ungegenständlichen Kunst agierte auch Hisao Domoto, der als Japaner 1955 nach Frankreich ging und sich die Lyrische Abstraktion zu eigen machte, etwa 1961 bei einem Ölgemälde mit spontan wirkendem Farbauftrag, der wie eine Windböe in Schwarz und Orange über die Leinwand fegt und taxkonforme 44.000 Franken einsammelte. Genauso energisch verhielt sich K.R.H. Sonderborgs 1978 datierte und nummerierte Leinwand „14.X.78 20.179-20.459“, die sich erst mit 19.000 Franken zufriedengab (Taxe 10.000 bis 18.000 SFR).

Aus einer zunächst eng gelegten Spirale ließ der im vergangenen Jahr verstorbene Spanier Martín Chirino drei größer werdende ovalide Formen konzentrisch herauswachsen. Der aus Eisen geschmiedete „Viento“ kam als drittes von elf Exemplaren auf gute 48.000 Franken (Taxe 35.000 bis 45.000 SFR). Schimmerndes Chrom wählte der Schweizer Josef Staub 1997 für seine ebenfalls abstrahierte Segelform „Vela al Viento“, die dem Verkäufer 8.000 Franken bescherte (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR). Deutlich ehrgeiziger war sein 1995 geschaffenes, geschwungenes Band „Phoenix, das mit 24.000 Franken seinen Preis verdreifachte. Eine Skulptur der Nouveau Réalisme präsentierte César mit seiner kubischen „Compression“ aus Blech in knalligem Orange für 20.000 Franken (Taxe 14.000 bis 18.000 SFR). Knapp unter dem Schätzwert verharrte Bernhard Luginbühls 1957 aus Eisen geschweißte „Schlanke Aggression“ mit 17.000 Franken (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR).

Unwirklich surreale und doch belebt erscheinende Formen bewegen sich in Mario Deluigis auf Holz gemaltem, buntem Querformat von 1947, das seinen Preis auf 12.000 Franken vervierfachte. Nur ein Jahr trennt die beiden Gouachen des Türken Burhan Dogançay voneinander. Durch ein vermeintliches Loch streben bunte Tentakel auf das Papier, wobei die jüngere, 1979 gemalte Version 8.000 Franken und die ältere 7.000 Franken errangen (Taxe je 3.000 bis 4.000 SFR). In den 1980er Jahren besann sich Andy Warhol auf seine Ursprünge als Grafiker zurück und schuf an Zeitungsanzeigen orientierte Werke, wie „B/W Ads (Are you „Different?“)“. Der stencilartig vereinfachte Mann von 1985/86 scheint über den Bildtitel nachzudenken, der Stern auf seiner Stirn sowie die hervortretende Strahlenkranz vermitteln eine spirituelle Nuance. Die nachdenkliche Arbeit hielt am unteren Wunschwert von 50.000 Franken fest.

Grafik seit der Moderne

Einen weiteren Aufritt hatte Warhol in der Auktion „Grafik & Multiples“, die mit einer Zuschlagsquote von 92 Prozent hervorragend abschloss und keine Corona-Müdigkeit aufkommen ließ. Schon auf dem Cover des Katalogs berauschte sein „Dracula“ die Betrachter und Sammler. Der Probedruck aus der Serie „Myths“ von 1981, für den Udo Kier als Blutsauger in intensivem Schwarz-Weiß vor rotem Grund Pate stand, verdoppelte seinen Wert und setzte sich mit 95.000 Franken an die Spitze der Versteigerung. Auch Warhols Farbserigrafie mit dem vierfach wiederholten Kopf von Joseph Beuys in Rot auf Streifenblau von 1980/83 und ein Künstlerexemplar aus der androgynen Folge „Ladies & Gentlemen“ von 1975 ließen bei 36.000 Franken und 8.500 Franken keine Wünsche übrig (Taxen 12.000 bis 18.000 SFR und 3.000 bis 4.000 SFR).

Die Offerte bei den Grafiken griff bis in die Moderne zurück. Einen wohlerzogenen Anfang legte mit erhofften 5.500 Franken Félix Vallottons Folge von sechs schwarzweißen Holzschnitten hin, die sich humorvoll der Exposition Universelle von 1901 widmen. Für 500 Franken weniger, aber dafür mit einer kräftigen Steigerung von 1.200 Franken aus war sein dekoratives posthumes Blatt mit nächtlichen Wolkenformationen von 1894 zu haben. Pablo Picasso steuerte mehrere Arbeiten bei. Zu den teureren Blättern zählen die „Picadors I“ von 1957 mit einer wilden Stierkampfszene, die ihren Käufer um 20.000 Franken erleichterte (Taxe 8.000 bis 14.000 SFR). Lyrischer gab sich der Spanier in dem weichen „Portrait de Françoise aux cheveux flous“. Der erste von 50 Abzügen dieser 1947 geschaffenen Aquatintaradierung zeigt seine Geliebte Françoise Gilot in Frontalansicht und errang 27.000 Franken (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR).

Marc Chagalls träumerische Visionen fanden ebenfalls Eingang in die Versteigerung, so etwa in der nun 12.000 Franken teuren Farblithografie „Bouquet à la Tour Eiffel“ von 1958, die einen großen Blumenstrauß in die Mitte rückt und dem kleinen Eifelturm ein Frauengesicht aufsetzt (Taxe 12.000 bis 18.000 SFR). Derselbe Wert, der nun eine Preisverdoppelung darstellt, sprang für sein freundlich himmelblaues Blatt „Le coq sur Paris“ von 1958 heraus. Alfred Jensens wissenschaftlich unterfüttertes zwanzigteiliges Portfolio „A Pythagorean Notebook“ von 1965 schaffte 8.500 Franken (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR). Auf andere farbanalytische Weise ging Rupprecht Geiger 1969 seine zehn Farbserigrafien mit dem Titel „Modulation“ an und nahm dafür 5.500 Franken ein (Taxe 4.000 bis 6.000 SFR).

Ein ausgelassenes Tanzen einer wohl schwangeren Figur mit kleinen gelben Helfern verewigte der früh verstorbene Keith Haring in gleißenden Komplementärkontrasten und Punkten in seiner Serigrafie „Untitled III“ von 1983 mit zufrieden hüftschwingenden 38.000 Franken (Taxe 25.000 bis 35.000 SFR). Ganz in die erotische aufgeladene Werbung führte Mel Ramos mit seinen nackten Nixen, die zum einen bei „Five Flavor Fannie“ für 3.500 Franken Süßigkeiten verkaufen (Taxe 1.800 bis 2.400 SFR), zum anderen für 4.000 Franken eine dicke, hochaufragende Havanna-Zigarre umfangen (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR). Richtig zu Sache geht es in Paul Wunderlichs zwölf Lithografien „Qui s’explique“ von 1959, in der surreale Köperfragmente eindeutig Stellungen beziehen und 13.000 Franken einbrachten (Taxe 8.000 bis 14.000 SFR).

Der Ziffer 1 widmete sich Jasper Johns 1969 mit schillernden Farben in Lila, Rot und Gelb bei seinen „Color Numerals Series“, die hier 35.000 Franken errang (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR). Aus regenbogenbunten Streifen, die auf wellen- oder kreisförmige Gegenüber treffen, baute Sol LeWitt 1999 seine sechs Holzschnitte „Arcs and Bands in Color“ auf, die erst bei 15.000 Franken von dannen zogen (Taxe 7.000 bis 9.000 SFR). Protest in Form des silbernen herausgestreckten Mittelfingers von Ai Weiwei erwarb ein Käufer als „Artist’s Hand“ von 2017 für 7.000 Franken (Taxe 2.500 bis 3.000 SFR). Humorvoll trugen dagegen Peter Fischli und David Weiss ihre „Zehn Gebote“ auf der Schriftserigrafie „How to work better“ für 7.000 Franken vor (Taxe 3.000 bis 5.000 SFR), und auch Ben Vautier gab seine Alltagsweisheiten, etwa „Ich bin wie ich bin“ oder „ist alles Kunst?“, in weißer kindlicher Schreibschrift auf schwarzem Fond für bis 1.200 Franken zum Besten (Taxe je 500 bis 600 SFR).

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Koller Auktionen

Hardturmstrasse 102

CH-8031 Zürich

Telefon:+41 (044) 445 63 63

Telefax:+41 (044) 273 19 66

E-Mail: office@kollerauktionen.ch

Startseite: www.kollerauktionen.com



09.09.2020

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/S. Hoffmann

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