Rekordpreis für Günter Brus in Wien Das war ein starker Auftritt: Am Montagabend legte ein Werk von Günter Brus bei dem Wiener Versteigerer Ressler Kunst Auktionen eine flotte Sohle aufs Parkett. Das seltene frühe informelle Gemälde, geschaffen bevor Brus zum Wiener Aktionisten wurde, trat mit einem Rufpreis von 75.000 Euro an. Doch schnell steigerten sich die Gebote, so dass das Bruseum, das Günter Brus gewidmete Museum am Joanneum in Graz, aus dem Rennen ausstieg. Laut der Tageszeitung „Der Standard“ kämpften die Albertina sowie der Kunsthändler und Sammler Philipp Konzett zuletzt um die schwarzweiße Farbschlacht aus dem Jahr 1961, bis bei 750.000 Euro der Hammer für Konzett fiel. Mit Aufgeld zahlte der Wiener Galerist 937.500 Euro. Das ist nicht nur der Auktionsrekord für Brus, sondern auch der höchste Preis, der bisher bei Auktionen für einen lebenden österreichischen Künstler bewilligt wurde. Zuvor lag der Spitzenwert für Brus bei netto 160.000 Euro, erzielt beim Münchner Auktionshaus Ketterer im vergangenen Dezember für die ebenso gestisch wilde Malerei „Von unten nach oben“ aus dem Jahr 1960. Laut Konzett, der das Gemälde gemeinsam mit einem Grazer Privatsammler erwarb, soll das Bild im Herbst bei einer Ausstellung im Bruseum gezeigt werden.
An diesen Wert kam Auktionator Otto Hans Ressler mit keinem anderen Objekt seiner 17. Auktion nur annähernd heran, auch wenn die meisten Positionen wie das Brus-Meisterstück aus der Sammlung des 2013 verstorbenen österreichischen Unternehmers Helmut M. Zoidl stammten. Platz Zwei der Zuschlagsliste nahm Andy Warhols mit Diamantstaub angereichter Siebdruck „Shoes“ aus der gleichnamigen fünfteiligen Serie von 1980 bei 80.000 Euro ein (Rufpreis 50.000 EUR), gefolgt von Rudolf Polanszkys mit Polyurethanschaum unterlegter und damit zum Relief erweiterter ungestümer Malereiabstraktion von 1986 bei 50.000 Euro (Rufpreis 38.000 EUR). Auch bei den übrigen höherpreisigen Objekten herrschte die Ungegenständlichkeit vor, etwa bei Josef Mikls unkenntlichen „Zwei Figuren mit Blau“ von 2004 für 42.000 Euro (Rufpreis 35.000 EUR) oder bei Arnulf Rainers bunter Übermalung „Das ist lieber Besuch“ von 1987/88 für 40.000 Euro (Rufpreis 15.000 EUR).
Meist schlossen sich österreichische Künstler an, darunter Franz Grabmayr mit seiner grobschlächtigen Abstraktion „Waldviertler Landschaft“ von 1973 bei 22.000 Euro (Rufpreis 15.000 EUR), Hans Staudacher mit seiner skripturalen gestischen Malerei „Begegnung“ von 1958/59 bei 30.000 Euro (Rufpreis 14.000 EUR) oder der Bildhauer Joannis Avramidis mit seiner zusammengeschweißten „Fünffigurengruppe“ von 1964 bei 35.000 Euro (Rufpreis 22.000 EUR). Die Skulpturensuite war noch mit Wander Bertonis teils polierter, teils patinierter Bronze „Wir und der Mond“ von 1969 aus dem Zyklus „Der Spiegel“ bei 18.000 Euro (Rufpreis 14.000 EUR) oder mit dem in bernsteinfarbenem Paraffinöl eingelegten Plüschtierkopf der Künstlergruppe Gelatin bei 7.000 Euro erfolgreich (Rufpreis 5.500 EUR). |