Marie Benoist für die Kunsthalle Karlsruhe | | Marie-Guillemine Benoist, Selbstbildnis, 1786 | |
Das Selbstportrait von Marie-Guillemine de Laville-Leroux, bekannt unter ihrem späteren Ehenamen Benoist, erweitert die Sammlung der französischen Malerei in der Kunsthalle Karlsruhe. Das Werk der damals 17jährigen Künstlerin aus dem Jahr 1786 konnte im New Yorker Kunsthandel erworben werden. „Dank der Museumsstiftung des Landes Baden-Württemberg ist auch in finanziell schwierigen Zeiten möglich, bedeutende Kunstwerke für die staatlichen Museen zu erwerben. Das Selbstbildnis der jungen Künstlerin passt hervorragend in die Sammlung der Kunsthalle Karlsruhe. Mit der Neuerwerbung wird der herausragende Bestand an französischer Malerei, Zeichenkunst und Druckgrafik der Kunsthalle erweitert. Zudem trägt sie dazu bei, die bislang noch weitgehend unsichtbare Kunstgeschichte der Frauen ein Stück weit sichtbarer zu machen“, begründete Kunststaatssekretärin Petra Olschowski den Kauf in Corona-Zeiten.
Das Gemälde stammt aus der persönlichen Umbruchzeit von Marie-Guillemine Benoist. Drei Jahre vor der Revolution in Frankreich wechselte die geborene Pariserin von Marie Louise Elisabeth Vigée-Lebrun, einer beliebten Malerin des Versailler Hofes, zu Jacques-Louis David, dessen Stern mit dem „Schwur der Horatier“ erst vor kurzem aufgegangen war. So widmete sich Benoist nach dem leichten und adretten Stil des Ancien Régime dem beginnenden Klassizismus. Stolz blickt die Malerin aus dem Bild und verweist zufrieden auf den neuen Lehrmeister. Auf der Leinwand neben ihr sieht man, dass sie Köpfe aus Davids „Belisarius“ kopiert. Ihr antikisierendes Gewand und die souveräne Haltung beweisen, dass sie von ihrem Meister bereits einiges gelernt hat, während sie sich mit ihrer Frische, dem koketten Blick und ihren locker flatternden Haaren noch an ihrer alten Lehrerin Vigée-Lebrun orientiert. Gleichzeitig stellt sich die junge selbstbewusste Malerin in die Tradition weiblicher Selbstportraits. Die entblößte Brust und die offensiv präsentierte Palette spielen auf die im Überfluss gebende Personifikation der Malerei an. Somit steht das perfekt erhaltene Gemälde mit seiner lückenlosen Provenienz beispielsweise einer Artemisia Gentileschi in nichts nach und erklärt, warum Benoist in der Napoleonischen Ära sehr gefragt war. |