Städel erweitert Beckmann-Sammlung  |  | Max Beckmann, Selbstbildnis mit Sektglas, 1919 | |
Dem Städel Museum in Frankfurt gelang es, das Gemälde „Selbstbildnis mit Sektglas“ von Max Beckmann zu erwerben, das sich bereits seit 2011 als Leihgabe im Haus befand. Nach dreijährigen Verhandlungen wurde der Ankauf durch die Unterstützung der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, des Städelschen Museums-Vereins, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie fünf privater Mäzene finanziert. Beckmanns Selbstbildnis entstand 1919 in Frankfurt und zeigt ihn in einem eleganten Anzug mit Zigarre und Sektglas an der Theke eines Nachtlokals, vermutlich der Bar des Frankfurter Hofs. Als distanzierter Beobachter kritisiert Beckmann die Vergnügungssucht der Nachkriegszeit. Die Konturierung der Formen und die expressive Übersteigerung der Figuren löst seine spätimpressionistische Malweise ab. Grütters zufolge kann das Selbstporträt als Schlüsselwerk Beckmanns von nationaler Bedeutung gewertet werden: „Innerhalb seines bedeutenden umfangreichen Schaffens markiert es das Spannungsverhältnis zwischen den noch frischen Wunden des Ersten Weltkrieges und den Anfängen der Weimarer Zeit.“
Das Werk wurde erstmals 1921 im Frankfurter Kunstverein gezeigt und war anschließend auf Beckmann-Ausstellungen in Deutschland 1928 sowie in der Schweiz 1930 vertreten. Spätestens 1928 kaufte es der Krefelder Seidenfabrikanten Hermann Lange, vermutlich direkt vom Künstler oder durch Vermittlung von Beckmanns Galeristen Israel Ber Neumann oder Alfred Flechtheim. Nach dem Tod Langes im Jahr 1942 befand sich das Gemälde bis dato ununterbrochen im Besitz der Nachkommen.
Seit 1918 widmet sich das Städel aufgrund der engen Verbindung Beckmanns zu Frankfurt dem Sammeln und der Erforschung seines Œuvres und verfügt mit elf Gemälden, zwei Skulpturen und einem mehrere Hundert Blatt umfassenden grafischen Bestand über eine der weltweit umfangreichsten Bestände des Expressionisten. „Das ‚Selbstbildnis mit Sektglas‘ ist nicht nur eines der bedeutendsten Gemälde unseres Hauskünstlers Max Beckmann, sondern auch eine Ikone des 20. Jahrhunderts. Seit meinem Amtsantritt in Frankfurt war der Erwerb dieses Schlüsselwerks von Beckmann mein Herzenswunsch. Noch nie zuvor hat das Städel Museum eine einzelne Erwerbung in dieser Dimension gestemmt“, so Städel-Direktor Philipp Demandt. Durch das gemeinschaftliche Engagement kehre Beckmanns Meisterwerk für immer nach Frankfurt, an den Ort seiner Entstehung, zurück. Das Kunstwerk ist in sehr gutem konservatorischem Zustand und aktuell im Beckmann-Saal des Museums zu sehen. Es soll vom 9. Dezember an im Mittelpunkt der Ausstellung „Städels Beckmann/Beckmanns Städel. Die Jahre in Frankfurt“ stehen.
Max Beckmann lebte von 1915 bis 1933 in Frankfurt, schuf dort einen Großteil seiner Werke – Stadtansichten, Selbstbildnisse und Porträts von Freunden und Bekannten – und entwickelte den für ihn charakteristischen Stil. Der Künstler wurde damals in 18 Einzel- und Gruppenausstellungen in der Mainmetropole präsentiert, 1929 verlieh ihm die Stadt den Großen Ehrenpreis. 1925 übernahm er die erste Meisterklasse an der Kunstgewerbeschule, bis ihn die Nationalsozialisten suspendierten. 1937 floh Beckmann aus Deutschland, im selben Jahr verlor das Städel Museum nahezu seine gesamte Sammlung der Klassischen Moderne, die als „entartet“ deklariert wurde. 1950 starb der Künstler in New York. |