| | in der Wohnung von Christo und Jeanne-Claude in New York | |
Gestern ist bei Sotheby’s in Paris der erste Teil der Kunstsammlung von Christo und Jeanne-Claude erfolgreich versteigert worden. Unter dem pointierten Titel „unwrapped“ rief Sotheby’s 28 Highlights auf das Parkett, von denen jedes einen neuen Besitzer oft über den Erwartungen fand. Insgesamt wurden brutto etwas mehr als 8 Millionen Euro umgesetzt. Angeführt wurde der Abend von zwei Zeichnungen, die Christo anlässlich seines Landart-Projekts „The Umbrellas“ von 1984/91 kreierte. Sie zeigen jeweils einen Ausschnitt der Installation, bei der tausende sechs Meter hohe Regenschirme in Blau und Gelb gleichzeitig in Japan und im Kern County bei Los Angeles in einem kilometerweiten Gebiet aufgestellt wurden und farbige Punkte setzten. Die auf lediglich 200.000 bis 300.000 Euro taxierten, großformatigen Entwurfsskizzen „yellow Californian umbrellas“ und „blue Japanese umbrellas“ von 1991 verließen bei 1,4 Millionen Euro beziehungsweise bei 1 Million Euro den Saal und stellten somit einen neue Christo-Rekorde auf.
Zuvor war bereits ein klassisches verschnürtes Christo-„Package“ aus naturfarbenem Stoff von 1961 für hohe 420.000 Euro verkauft worden (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Eine vorbereitende Zeichnung des Künstlerpaars für die Verhüllung des Pont Neuf in Paris kam bei Publikum ebenfalls gut an. Seit vier Jahrhunderten ist die Brücke eine Inspirationsquelle für Künstler wie Renoir, Pissarro, Picasso oder Vallotton, aber Christo und Jeanne-Claude gingen noch einen Schritt weiter und verhüllten sie 1985 nach zehnjähriger Planung mit über 40.800 Quadratmetern gold-ockerfarbenen Stoffes. Für die zweiteilige Arbeit gab es nun 380.000 Euro (Taxe 200.000 bis 300.000 EUR). Eine frühe, farbige und reliefhaft ausformulierte Collage für das „Store Front, Project“ von 1964 machte sich bei 240.000 Euro davon.
Neben eigenen Werken gehörten zur Sammlung auch Arbeiten befreundeter Künstler, die oft als Schenkungen zu Christo und Jeanne-Claude kamen, etwa von Lucio Fontana. Als sie sich 1963 in Mailand erstmals trafen, war Fontana 64 Jahre alt, Christo und Jeanne-Claude gerade einmal 28. Bevor das Paar Mailand wieder verließ, lud Fontana Jeanne-Claude ein, sich eine seiner Arbeiten auszusuchen. Sie entschied sich für ein neues „Concetto Spaziale“ aus unbearbeiteter Leinwand mit einem Messerschlitz, das gestern für 750.000 Euro den Besitzer wechselte (Taxe 300.000 bis 500.000 EUR). Eine weitere Ikone der Nachkriegskunst war ein typisches monochrom blaues Gemälde Yves Kleins, das der französische Avantgardist dem Paar 1962 geschenkt hatte. Die kleinformatige bestechende Papierarbeit „IKB 19“ von etwa 1958 erklomm 350.000 Euro (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR).
William Nelson Copley, einer der engsten Freunde des Künstlerpaars, stellte gestern in Paris einen weiteren Auktionsrekord auf. Sein erotisches Aktbild „Lady Windermere’s Fan“, das Christo Mitte der 1960er Jahre gegen ein eigenes Werk eingetauscht hatte, überzeugte bei 200.000 Euro (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). Eine humorvolle Anverwandlung von Christos monumentalem „Valley Curtain“ gelang Gordon Matta-Clark 1971: Auf vier Schwarzweißfotografien spannte er im kleinen Format zwischen Köperteilen ebenfalls einen Vorhang auf. Seine „Variations on Christo’s Valley Curtain“ brachten nun 35.000 Euro ein (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Gerrit Rietvelds konstruktivistischer „Hoge“-Stuhl von 1919, den Christo und Jeanne-Claude 1964 als eines der wenigen Objekte bei ihrer Übersiedelung von Paris nach New York mitnahmen, kletterte in einer Ausführung von 1963 und mit Widmung des De Stijl-Künstlers an Christo von 80.000 Euro auf 170.000 Euro.
Bei taxkonformen 750.000 Euro reüssierte Andy Warhols trauernde „Jackie“ in Schwarz von 1964. Gewinnbringend war etwa der Zuschlag für Allan McCollums lapidar olivgrün bemaltes Bild von 1979 aus der Serie der „Surrogate Paintings“ bei 24.000 Euro (Taxe 3.000 bis 5.000 EUR), ebenso Joan Mirós 1968 gegossene Bronze einer ungestalten, aber lustigen „Figure“ im Rechteck mit übergroßen Füßen bei 190.000 Euro (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR) oder Mimmo Rotellas Plakatabriss einer Modewerbung von 1963 unter dem Titel „TRE“ bei 65.000 Euro (Taxe 30.000 bis 50.000 EUR). Die Aura der Künstler spielte sicherlich auch bei Bernar Venets spröder Konstruktionszeichnung „Relations between eo and e for nearly circular orbit“ von 1967 für gute 60.000 Euro (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR) und bei Ben Vautiers Schrift-Objekt „Boite mystère ne pas ouvrir“ von 1962 für 30.000 Euro eine Rolle (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR); denn beide Arbeiten kamen wieder im Tausch in die eigenwillige und charmant durch Freundschaften aufgebaute Sammlung von Christo und Jeanne-Claude.
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |