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Marktberichte |
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Druckgrafik, Zeichnungen und Malerei auf Papier im Wiener Dorotheum  Ein buntes Bild von Wien

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 |  | Giovanni Domenico Tiepolo, Ein Kentaur und ein weiblicher Faun in einer Landschaft | |
Giovanni Domenico Tiepolo war ein Freud der antiken Mythologie. In über 140 Zeichnungen behandelte der Venezianer die Abenteuer von Kentauren, Faunen, Satyrn oder Nymphen. Als Höhepunkt in der Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich gelten die Grisaille-Fresken der Villa Tiepolo, gelegen zwischen Zianigo und Mirano auf dem Festland vor Venedig. Tiepolo, der die Villa von seinem Vater erbte und sie jahrelang bewohnte, malte dort ab 1759 die Camera dei Satiri und das Camerino dei Centauri mit allerlei bukolischen Szenen aus, die heute abgenommen sind und – soweit erhalten – in der Ca’ Rezzonico in Venedig hängen. Nun wächst diesem Werkbestand eine weitere, bisher nicht publizierte Zeichnung Giovanni Domenico Tiepolos zu: Ein Kentaur und ein weiblicher Faun, die in einer hügeligen Landschaft lagern und sich zärtlich umarmen. Tiepolo dürfte dabei die Herkules-Erzählung von „Nessus und Deïaneira“ variiert haben, liegt doch neben beiden eine große Keule, wie sie der griechische Heros bei sich trug. Die lavierte Tuschezeichnung aus österreichischem Privatbesitz wird nun im Dorotheum für 15.000 bis 20.000 Euro versteigert.
Druckgrafik
Giovanni Domenico Tiepolo hat in dem Wiener Auktionshaus einen weiteren Auftritt bei der Druckgrafik; dort ist seine Radierung „Die Heilige Familie auf einer Anhöhe vor einem Pyramidenstumpf“, auf der er die Hauptprotagonisten nur als Rückenfiguren angelegt hat, aus der 1753 erschienen Folge „Idèe Pittoresche sopra La Fugga in Egitto“ in einen Frühdruck für 1.600 bis 2.000 Euro zu haben. Ansonsten dominieren die Druckgrafik die bekannten Großmeister, etwa Albrecht Dürer mit seinem liebevollen Kupferstich „Maria, das Kind säugend“ von 1519 oder dem Holzschnitt „Mariens Tempelgang“ um 1504/05 aus dem „Marienleben“ in der ersten Ausgabe vor dem lateinischen Text (Taxe je 6.000 bis 8.000 EUR). Zeitlich folgt ihm Pieter van der Heyden mit seiner Umsetzung der figurenreichen und fantasievoll grotesken Szene „Die Hexe von Malleghem“ nach Pieter Bruegel d.Ä.; zudem ist der gleich hoch bewertete Kupferstich aus dem Jahr 1559 noch koloriert. Hundert Jahre nach Dürer griff Jacob Matham auf eine Zeichnung des Nürnberger Meisters zurück und wiederholte 1615 dessen „Großen Kalvarienberg“ als seitenverkehrten Kupferstich, in dem zahlreiche Nebenszenen das eigentliche Geschehen der Kreuzigung Christi in den Hintergrund rücken (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Aus dem Manierismus macht zudem noch Jan Harmensz Muller mit seinem Kupferstich „Merkur entführt Psyche“ um 1597 nach einer typisch allansichtigen Figurengruppe Adriaen de Vries’ auf sich aufmerksam (Taxe 1.600 bis 2.000 EUR).
Die meisten Losnummern zur Druckgrafik steuert Rembrandt bei; diesmal stehen die Portraits und porträtähnlichen Charakterstudien preislich an der Spitze. Das „Selbstbildnis mit federgeschmücktem Barett“ von 1638 liegt zweimal vor, im dritten Zustand für 4.000 bis 6.000 Euro, im vierten, etwas undifferenzierten für 3.800 bis 4.500 Euro. Aus den Bettlerdarstellungen gibt es den „Bärtigen Mann an einem Erdhügel gelehnt stehend“ um 1630 für 3.200 bis 3.800 Euro, aus den Orientalen den edel gekleideten alten „Perser“ für 4.000 bis 5.000 Euro. Teuerste Blätter der Rembrandt-Suite sind das Bildnis des ruhig sitzenden Amsterdamer Graphikhändlers „Clement de Jonghe“ in weitem Mantel von 1651 für 6.000 bis 8.000 Euro und die biblischer Adaption „Joseph erzählt seine Träume“ von 1638 für 8.000 bis 10.000 Euro. Mit 22 Positionen stellt Giovanni Battista Piranesi nur zwei weniger als Rembrandt und fährt zahlreiche seiner Ansichten aus Rom und Umgebung auf, darunter die prächtige „Veduta della Villa dell’ Emo Sig.n Card. Alesandro Albani fuori di Porta Salaria“ mit der barocken Gartenanlage von 1769 im kontrastreichen Abdruck des ersten Zustands. Schon um 1761 gab Piranesi seinen „Catalogo delle Opere date finora alla luce“ heraus (Taxe je 3.000 bis 4.000 EUR). Den noch freien Platz auf dem Blatt hat er einige Jahre später vollständig gefüllt und als letztgenannte Ansicht der „Vedute di Roma“ die „Villa Albani“ verzeichnet (Taxe 2.000 bis 2.400 EUR).
Zeichnungen
Mit die schönsten Werke bei den Zeichnungen Alter Meister sind diesmal Studien zu Altargemälden. Cristofano Roncalli hat mit dünnen bewegten Tuschfederlinien wohl in den 1580er Jahren eine dramatische Bekehrung des Paulus vorbereitet (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Eine exakt ausgeführte, braun lavierte Federzeichnung mit dem Martyrium des heiligen Blasius und der Vision von der Apotheose des heiligen Sebastian wird dem flämischen Künstler Robert van Audenaerde zugewiesen; denn von ihm stammt der spiegelverkehrte, sonst identische Kupferstich nach dem Gemälde Carlo Marattas in der Kirche Santa Maria Assunta in Genua (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Fast malerisch hat Jan Erasmus Quellinus 1689 sein Blatt mit dem „Letzten Abendmahl“ über einer Treppenanlage in einer offenen barocken Architektur ausgearbeitet; auch wegen der Größe könnte es ihm als Präsentationszeichnung für die Auftraggeber des barocken Hochaltars in der gotischen Kirche Onze Lieve Vrouw in Mechelen gedient haben (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR).
In die Mythologie geht es dann mit Sebastian Götz und seinem im Vordergrund aufgereihten, spätmanieristischem „Triumphzug von Neptun und Amphitrite“ (Taxe 1.500 bis 2.000 EUR). Für die Landschaft steht Jan van Goyens Flusslauf mit Boot, Bauernkate und großem Baum im Vordergrund (Taxe 2.400 bis 3.000 EUR). Verschiedene unzusammenhängende Figurenstudien, etwa zu Holzfällern, Lastenträgern oder einer ruhenden Familie, hat Domenico Piola, der mit seiner Werkstatt „Casa Piola“ der führende hochbarocke Maler der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Genua war, auf einem Blatt zusammengefasst (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Ein weiteres Mal nach 2019 und 2020 offeriert das Dorotheum ein Konvolut an Zeichnungen aus der Sammlung des Kunsthistorikers Giancarlo Sestieri zu günstigen Preisen. Auch hier spiegelt sich die thematische Bandbreite wider, angefangen bei religiösen Arbeiten, wie einer filigranen Madonna in der Glorie mit zahlreichen Heiligen von Giacomo del Pò (Taxe 900 bis 1.200 EUR) und der Erscheinung Christi mit Kreuz vor der heiligen Katharina von Genua aus der Hand Carlo Giuseppe Rattis (Taxe 800 bis 1.000 EUR), über eine flotte und noch suchend skizzierte Verfolgung Daphnes durch Apoll des Römers Giovanni Paolo Melchiori (Taxe 600 bis 800 EUR) bis zu dem Rötelakt eines Mannes mit einem Stab auf einem Felsen von Pierre Le Gros d.J. (Taxe 1.000 bis 1.200 EUR).
Neben Tiepolo hat das 18. Jahrhundert noch Rosalba Carrieras aus kurzen Strichen entwickelte Charakterstudie einer jungen Frau als Muse mit Lorbeerkranz und einem Buch für 4.000 bis 6.000 Euro oder Georg Philipp Rugendas’ d.J. Reiterbildnis des ersten Preußenkönigs Friedrich I. mit mürrischer Mimik für 4.500 bis 6.000 Euro zu bieten. Mauro Gandolfi wird ein Blatt mit Kopfstudien fünf junger Frauen samt aufgetakelter Haartracht zugeschrieben, bei dem er sich einer Vorlage seines Vaters Gaetano Gandolfi bedient haben soll (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR).
Russisch wird’s bei den Neueren Meistern mit zwei maritimen Stücken: die Segelboote in der venezianischen Lagune dienten Konstantin Ivanovich Gorbatov um 1930 als Skizze für sein Gemälde „Venezia“ (Taxe 1.500 bis 2.000 EUR), recht gemäldehaft hat Ivan Konstantinovich Ajvazovskij 1850 sein Segelschiff auf bewegter See angelegt (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR). Für die barocke Sankt-Georgs-Kathedrale im damals noch österreichischen Lemberg entwarf der Pole Stanislaw Wyspianski Glasfenster und erstellte dafür um 1892 eine hochformatige Kreidezeichnung mit flehenden Müttern und weinenden Kindern, die in ihrer Motivik an Käthe Kollwitz erinnert (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Weniger dramatisch sind Franz Xaver von Pausingers Hirsch an einem See im Gebirge (Taxe 2.400 bis 3.000 EUR) und die ruhig im Schilfwasser schwimmenden Enten von Alexander Koester (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Erste Ideen für sein Gemälde „Prozession in Hofgastein“ sammelte Adolph von Menzel um 1879 auf schwarzen Kreidezeichnungen und legte eine Frau mit Kind auf dem Arm sowie einen Mann in Rückenansicht als Fahnen- oder Laternenträger auf einem Blatt an (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Den dazugehörigen Priester mit Monstranz gab es im vergangenen November bei Bassenge für 17.500 Euro.
Miniaturen und Aquarelle
Unter die Aquarelle hat das Dorotheum einige Miniaturen eingeordnet, bei denen das Friedrich Heinrich Füger zugeschriebene Bildnis der Marie Françoise de Baudry, Comtesse d’Esterházy-Galántha, als junge rosenbekränzte Göttin Hebe und die Pendants einer Dame mit Pelzkragen und eines sitzenden Herrn von Georges Antoine Keman ebenfalls aus dem späten 18. Jahrhundert herausragen (Taxe je 5.000 bis 6.000 EUR). Romantischer Sinn für Märchen spricht aus Franz Xaver Nachtmanns farbleuchtendem Aquarell eines orientalischen Prinzen mit schwarzem Diener am Meer, der seine Angebetete auf einer Terrasse mit einer Rose grüßt (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Geheimnisvolle und gefährliche Stimmungen verbreiten die beiden mit Sepia gemalten Blätter „Adelsberger Grotte“ und „Grotte von Cornaglia bei Triest“ aus der Hand Johann Nepomuk Enders (Taxe 1.200 bis 1.500 EUR). Die Feinlinigkeit der Nazarener vermitteln Leopold Kupelwiesers zarte weibliche Allegorien der Architektur und der Malerei, die traut unter einer Eiche Platz genommen haben (Taxe 2.000 bis 3.000 EUR).
Während es bei Sigmund L’Allemands Kriegsszene mit Erzherzog Karl, der die Führung des weichenden Bataillons Zach in der Schlacht bei Aspern eben übernimmt, mit Toten und Verwundeten recht martialisch zugeht (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR), gestalteten Eduard Gurk 1840 mit seinem Hügelanstieg samt Dorf im Hintergrund (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR), Thomas Ender mit seinem stillen Blick auf die Berge bei Flitsch in Slowenien (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR) und Jakob Alt 1851 mit seiner Burgruine zu Theben an der Donau bei Preßburg unbeschwerte biedermeierliche Landschaftsaquarelle (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). Mit seinem Sohn Franz Alt geht es dann zum Chor der gotischen Stiftskirche am Schillerplatz in Stuttgart (Taxe 3.600 bis 4.000 EUR), mit Carlo Canella zu einem kleinen Ausschnitt des Hafens von Triest aus dem Jahr 1862 und mit Ludwig Hans Fischer zu ein paar Fischerbooten in der weiten Lagune Venedigs mit dem abendlichen Stadtpanorama im Hintergrund (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR).
Gut vertreten sind wieder die Wiener Vedutenmaler, die mit ihren Aquarellen die rege Nachfrage nach Reiseandenken bedienten. Man meint, fast ein vollständiges Bild der Kapitale aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zu erhalten. So blickt Ernst Graner für 3.000 bis 4.000 Euro in die belebte Stallburggasse bis zur Michaelerkirche mit ihrem gotischen Turm oder lässt 1912 Kaiser Franz Joseph als alten einsamen Mann den alten Naschmarkt vor dem Freihaus auf der Wieden für 5.000 bis 6.000 Euro überqueren. Rudolf Bernt nimmt uns zu einem sommerlichen Sonntagsspaziergang am Stubenring mit (Taxe 1.200 bis 1.500 EUR), Richard Moser zur spätgotischen Pilgramkanzel im Wiener Stephansdom (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR) und Edmund Krenn 1889 zur Pfarrkirche Maria Hietzing mit dem gegenüberliegenden Eingang zum Schlosspark Schönbrunn (Taxe 1.400 bis 2.000 EUR). In österreichische Land schwärmten etwa Hugo Darnaut zu einer zerfallenden Toreinfahrt mit Hühnern in Plankenberg (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR) oder Rudolf Weber zum Donauufer in St. Michael in der Wachau aus und feierten das ländliche Leben (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR).
Die Auktion „Meisterzeichnungen, Druckgraphik bis 1900, Aquarelle und Miniaturen“ findet als Versteigerung im Internet statt. Schlusstag ist der 22. April ab 15 Uhr. Die Lose sind unter www.dorotheum.com abrufbar. |  | Kontakt: Dorotheum Dorotheergasse 17 AT-1010 Wien |
 | Telefon:+43 (01) 515 60 0 | Telefax:+43 (01) 515 60 443 |  |  | E-Mail: client.services@dorotheum.at |  | Startseite: www.dorotheum.com |
19.04.2021 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching |  |
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 Albrecht Dürer,
Maria, das Kind
säugend, 1519 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 9.000,- EURO Losnummer: 8 |  |  |  |  |  | 
 Giovanni Battista
Piranesi, Catalogo
delle Opere date
finora alla luce, um
1761 |  | Taxe: 2.000 - 2.400 EURO Losnummer: 48 |  |  |  |  |  | 
 Jan Erasmus
Quellinus, Das
letzte Abendmahl,
1689 |  | Taxe: 10.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 8.500,- EURO Losnummer: 91 |  |  |  |  |  | 
 Franz Xaver
Nachtmann, Ein
orientalischer
Prinzen und sein
Diener vor einer
Terrasse am Meer |  | Taxe: 4.000 - 6.000 EURO Zuschlag: 3.000,- EURO Losnummer: 212 |  |  |  |  |  | 
 Pieter van der
Heyden, Die Hexe von
Malleghem, 1559 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 20.000,- EURO Losnummer: 17 |  |  |  |  |  | 
 Rosalba Carriera,
Charakterstudie
einer jungen Frau als
Muse mit
Lorbeerkranz und
einem Buch |  | Taxe: 4.000 - 6.000 EURO Zuschlag: 9.500,- EURO Losnummer: 146 |  |  |  |  |  | 
 Rembrandt,
Rembrandt, Clement
de Jonghe.
Graphikhändler in
Amsterdam, 1651 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 25 |  |  |  |  |  | 
 Giacomo del Pò,
Madonna mit Kind in
der Glorie, umgeben
von Heiligen |  | Taxe: 900 - 1.200 EURO Losnummer: 102 |  |  |  |  |  | 
 Cristofano
Roncalli,
Cristofano Roncalli
zugeschrieben, Die
Bekehrung des Paulus |  | Taxe: 4.000 - 6.000 EURO Losnummer: 73 |  |  |  |  |  | 
 Rembrandt,
Rembrandt,
Selbstbildnis mit
federgeschmücktem
Barett, 1638 |  | Taxe: 4.000 - 6.000 EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 23 |  |  |  |  |  | 
 Rudolf Weber,
Donauufer in St.
Michael in der
Wachau, 1909 |  | Taxe: 3.000 - 4.000 EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 282 |  |  |  |  |  | 
 Franz Alt, Die
Stiftskirche in
Stuttgart am
Schillerplatz, 1869 |  | Taxe: 3.600 - 4.000 EURO Zuschlag: 2.000,- EURO Losnummer: 241 |  |  |
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