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Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

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Interieur – Asia Porcelain – Asiatisches Porzellan, um 1911/12 / Joseph Oppenheimer

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Die Zeitgenossen beim Dorotheum fallen mit großen Namen und den für den Versteigerer typischen, treffsicher ausgewählten italienischen Zugaben auf

Wilde Menschen sind gefährdet



Starke Narrative sind in Maria Lassnigs Gemälden eher selten. Vielmehr geht es der Österreicherin um Innenwelten und Erfahrungen, die sie sammelte und in ihren „Körperbewusstseinsbildern“ umsetzte, so auch in ihrem über drei Meter hohen Gemälde von 1980. Drei überirdisch wirkende, animalische Menschenwesen sind darauf um eine wie bei einer Landkarte verkleinerte Küste positioniert. Zwei machen sich an einer gepunkteten Raubkatze zu schaffen, während die dritte Figur oben ein hundeartiges Tier aus einem Skateboard niederdrückt und an den Ohren zieht. In Verbindung mit dem Bildtitel „Wilde Tiere sind gefährdet“ scheint das monumentale Gemälde wie eine tagesaktuelle Warnung zum Naturschutz – oder verweist es mit seiner gewalttätigen Sprache auf das Leid, das sich der Mensch durch ebendiese Rücksichtslosigkeiten selbst zufügt? Als Prunkstück der Zeitgenossen-Auktion im Wiener Dorotheum lässt das Werk jedenfalls auf 600.000 bis 800.000 Euro und damit auf den Auktionsrekord der 2014 verstorbenen Malerin hoffen.


Lassnig befindet sich am 23. Juni in bester Gesellschaft weiterer ausdrucksstarker Künstlerinnen. Ihre Landsfrau Xenia Hausner steuert mit „Wilde Herzen“ von 2003 etwa zwei aneinander liegende Freundinnen bei, die versonnen und geradezu ablehnend zu den Betrachtern blicken. Die in Mischtechnik übermalte Fotografie ergänzte Hausner um collagenhaft aufgesetzte Farbbalken (Taxe 45.000 bis 60.000 EUR). Mit vorgegebenen Formen arbeitet Alicja Kwade, hat für „Moot Matter“ 2017 vier trichterartige Lautsprecher aus Kupfer schwarz bemalt und sie kreuzartig zu einem „Tetrahedron“ verbunden (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR). Die international unter anderem für ihre provokativen feministischen Installationen berühmte Tracey Emin ist mit acht im letzten Jahr lithografierten Frauenbüsten vertreten. „These Feelings Were True“ aus einer 50er Auflage sollen 70.000 bis 80.000 Euro kosten. Schönen und berühmten Frauen widmete sich regelmäßig Andy Warhol. Hinter seinem frischen „Portrait of a Lady“ vor rotem Grund von 1983 steht seine enge Freundin, die Kunsthändlerin Dorothy Berenson Blau, die als Verfechterin der zeitgenössischen Kunst in Florida schon einmal als „The Godmother of Pop“ bezeichnet wurde (Taxe 350.000 bis 450.000 EUR). Eine seiner farbkräftigen ikonischen Siebdrucke Marilyn Monroes von 1963 aus einer 250er Auflage ist mit 60.000 bis 70.000 Euro etwas preiswerter zu haben, als das Unikat.

Mit Struktur zum Ziel

Eine ungewohnt poppige Farbe nutzte Günther Uecker 1983 für sein Nagelbild „Umrahmen Orange“: Gemäß Titel zieht sich von dem Rändern des Quadrats ein Orangeton mit unsteten Konturen auf die ansonsten weiße Fläche der fein gerasterten und eingezeichneten Nagellinien (Taxe 280.000 bis 380.000 EUR). Noch stärker an klaren Strichen ist seine neun Jahre ältere „Diagonale Struktur V“ orientiert (Taxe 140.000 bis 180.000 EUR). Geometrische Farbflächen, deren Wirkung und Kontraste untersucht Imi Knoebel in seinen minimalistischen Kompositionen. Knapp vier Meter breit ist die Acrylmalerei „Ich Nicht XI“ von 2006, die aus verschiedenen Aluminium- und Kunststoffplatten zusammengesetzt ist und die Grundfarben Rot, Gelb und Blau aufeinandertreffen lässt (Taxe 200.000 bis 250.000 EUR). Bei Serge Poliakoff sind die Linien bei allen Spitzen und Kanten fließender und die Binnentextur innerhalb der Farbfelder ausgeprägter. Seine verzahnten Farbflächen „Bleu, blanc, rouge et jaune“ von 1966 sollen 170.000 bis 230.000 Euro in die Kassen spülen. Zunächst unstrukturiert wirkt da Sam Francis’ titelloses Blatt mit vornehmlich blauen Farbspritzern von 1958. Bei eingehender Betrachtung wird jedoch deutlich, dass der Amerikaner mit dem vermeintlichen Zufall eine zentriert dichtere und nach außen freiere Anordnung anstrebte (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR).

Italienische Zeichensysteme

Wieder bietet das Dorotheum einige qualitätvolle italienische Positionen der Kunst nach 1945 feil. Darunter stechen dieses Mal einige Künstler hervor, die sich intensiv mit Zeichen- und Zeilensystemen beschäftigten. Preislich allen voran steht Alighiero Boetti, der 1988 die Tapisserie „Oggi il diciassettesimo giorno del sesto mese dell’anno millenovecentoottantotto“ in Afghanistan sticken ließ. Spielerisch bunt sortierte er dafür seine typografisch elegant gestalteten Buchstanden, in deren Gewirr man sogar Wörter erkennen kann (Taxe 260.000 bis 360.000 EUR). Von Piero Dorazio ist ein Hochformat von 1961 mit dem Titel „Il bello blu“ mit von der Partie, das blaue Striche über rosafarbenem Grund so übereinander legt, dass sich in der Fernwirkung verschiedene Linien über das gesamte Format entwickeln (Taxe 120.000 bis 160.000 EUR). Carla Accardis „Turcheserosso“ aus dem Jahr 1963 mit rot leuchtenden Symbolen auf blauem Grund erinnert wiederum stärker an ein tatsächliches Schriftbild (Taxe 90.000 bis 120.000 EUR).

Ihr koreanischer Kollege Kim Tschang-Yeul verarbeitete ähnlich seriell und in hellem Ocker die Schriftzeichen seines Landes und ergänzte sie in „Recurrence“ von 1997 um heller orangegelb leuchtende Striche mit seine charakteristischen Wassertropfen (Taxe 120.000 bis 180.000 EUR). Der Amerikaner Joseph Kosuth bildete 1968 gleich einen an den Satzspiegel eines Wörterbuchs erinnernden Beitrag „Ohne Titel (Art as an Idea) [Analysis]“ in Weiß auf Schwarz auf Leinwand ab und nahm sich dafür das Wort „a-nal-y-sis“ her (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). In roter Neonleuchtschrift zitierte der Konzeptkünstler 1990 für „No Number #3“ den Philosophen Ludwig Wittgenstein mit dem Satz „Language must speak for istself“ (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Für seine konzeptuelle Arbeit „Un’opera che verrà“ hat Emilio Isgrò, ein Vertreter Konkreten Poesie, 1972 gar die Wörter auf zwei Buchseiten mit Tusche bis auf die titelgebenden Worte komplett ausgelöscht und daraus schwarze wulstige Strichfolgen gemacht (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR).

In die dritte Dimension!

Bei den Italienern und ihren internationalen Kollegen fallen jedoch nicht nur die schriftartigen Strukturen ins Auge, sondern genauso das Drängen in den Raum. Bei Emilio Vedova findet dies noch vergleichsweise virtuell statt. Beim vornehmlich monochromen und nur rot durchbrochenen „De America ‘77 (Slum 7)“ schafft er mit Malerei und Graffiti-Technik seine Tiefenwirkung (Taxe 65.000 bis 85.000 EUR). Enrico Castellani verformte 1999 seinen weißen Malträger für „Superficie bianca“ dann tatsächlich reliefartig, sodass im Spiel aus Licht und Schatten unterschiedliche, feine geordnete Rhythmen entstehen (Taxe 85.000 bis 110.000 EUR). Alberto Burris „Combustione“ aus dem Jahr 1970 ist archaischer. Kunststoff, Vinavil sowie deren Verbrennungen öffnen das Werk in die dritte Dimension (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR). Agostino Bonalumi verformte seine schwarze Leinwand „Nero“ sechs Jahre früher bis knapp vor das Reißen. Die Formen wirken dennoch kissenhaft weich (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Ein Highlight unter den tatsächlich freistehenden Plastiken ist Igor Mitorajs von der Antike inspirierten bronzener Kopftorso „Tindaro“ von 1991 (Taxe 55.000 bis 75.000 EUR).

Große Gesten – Gewaltige Farben

Georges Mathieu prägte den Begriff „abstraction lyrique“ und wurde einer der Hauptvertreter des französischen Tachismus. Mit „Le temps a laissé son manteau“ liegt beim Dorotheum nun ein eindrücklich dynamisches Querformat 1987 mit äußerst gestischen roten und schwarzen Pinselstrichen und -spritzern vor, das seine herausragende Stellung rechtfertigt (Taxe 200.000 bis 300.000 EUR). Der Wahlfranzose Hans Hartung, Vertreter der selben Kunstrichtung, wirkt dagegen mit seinen nach oben strebenden, zentrierten Linien auf türkisgrünem Grund der Leinwand „T 1964 R27“ aus dem Jahr 1964 etwas ruhiger (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Bei Alfons Schillings titellosem Rotationsbild von 1962/88 streben die schwarzen informellen Striche der Technik entsprechend nach außen (Taxe 180.000 bis 250.000 EUR). Starke Farben in breiten Pinselbahnen bringt Gerhard Richters „Rot-Blau-Gelb“ von 1973 in die Auswahl der völlig abstrakten Malerei. Der Ausschnitt mit der Nummer 74 lässt sich mit seinen weiteren 99 Unikaten der Serie zu einem großen Farbmeer zusammensetzten (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR). Noch mehr Leuchtkraft bringt die 1994 fertiggestellte Raute „Großes Farblicht“ des ZERO-Künstlers Heinz Mack in ihren Regenbogenfarben ins Spiel (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR).

Das Dorotheum versteigert die zeitgenössische Kunst am 23. Juni ab 16 Uhr. Eine Vorbesichtigung ist bis zum Auktionsbeginn täglich von 10 bis 17 Uhr, am 20. Juni von 14 bis 17 Uhr möglich. Alle Lose sind online unter www.dorotheum.com abrufbar.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



17.06.2021

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jan Soldin

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