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Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

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© Kunsthandel Ron & Nora Krausz


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Interieur – Asia Porcelain – Asiatisches Porzellan, um 1911/12 / Joseph Oppenheimer

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Von allem etwas: mit einem umfangreichen Angebot moderner Kunst von Zeichnungen über Druckgrafik, Gemälde, Skulptur und Keramik wartet das Auktionshaus Bassenge auf und schließt daran Arbeiten des Lebensreformers Fidus an

Schwarzschwanenreich



Die Beine im Gleichtakt bis zur Entblößung der Unterhosen in die Luft geschwungen, die Wangen mit Rouge gefärbt, mit müden Augen und stumpf salutierend – so präsentiert Vlastimil Beneš seine „Can-Can-Tänzerinnen“ oder „Husarenbräute“, wie sie der erste Käufer des Ölgemäldes, der Münchner Schriftsteller, Sammler und Künstlerfreund Herbert Asmodi, auf Grund ihrer grünen Uniformen betitelte. Das annähernd quadratische Werk des 1919 geborenen tschechischen Künstlers hebt sich durch die gesellschaftliche Thematik von seinen charakteristischen stillen Landschafts- und Stadtmotiven ab. Auch hier nutzte Beneš einen geometrischen, zur naiven Kunst tendierenden Realismus, dem er eine melancholische Poesie einhauchte. Das auf dem Bühnenvorhang in der rechten unteren Bildecke signierte und auf das Jahr 1971 datierte Gemälde hat Bassenge mit 15.000 Euro angesetzt und damit genau den Wert veranschlagt, den es 2008 in Berlin schon einmal einfuhr.


Eröffnet wird die Versteigerung „Moderne Kunst“ am 28. November von einer süddeutschen Privatsammlung. Einer gepflegten, um 1900 von Fritz Bayerlein impressionistisch aufgefassten Parklandschaft aus Nymphenburg für 500 Euro steht in Paul Klees „Landschafts scizze anlässlich einer Bestellung des Compagnie-Chefs“ die von Kämpfen verwüstete bayerische Hügellandschaft Gersthofens mit einigen vereinzelten Nadelbäumen gegenüber. Den Auftrag für das braune Tuscheblatt erhielt Klee von seinem Vorgesetzten während des Krieges, als er 1917 Schreiber an der Fliegerschule V war (Taxe 18.000 EUR). Hans Arp gestaltete seine Collage „Deux Torses“ 1950 als surrealistische und abstrahiert kurvige Formen auf blauen Velin und bearbeitete sie mit Bleistift nach (Taxe 6.000 EUR). Zu diesem Wert treten Adolf Fleischmanns braun dominierte Streifenkomposition von 1957, in der ein Oval herausschält, und Hans Reichels „Composition“ von 1949 an. Da Reichel seine Formensprache häufig der Natur entnahm, erinnert die mit Gouache, Goldfarbe, Collage und Bleistift erstellte Arbeit an eine abstrakte Herbstszene, in der auf schwarzem Hintergrund unterhalb eines strahlenden Kometen Blätter von einem Baumstamm niederfallen. Zart wirkt ebenfalls die auf einer C-Form basierende Skulptur „In through the outdoor“ des Bildhauers, Autors und Kurators Fré Ilgen. Da das Gebilde aus Edelstahl, an dem über Metalldrähte geometrische, bunt gefasste Körper befestigt sind, frei auf seinem Holzsockel steht, schwingt es bei der kleinsten Bewegung (Taxe 1.800 EUR).

Mit der „Nymphe Echo“ von Giorgio de Chirico aus dem Jahr 1923 wird eine für diesen Künstler frühe Bleistiftzeichnung versteigert. Die figürliche, Ovid verpflichtete Nymphe verbirgt sich im Vordergrund hinter einem Strauch vor zwei Gestalten, die aus dem Fenster eines Palazzos ihr zurufen (Taxe 4.500 EUR). Otto Pankoks Kohlezeichnung „Frau am Schloss“ aus dem Jahr 1929 zeigt auf großem Format eine Frau, die auf einem Feldweg zu dem im Hintergrund gelegenen Schloss schlendert und ihren Blick über die Landschaft schweifen lässt (Taxe 7.000 EUR). Das Dunkle und Mysteriöse spricht aus einer Tuschezeichnung Alfred Kubins von etwas 1930: Ein Spaziergänger wird an einem Regentag von einer überdimensionierten Eule überrascht und droht, in einen Fluss zu fallen (Taxe 2.400 EUR). Bis an die Grenzen der Karikatur ging Jeanne Mammen in den 1930er Jahren bei ihren beiden Bleistiftblättern eines Hobbyzeichners und eines weiblichen Rückenhalbakts, ohne jedoch einen Zug Mitmenschlichkeit vermissen zu lassen (Taxe je 2.800 EUR).

Kunst vor Gericht

Anlass einer Gerichtsverhandlung am 20. April 1921 gab die mit dem militärischen Wahlspruch Preußens betitelte Mappe „Gott mit uns“. Darin nahm George Grosz den preußischen Militarismus unter anderem durch falsche Uniformen, fratzenhaft karikierte Offiziere und satirische Szenen auf die Schippe. So wird beispielsweise ein schon halb verwester Leichnam für kriegstauglich befunden. Das Gericht verfügte die Vernichtung der Platten, sprach dem Reichswehrministerium die Publikationsverfügung zu und verurteilte Grosz zu einer Geldstrafe von 300 Mark. Heute kostet die vollständige Folge der Ausgabe A 15.000 Euro. Auch mit sich selbst ging Grosz nicht zimperlich um, als er sich um 1950 ins Zentrum einer Zeichnung rückte und zwei Frauen beim lesbischen Liebesakt abkonterfeite (Taxe 12.000 EUR). Unter den zahlreichen Grafiken Käthe Kollwitz’ sticht ihr „Selbstbildnis am Tisch“ um 1893 heraus. Vor einem dunklen Hintergrund blickt die junge Künstlerin im Schein einer Lampe von ihrer Arbeit an einer Radierung auf. Das Blatt markiert den Wechsel von der Öl- zur Drucktechnik, den Kollwitz nach der Geburt ihres Kindes vornahm (Taxe 4.500 EUR).

Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitt „Arbeitende Frauen auf dem Balkon“ von 1919 preist Bassenge als seltenes Unikat an, da nur noch ein weiteres Blatt des ersten Druckzustandes erhalten ist. Eine ältere Frau mit Dutt und Brille und eine jüngere mit glatten schwarzen Haaren haben sich auf einem Balkon in alpiner Landschaft über eine Arbeit gebeugt, während die links neben ihnen auf dem Geländer liegende Katze aufmerksam einen tief fliegenden Vogel beobachtet (Taxe 15.000 EUR). Der gleichfalls kantige Holzschnitt „Kniende“ seines Brücke-Kollegen Karl Schmidt-Rottluff aus dem Jahr 1914 zählt zu den Hauptblättern seiner Aktdarstellungen. Eine nackte vollbusige Frau mit über den Kopf gelegten Armen zeigt ihren entblößten Oberkörper in einem angedeuteten Raum mit exotischem Gefäß. Schmidt-Rottluff kräftig ausformuliertes Grisaille-Aquarell eines Stilllebens mit Obstschale, Krug und Schneckenhaus datiert dann schon ins Jahr 1954 (Taxe je 12.000 EUR).

Künstlerische Doppelgesichter

Eine ungewöhnliche Reflexion ist Curt Echtermeyers Ölgemälde „Selbst mit Muse“ aus den 1920er Jahren. Der schwarzgekleidete Maler steht hinter seiner mit einem durchsichtigen weißen Gewand bekleideten Muse, die fast wie ein skelettartiges Geisterwesen auftritt. Beide Gestalten vereinen sich und teilen sich ein Auge und eine Hand (Taxe 10.000 EUR). Klassischer ist der Zuschnitt von Heinrich Nauens expressionistischem Bildnis des Zigeunergeigers Mungo von 1923 in verschiedenen Brauntönen (Taxe 18.000 EUR) oder auch das neusachliche Doppelbildnis mit seinem Bruder vor einer Hügellandschaft, auf dem Helmut Märksch um 1930/35 ebenfalls in tonaler Malerei die ernsten Gesichter der beiden sensiblen Akteure herausgestellt hat (Taxe 6.000 EUR). Als Portraitkünstler nehmen zudem Emil Orlik mit dem seltenen, flächigen Farbholzschnitt „Der Maler und Graphiker Bernhard Pankok“ von 1903 (Taxe 1.500 EUR) und Jirí David an der Auktion teil. Der Tscheche will mit seinen Schwarzweißfotografien der Serie „Hidden Images“ aus den frühen 1990er Jahren die verborgenen Persönlichkeiten der Portraitierten offenlegen, indem er ihre Gesichter vertikal in der Mitte teilt und sie symmetrisch spiegelt, so auch mit überraschenden Effekten bei John Baldessari und Jeff Koons (Taxe je 1.200 EUR).

Paul Kleinschmidts Aquarell eines Faschingspaars von 1944 steht in seiner erotischen Anspielung zwischen Harlekin und Kolumbine für das pralle Leben (Taxe 5.000 EUR). Otto Nückels „Schutzmann“ von 1928 regelt derweil den Verkehr in der Straße und ist ein überdimensioniertes Monument der öffentlichen Ordnung (Taxe 15.000 EUR). Nicht nur der Baum auf der „Landschaft mit Palme und Häusern“ des Matisse-Schülers Hans Purrmann ragt hoch über seine Umgebung hinaus, auch die farbkräftige sommerliche italienische Landschaft – wahrscheinlich eine Ansicht von Porto d’Ischia – bewegt sich mit 45.000 Euro im oberen Preissegment der Auktion. Eine südliche Stimmung verbreitet zudem Frans Masereel mit seinem geschäftigen Treiben an der Uferpromenade in „Nizza“ von 1949 (Taxe 6.000 EUR), während es ihm auf dem Ölgemälde „Nègre et Femme Brune“ von 1950 mit einer perspektivisch übergroßen Hand um seine Haltung gegen den Kolonialismus ging (Taxe 4.500 EUR).

Als Rarität gilt Gerhard Hoehmes frühe vollständige Folge von sechs Farbradierungen mit dem Titel „Zwischen Schwarz und Rot“ aus dem Jahr 1959. In kräftigen Schwarz- und Rottönen ergießen sich auf Blättern kleinteilige rhythmisierte Variationen im Stil des Informel (Taxe 9.000 EUR). Die gestische Kunst ist noch mit Karl Otto Götz’ runder Gouache „Pollux IV“ von 1996 aus dem Werkblock „Castor + Pollux“ und Jean Miottes farbenfroher Komposition um 2007 vertreten. Auf dem Acrylgemälde des Franzosen tanzen breite, schwungvoll ausgeführte schwarze Pinselstriche vor einem türkisfarbenen Hintergrund, der durch Flächen in Orange, Lila und Weiß aufgelockert wird (Taxe je 8.000 EUR). Für die Analytische Malerei steht der Name Kuno Gonschior, der die Qualitäten der Farbe untersuchte, so auch in seiner Leuchtkugel „Rot-Grün-Vio“ von 1968 (Taxe 8.000 EUR).

Geflügelter Schwarzer Schwan

Zum Höchstpreis von 180.000 Euro soll „Der Schwarze Schwan“ von Günther Uecker aus dem Jahr 1980 davonfliegen, der für den Zero-Künstler mit der Wagner-Oper „Lohengrin“ verbunden ist und gleichzeitig die Fragilität des Tieres widerspiegeln soll, das in der Natur nur selten vorkommt. Die schwarz lackierten, auf eine runde Scheibe gehämmerten Nägel erzeugen eine pulsierende Oberfläche und sind mit Elementen der Malerei und der Skulptur charakteristisch für Ueckers Werk. Auch Bernard Aubertin beschäftigte sich zwischen 1960 und 1971 mit Nagelbildern, schlug dazu die Nägel regelmäßig von hinten durch eine Holzplatte und fasste sie mit roter Farbe. Allerdings verlangt sein quadratisches „Tableau clous“ von 1971 nur 12.000 Euro. In „Polaris“ von 1972 aus der Serie der „Target-Paintings“ des 1930 geborenen Briten Peter Sedgley erstrahlen konzentrische Kreise von innen nach außen in den Farben Orange, Gelb, Weiß, Grün und Blau vor einem dunklen Hintergrund. Fast scheint es, als würde man gegen eine entfernte Lichtquelle schauen, deren Aura sich in einem Farbprisma bricht (Taxe 9.000 EUR).

Hauptthema in Marwans Schaffen war das menschliche Antlitz, das er in scheinbar unversiegbaren Variationen ständig neu ausdeutete, so auch 1997/98 in seiner „Suite der Köpfe“. Son sind auf seinen 99 Radierungen teils mit Kaltnadel, Aquatinta oder Absprengtechnik mal abstrakte, durch markante Striche gegliederte, mal stark konturierte und klare Gesichtslandschaften erkennbar (Taxe 35.000 EUR). Auch Charles Crodel blieb in der Nachkriegsepoche einer figurativen Kunst treu und malte mit mehreren Versatzstücken 1965 einen „Rummelplatz“ (Taxe 6.000 EUR). Dazu passt Karl Horst Hödickes rot und flott aquarellierte Zeichnung eines Zirkuszeltes (Taxe 1.500 EUR). Die „Rote Mühle“ war eine Rotlichtbar in der Berliner Rankestraße. Für den Besitzer erstellte Matthias Koeppel Anfang der 1960er Jahre eine großformatige Dekorationsarbeit, in der das Etablissement in der Mitte steht und als Jungbrunnen fungiert: Denn von links zieht vor grauen Häuserfassaden eine Heerschar trist gekleideter Menschen in die Mühle, die rechts in bunten Kleidern und vergnügt wieder entlassen werden. Für seine „Party“ in einem schicken Ambiente wählte Koeppel 1968 eine fortgeschrittene Stunde aus und ließ in schrillem Blau-Grün-Kontrast und ironischer Note die letzten Übriggebliebenen mit einander agieren (Taxe je 6.000 EUR).

In Airbrush-Technik sprühte Ben Schonzeit 1971 auf eine Leinwand Ausschnitte eines Fotos in Form von Tiersilhouetten vor die vergrößerte Aufnahme einer Plastikverpackung mit Früchten und schuf damit sein fotorealistisches Werk „Golden Delish“, das zugleich an eine Collage denken lässt (Taxe 10.000 EUR). In seinem Siebdruck „Jacqueline Kennedy III“ aus dem Jahr 1966 setzte sich der Pop Art-Künstler Andy Warhol ebenfalls mit Fotos auseinander und stellte vier bearbeitete Aufnahmen der trauernden Präsidentengattin zusammen, die in der Ausgabe des Life-Magazins vom 6. Dezember 1963 erschienen waren. Durch den Fokus auf das Gesicht Jackie Kennedys unterstrich Warhol ihren Kummer sowie ihren Mut und stilisierte sie zur Ikone (Taxe 10.000 EUR).

Eine eigene Rubrik hat Bassenge diesmal für Künstlerkeramik eingerichtet, die von Svend Hammershøis Vase in Kalebassenform aus den 1920/30er Jahren angeführt wird. Eher Skulptur, denn Gebrauchsgegenstand, hat der Designer Jens Thirslund dafür die weiß-dunkelgraue Spritzglasur entwickelt (Taxe 2.500 EUR). Den Dekor einer Keramikschale von A.R. Penck ziert sein typisches Formenrepertoire mit Auge, schwarzen Kreuzen und Zickzacklinien vor einem lilafarbenen Hintergrund (Taxe 1.200 EUR). Eine aufgeraute Oberfläche und die mit dynamischen Strichen hingeworfenen Figuren charakterisieren zwei Vasen Gerda Lepkes aus dem Jahr 2016 (Taxe 1.500 und 1.200 EUR). Als Malerin tritt Lepke mit dem satten „Wiesenausschnitt“ in Grün von 1976 und ihrem blauen „Himmelsausschnitt“ in ihrer typisch kleinteilig getupften und gespitzten Maltechnik auf (Taxe je 2.000 EUR).

Auf dem Gebiet der Skulptur gehört ein „Pferdejunge“ von Renée Sintenis aus dem Jahr 1934 zu den Vorreitern. Der reitende nackte Knabe aus Bronze mit goldbrauner Patina ist die früheste Umsetzung ihres beliebten Sujets. Noch leistet das Pferd Widerstand, indem es die Vorderhufe in den Boden stemmt. Doch wird es bald dem aufmunternden Tätscheln des Knaben nachgeben und lostraben (Taxe 9.000 EUR). Abstrahierter und blockhafter formulierte Seff Weidl 1958 sein „Wisent“ in graugrün patinierter Bronze aus (Taxe 6.000 EUR). Übertroffen werden diese Lose von der „Vegetativen Form“ Herbert Strässers aus dem Jahr 1959, die für 15.000 Euro unter den Hammer kommen soll. Das vertikale braune Bronzegebilde aus verschiedenen, oval durchbrochenen Stufen ist an mikrokosmischen, pflanzlichen Strukturen orientiert und diente Strässer als Arbeitsmodell für einen Brunnen in Primasens.

Lichtmystische Weltsicht

Einen eigenen Katalog hat Bassenge für die symbolistischen Arbeiten des Künstlers, Verlegers und Lebensreformers Fidus, alias Hugo Höppener, aufgelegt und mit dem Titel „Auf der Suche nach dem Licht“ überschrieben. Die Kohlezeichnung „Nur eine Waffe taugt“ von 1890 ist von der Wagner-Oper „Parsifal“ inspiriert und präsentiert den jungen Gralsritter, der mit dem heiligen Speer die Wunde des Königs Amfortas heilen wird (Taxe 4.000 EUR). Eine überdimensionale, auffallend weibliche Sphinx, die sich aus den geballten Wolken zu materialisieren scheint, blickt mit ihren glühenden Augen von einem Felsüberhang auf einen nackten, angsterfüllten und zerzausten Ödipus hinab. Fidus’ großformatiges Blatt „Sphinx des Lebens“ von 1891 wurde in der theosophischen Zeitung „Sphinx“ als Sonderdruck publiziert und steht am Beginn seiner produktivsten Schaffensphase (Taxe 7.500 EUR).

Zur Sparte der naturverbundenen, lebensreformatorischen Werke gehört die Bleistiftzeichnung „Die wilden Pferde!“ aus dem Jahr 1893. Ein nackter Jüngling stellt sich einer herangaloppierenden Pferdeherde entgegen, um seine im Gras hockende Frau, in deren Schoß sich ihr Kind verbirgt, zu schützen. Der Stil Höppeners zeichnet sich durch seine hauptsächlich mit Konturlinien angelegten Figuren aus, deren Körperformen er nur durch vereinzelte Schraffuren herausarbeitet (Taxe 1.200 EUR). Ebenfalls in der Natur ist der rituelle Handschlag zwischen Mann und Frau auf dem Ölgemälde „Durch aller Welt Welten reichen sich unsere Hände und in unsern Armen soll di Menschheit ligen“ von 1945 angesiedelt, mit dem Fidus auf eine Zeichnung von 1899 bezieht. Die Nacktheit des Paares und die vegetabile Umgebung unterstreichen den symbolischen und universellen Charakter dieser Verbundenheit (Taxe 6.000 EUR).

Als Hochkaräter der Versteigerung macht ein sogenannter „Tempel“, wie Fidus und sein Lehrer Karl Wilhelm Diefenbach Orte des öffentlichen Vergnügens wie Konzert-, Tanz- oder Theatersäle betitelten, auf sich aufmerksam. In dem Öl- und Temperagemälde „Im Tempel der Ausgießung“ kopiert Fidus beinahe vollständig eine 1911 ausgeführte Version. In der Mitte eines ornamentalen Theaterportals, dessen Zwickel von zwei Gestalten mit Aureolen, ausgestreckten Armen und zurückgeworfenen Köpfen eingenommen werden, ist ein zeremonieller Tanz um eine Art Priesterfigur zu sehen, hervorgerufen von Schwingungen der Erde und des Himmels (Taxe 30.000 EUR). Das Werk weist Ähnlichkeiten zu der 1914 entstandenen Gouache „Luftträger“ auf, in der Fidus die Einwirkungen von kosmischen Rhythmen und Schwingungen auf den menschlichen Körper in Rosa und Blau visualisiert. Die beiden Leiber hat er in transparenten Farben gemalt, sodass ihr Skelett durchscheint. Dazu wurde Höppener von der neuen Technik der Röntgenbilder angeregt (Taxe 3.500 EUR).

Eine Besonderheit der Sammlung ist das Porträt des italienischen Priesters, Philosophen und Astronomen Giordano Bruno, der im Jahr 1600 für seinen Glauben von der Unendlichkeit und ewigen Dauer des Universums der Ketzerei und Magie beschuldigt und hingerichtet wurde. Das in Aquarell, farbigen Kreiden und Goldbronze über Bleistift ausgeführte Brustbild mit hypnotischen Augen, das von einem Sternenhimmel hinterfangen und von einem weiblichen Rückenakt betrauert wird, steuerte Fidus im Jahr 1900 zum 300. Todestag des Denkers bei (Taxe 7.500 EUR). Den Bogen zur Moderne schlägt das ungegenständliche Aquarell „Astralpsychologische Versuchsstation“ von 1907. Wie Kometen oder Versionen des Urknalls wirken die in leuchtenden Farben gemalten Formen, in denen Fidus seine Vorstellung von kosmischen Vorgängen zu Papier brachte (Taxe 2.400 EUR). Werkfotografien, schriftliche und bildliche Dokumente, Publikationen oder Portraitfotos, von dem Selbstbildnis des jungen Fidus um 1890 für 240 Euro bis zu dem aufgebahrten Leichnam des Künstlers im Jahr 1948 für 180 Euro, runden die Kollektion ab.

Die Auktion „Moderne Kunst“ beginnt am 28. November um 11 Uhr, um 16:30 Uhr folgt die Fidus-Sammlung. Die Vorbesichtigung läuft bis zum 26. November täglich von 10 bis 18 Uhr in der Rankestraße 24, 10789 Berlin. Das Auktionshaus bittet wegen der Corona-Lage und den damit verbundenen Einschränkungen um vorherige Anmeldung. Der Internetkatalog ist unter www.bassenge.com abrufbar.

Kontakt:

Galerie Bassenge

Erdener Straße 5a

DE-14193 Berlin

Telefon:+49 (030) 893 80 290

Telefax:+49 (030) 891 80 25

E-Mail: info@bassenge.com

Startseite: www.bassenge.com



23.11.2020

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Amanda Bischoff

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Paul Kleinschmidt,  Faschingspaar, 1944

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Svend Hammershøi, Vase in Kalebassenform, 1920/30

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Hugo Höppener,  genannt Fidus, Giordano Bruno, 1900

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Hugo Höppener,  genannt Fidus, Nur eine Waffe taugt (Parsifal), 1890

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Hugo Höppener,  genannt Fidus, Sphinx des Lebens, 1891

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Zuschlag: 16.000,- EURO

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