Frau und Mann bei Beckmann  |  | Max Beckmann, Das Bad, 1930 | |
Wie steht es um das Rollenverständnis von Mann und Frau bei Max Beckmann? Dieser Frage geht derzeit die Hamburger Kunsthalle nach und nimmt die zahlreichen, oft widersprüchlichen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit in den Werken des Malers in den Blick. Dafür hat Karin Schick rund 140 Gemälde, Plastiken und Arbeiten auf Papier ausgewählt, breitet mit ihnen die Vielfalt des Themas aus und ermöglicht ein tieferes Verständnis von Beckmanns Kunst. Die Kuratorin untersucht dabei seine Bilder sowohl auf ihre historische Bedeutung, als auch auf ihre Aktualität für unsere Zeit.
Max Beckmann schrieb Geschlechterrollen fest und öffnete sie zugleich, er fand Zartheit in Frauen- und in Männerfiguren, Schlagkraft in der Heldin wie im Helden. Fasziniert von den Mythen verschiedener Kulturen, kannte er die uralte Idee, dass Frau und Mann aus einem einzigen, androgynen Geschlecht hervorgingen, nach dessen Einheit der Mensch sich auf ewig zurücksehnt. Darüber hinaus las und kommentierte er zeitgenössische, bis heute diskutierte Schriften von Carl Gustav Jung und Otto Weininger, die Individualität als Verbindung von weiblichen und männlichen Anteilen erklärten.
Von sich selbst zeichnete Beckmann gern das Bild eines mannhaft entschlossenen Weltendeuters, das bis heute die Wahrnehmung seines Werks dominiert und sich einem offeneren Verständnis seiner vielschichtigen Kunst entgegenstellt. Denn seine prägnanten Selbstdarstellungen, seine Doppelbildnisse mit den Ehefrauen, die repräsentativen Porträts seiner Förderer und Mäzeninnen sowie die mythologischen und biblischen Figurenbilder machen Grundkonstanten des menschlichen Zusammenseins erfahrbar: Sie zeigen Begehren, Hingabe und Widerstreit, Macht und Ohnmacht, Freiheitsdrang und Verschmelzung.
Die Ausstellung „Max Beckmann. weiblich-männlich“ ist bis zum 24. Januar 2021 zu sehen. Um einen Besucheransturm in der Corona-Zeit zu vermeiden, ist der Eintritt über Zeitfenstertickets geregelt. Sie sind für jeden Wochentag außer montags von 10 bis 12 Uhr, von 12 bis 14 Uhr, von 14 bis 16 Uhr und von 16 bis 17:30 Uhr zu haben, donnerstags zusätzlich von 17:30 bis 19 Uhr und von 19 bis 20:30 Uhr sowie freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr und 18 bis 19:30 Uhr. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 8 Euro. Zur Ausstellung ist eine Publikation zu einem Preis von 29 Euro im Museumsshop erhältlich.
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