Russischer Impressionismus in Baden-Baden  |  | in der Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ | |
Das Museum Frieder Burda widmet sich mit einer Ausstellung der impressionistischen Malerei in Russland. Die Kuratorinnen Ortrud Westheider und Alla Chilova machen deutlich, wie sich Künstler in Russland am Ende des 19. Jahrhunderts von den Themen und der Malweise der französischen Impressionisten anregen ließen. Malerinnen und Maler wie Natalja Gontscharowa, Michail Larionow oder Kasimir Malewitsch, die später die Avantgarde bildeten, entwickelten aus dem impressionistischen Studium des Lichts ihre neue Kunst. Die Schau entstand in Kooperation mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau und dem Potsdamer Museum Barberini. Sie zeigt die Internationalität der Bildsprache um 1900 und integriert die russischen Künstler in den großen Aufbruch der europäischen Moderne zur Abstraktion.
Der Aufenthalt von Künstlerinnen und Künstlern in Paris, der damaligen Hauptstadt der europäischen Kunst, hat in der russischen Malerei Spuren hinterlassen. Sie studierten etwa die Werke von Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir. Konstantin Alexeievitch Korovin bannte etwa das nächtliche Treiben vor dem Café de la Paix 1906 mit gleißenden Lichtpunkten auf eine Leinwand. In steiler Aufsicht, als blicke der Betrachter von einem Balkon auf die Straße hinab, neigen sich die Bäume über die leuchtenden Fensterscheiben des berühmt-berüchtigten Cafés.
Zurück in Russland setzten die Maler ihre Eindrücke von der französischen Moderne um: Das Studium des Lichts in der Landschaft übertrugen sie auch in Darstellungen von Innenräumen. Während die Interieurs französischer Maler wie Edgar Degas und Edouard Manet ohne Tageslicht auskamen, erkundeten russische Maler wie Stanislaw Zukowski und Valentin Serow die impressionistischen Lichtwirkungen in geschlossenen Zimmern. Auch dezidiert impressionistische Themen wie der Spaziergang durch ländliche Wiesen und Felder oder Blumen- und Fruchtstillleben wurden von Künstlern wie Ilja Repin, Igor Grabar und Alexej von Jawlensky in die russische Kunst aufgenommen.
Abschließend präsentiert die Ausstellung Arbeiten, die vor dem Ersten Weltkrieg in Moskau die impressionistische Lichtmalerei in die abstrakte Lichtmetaphorik der russischen Avantgarde transformierten. Experimentierfreudige Künstler wie Natalja Gontscharowa und Kasimir Malewitsch loteten zusehends die Grenzen der Malerei aus. Letzterer begründete mit dem ungegenständlichen Suprematismus schließlich eine Stilrichtung, die die russische Avantgardekunst der kommenden Jahrzehnte prägen und bis nach Paris zurückstrahlen sollte.
Die Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ läuft bis zum 15. August. Das Museum Frieder Burda hat seine Öffnungszeiten dienstags bis sonntags auf 10 bis 19 Uhr erweitert. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 11 Euro, für Kinder bis 8 Jahre ist er frei. An der Museumskasse steht nur ein begrenztes Kontingent an Tickets zur Verfügung; die Vorabbuchung eines Zeitfenstertickets wird daher empfohlen. Der Katalog aus dem Prestel Verlag kostet im Museum für 35 Euro, im Handel 39 Euro.
Museum Frieder Burda
Lichtentaler Allee 8 b
D-76530 Baden-Baden
Telefon: +49 (0)7221 – 39 89 80
Telefax: +49 (0)7221 – 39 89 830 |