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Das Düsseldorfer Museum Kunst Palast schlüsselt Trennendes und Verbindendes zwischen den romantischen Strömungen der Düsseldorfer Malerschule und der Kunst von Caspar David Friedrich auf

Große Oper kontra stilles Leben



Caspar David Friedrich, Frau vor der auf- oder untergehenden Sonne, um 1818

Caspar David Friedrich, Frau vor der auf- oder untergehenden Sonne, um 1818

Gegensätzlicher könnten die Stimmungen kaum sein. Allein und einsam steht Caspar David Friedrich in seinem spartanisch eingerichteten Atelier. Nur karges Licht dringt in den abgedunkelten, streng geometrisch proportionierten Raum mit Stuhl, kleinem Tisch und darauf stehender Staffelei. Der Maler mustert sein Werk, das dem Betrachter verborgen bleibt. Georg Friedrich Kersting porträtierte seinen Kollegen Friedrich um 1812 als in sich gekehrten, auf das eigene Ich bezogenen Geistesarbeiter. Ein völlig anderes Künstlerverständnis zeigt die Atelierszene von Johann Peter Hasenclever. Im ungeordneten Durcheinander von Malutensilien tummeln sich ausgelassen über ein halbes Dutzend Personen fröhlich bei Vergnügungen, während am Rand ein Zeichner versucht, die Situation zu skizzieren. Der fast sakral anmutenden Arbeitsweise des Greifswalder Malers setzten die Düsseldorfer Romantiker augenfällig ein beschwingtes Zusammenspiel von Kunst und Leben in ihren Atelier- und Akademiebildern entgegen.


Offenkundig stellt dieser Auftakt den Geschmackswandel und gleichzeitig die unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Varianten der Romantik vor. Dass selbst die religiös-patriotische Geschichtsmalerei der Nazarener seinerzeit als Romantik tituliert wurde, zeigt, dass Romantik weder als Stil- noch als Epochenbegriff herangezogen werden kann, sondern dass es sich um ein vielschichtiges Phänomen handelt. Erstmals nun nimmt nun das Museum Kunst Palast in Düsseldorf zwei dieser Strömungen vergleichend in den Blick und arbeitet die gemeinsamen und trennenden Aspekte zwischen dem Sonderweg Caspar David Friedrichs und seiner Dresdner Freunde wie Adrian Ludwig Richter oder Ernst Ferdinand Oehme auf der einen sowie der Düsseldorfer Malerschule auf der anderen Seite heraus. Allein rund 50 der insgesamt 130 Werke stammen von Friedrich, dessen Bilder heute als Inbegriff der Romantik gelten, während sie bis vor einigen Jahrzehnten noch häufig als Kitsch abgetan wurden.

Das fortwährende Auf und Ab in der Karriere des Malers ist dann auch ein besonders prägnant herausgestellter Sachverhalt bei der Konzentration auf die Jahre zwischen 1800 und 1850. Denn der Erfolg des 1774 geborenen Friedrich währte nur rund ein Jahrzehnt. Die eher narrativ ausgelegte Düsseldorfer Malerschule, allen voran Carl Friedrich Lessing, liefen Friedrich alsbald den Rang ab. Um 1815 nahm die Kritik an seinen als formal zu streng aufgefassten, stillen, radikal monotonen, schwermütigen Sujets zu. Ab den 1820er Jahren wurden seine Bilder nicht mehr präsentiert. Der Einfluss der französischen Malerei, vor allem aber auch der Hunger des Kunstbetriebs nach stimmungsvollen, großformatigen Bildern führten zu einer Verdrängung der Arbeiten des „Künstler-Eremiten“ vom Kunstmarkt und dem Ausstellungswesen im 19. Jahrhundert, da der Meister trotz Kritik an seiner Bildsprache seinem spezifischen Stil bis zum Ableben 1840 treu blieb. Erst die 1906 von Hugo von Tschudi ausgerichtete „Jahrhundertausstellung deutscher Kunst“ in der Berliner Nationalgalerie, in der allein 32 Bilder von Friedrich gezeigt wurden, markiert den Beginn seines Ruhmes als Romantiker.

In neun griffig thematisierten Abschnitten zeigt Kuratorin Bettina Baumgärtel Aspekte auf, die den Funktionswandel der Kunst und neue ästhetische Kriterien in den Jahrzehnten nach 1800 darlegen, etwa bei den stillen, andächtigen Landschaftsbildern. Während bei Caspar David Friedrich Personen oft allein als gesichtslose Rückenfiguren vor der Natur stehen, geben sie sich bei den Düsseldorfern konkret und als Gruppe zu erkennen. Dem Meditativen stehen idyllische Szenen, aber auch soziale Missstände kritisierende Kommentare entgegen. In unterhaltsamen Spielarten werden symbolisch Wanderer auf ihren Lebenswegen gedeutet oder heimatliche Burgen, Schlösser und Kapellen als Anzeichen von Begeisterung für das mittelalterliche Rittertum und als Appell an den Erhalt der Kunstschätze besonders nach dem Zusammenbruch des Reiches 1806 aufgegriffen.

Die Hinwendung zur Gotik bei sakralen Architekturdenkmälern und damit der Ausdruck eines neuen Nationalgefühls tauchen in beiden Lagern als faszinierendes Symbol einer standhaften Vergangenheit auf und verweisen auf die eigene Sterblichkeit. Auch Friedrichs Friedhofsbilder, die Johann Wolfgang von Goethe und andere Klassizisten kritisierten, regten Lessing oder Carl Gustav Carus zu allerdings deutlich lebendigeren Anschauungen an. Eine gesteigerte Sakralisierung des protestantischen „gräberdurstigen Palettenvampyrs“ Friedrich und dessen „krankhafte Hypertrophie“ finden bei Vertretern der Düsseldorfer Malerschule keinen Eingang. Das „Kreuz im Gebirge“ aus dem Jahr 1812 kann als bestes Beispiel dafür gelten, wie Caspar David Friedrich die Natur als neue Kirche aufbaut, indem er die aufstrebenden Linien gotischer Architektur mit denen der umstehenden Fichten parallelisiert.

Friedrich bereiste seine Heimat Vorpommern und die sächsische Schweiz. Nie zog es ihn wie andere Romantiker nach Italien. Seine Motive trug er lasierend in Kreide, Feder, Tusche und Sepia auf der Leinwand Schicht für Schicht auf. Geometrisch exakt konstruierte er weniger die genaue Situation vor Ort als die emotionale Wirkung, um „die Natur zu fühlen“. Johann Wilhelm Schirmer oder Carl Friedrich Lessing ließen dagegen die Farbe spielen und bemühten sich zunehmend um das realitätsgenaue Abbild der Natur.

Speziell Mondscheinlandschaften und Meeresufer faszinierten als romantische Plätze und Orte der Grenzerfahrung die Romantiker. Während Caspar David Friedrichs kleinformatige Seestücke in ihrer Melancholie die Unendlichkeit von Raum und Zeit erfahrbar werden lassen, sind wandfüllende Sturm- und Katastrophenbilder wie jene von Andreas Achenbach große Dramen der Naturzerstörung. Bei den Düsseldorfer Romantikern sind Nachtszenen sehr selten. Friedrichs Hauptwerk und mutmaßliches Testament, „Die Lebensstufen“ von 1834/35, zeigt seine Familie am Ufer der Ostsee vor hochgetakelten Klippern in der Übergangsstimmung vom Tag zur Nacht. Eine in altdeutscher Tracht dargestellte Rückenfigur offenbart auch Friedrichs politische Ansicht. Denn als Zeichen des Protestes für eine freiheitlich-demokratische Ordnung war dieser Kleidungsstil ab 1819 verboten. Hier wird deutlich, wie Malerei auch Politik sein kann. Den politischen Friedrich einmal zu analysieren und vorzustellen, bleibt weiterhin offener Wunsch der Kunsthistoriker.

Die Schau „Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker“ ist bis zum 24. Mai verlängert. Das Museum Kunst Palast hat mit Zeitfenster-Tickets und Vorlage eines negativen Corona-Tests donnerstags bis samstags von 15 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Zur Ausstellung ist im Sandstein Verlag ein Katalog erschienen, der im Museum 29,80 Euro, im Buchhandel 38 Euro kostet.

Kontakt:

Museum Kunst Palast

Ehrenhof 4-5

DE-40479 Düsseldorf

Telefon:+49 (0211) 566 42 100

Telefax:+49 (0211) 566 42 906

E-Mail: info@museum-kunst-palast.de

Startseite: www.museum-kunst-palast.de



13.04.2021

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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15.10.2020, Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker

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Museum Kunst Palast

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Malerei

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Düsseldorfer Malerschule

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Georg Friedrich Kersting, Caspar David Friedrich in seinem Atelier, um 1812

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Johann Peter Hasenclever, Atelierszene, 1836

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Carl Friedrich Lessing, Zwei Jäger (Die Freunde Lessing und Schirmer), 1841

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Caspar David Friedrich, Kreuz im Gebirge, um 1812

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Ernst Ferdinand Oehme, Bergkapelle im Winter, 1842

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Caspar David Friedrich, Felsenriff am Meeresstrand, 1824

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