Inge Baecker bei Flutkatastrophe gestorben  |  | Die Galeristin Inge Baecker ist beim Hochwasser in Bad Münstereifel gestorben | |
Die Galeristin Inge Baecker ist während der derzeitigen Flutkatastrophe im Westen Deutschlands im Alter von 78 Jahren ums Leben gekommen. Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, wurde die in Bad Münstereifel lebende kranke Kunsthändlerin, die auf ein Beatmungsgerät angewiesen war, aufgrund der ihr Haus umgebenden Wassermassen von der Außenwelt abgeschnitten. Da der Strom ausfiel, war es ihr nicht mehr möglich, einen Notruf zu tätigen. Schließlich sei das Beatmungsgerät ausgefallen. Freunde berichteten, dass Baecker sehr schwach gewesen sei, aber nicht in ein Krankenhaus gehen wollte.
Inge Baecker galt als besondere Förderin der Fluxus-Bewegung. Der Einstieg in den Kunsthandel und der Kontakt zur damals jungen Kunstströmung waren eher zufälliger Natur: Die Sammlerin Ingvild Goetz, die damals noch eine Galerie und einen Kunstverlag betrieb, fragte 1969 bei Baecker an, ob sie junge Künstler für die Herausgabe einer Edition kenne. Die klassisch ausgebildete Kunsthistorikern, die in Bonn, Münster, Gießen und Konstanz Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert hatte, lernte so Wolf Vostell kennen und besuchte die Schau „Happening & Fluxus“ des Kölner Kunstvereins. 1970 gründete sie dann ihre Galerie in Bochum und widmete Vostell und seinen grafischen Werken ihre erste Ausstellung. Der Maler, Bildhauer, Video- und Happeningkünstler sollte zu einer ihrer Stammpositionen werden.
Ihr Spektrum erweiterte Inge Baecker dann mit Fluxus-Künstler*innen wie Allan Kaprow, Dick Higgins, Mary Bauermeister, Al Hansen, George Maciunas und Ben Vautier. Eines ihrer ersten größeren Projekte war 1975 die Ausstellung „Sehen um zu hören. Objekte und Konzerte zu visueller Musik der sechziger Jahre“ in der Kunsthalle Düsseldorf mit Arbeiten von John Cage, Mauricio Kagel, Stephan von Huene, Nam June Paik, Charlotte Moorman und Giuseppe Chiari. Die Freundschaft mit dem Komponisten Kagel führte dazu, dass Baeckers Galerie auch den Bogen zur Musik schlug und Konzerte mit bildkünstlerischen Anteilen in Form von Partituren oder Instrumenten präsentierte. Zwischen 1972 und 1979 veranstaltete im Einkaufszentrum Ruhr Park die „Bochumer Kunstwochen“, in den 1980er Jahren war dann auch die zeitgenössische brasilianische Kunst ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit als Galeristin.
Ende 1982 verlegte Inge Baecker ihre Ausstellungsräume nach Köln und damit in die damals wichtigste deutsche Kunstmetropole. Hier zeigte sie auch Werke des Rockmusikers Wolfgang Niedecken, des Absolventen der Kölner Werkschulen, der noch heute als bildender Künstler tätig ist. Sie baute ihr Programm mit dem Konzeptuellen Realismus aus Europa, Amerika, Russland und der Türkei aus, engagierte sich für Howard Kanovitz, Larry Rivers, Stephen McKenna, Rainer Gross oder Ugo Dossi und bot etwa 1997 der „Jungen Kunst aus Istanbul“ ein Plattform. Von 1996 bis 2003 verantwortete Baecker in der Kirche St.-Gereon die Ausstellungsreihe „Moderne Kunst im liturgischen Jahr“.
2007 zog Inge Baecker dann mit ihrer Galerie in die Burg von Bad Münstereifel und setzte mit neodadaistischen Positionen, etwa von Sakir Gökçebag, Christoph Pöggeler, Ulrike Rosenbach und Cornel Wachter, nochmals neue Akzente. Insgesamt konnte sie auf über 450 Ausstellungen zurückblicken. 2012 ehrte sie das Kunstmuseum Bochum mit der Ausstellung „Inge Baecker Bochum – Fluxus Ruhrgebiet“. |